Holzfaser-Dämmstoffe

Natürlich währt am längsten

Knapp 60 Jahre nach der Montage des allerersten Wärmedämmverbundsystems in Deutschland ist das Thema Fassadendämmung so aktuell wie nie zuvor. In der Öffentlichkeit wie auch in den Medien wird seit geraumer Zeit lebhaft über das Für und Wider der Gebäudedämmung diskutiert. Dieser Beitrag befasst sich mit ausgewählten Eigenschaften von Holzfaserdämmstoffen und Holzfaser-Wärmedämmverbundsystemen.

Längst sind sie keine Nischenprodukte mehr, sondern erfreuen sich gerade im D/A/CH-Raum bei Bauherren und Sanierern wachsender Beliebtheit: Holzfaserdämmstoffe und Holzfaser-Wärmedämmverbundsysteme. Das gilt auch für Planer und Architekten, die sich zunehmend für ökologische Bau- und Dämmprodukte interessieren. Viele haben die Vorteile erkannt, die für den vermehrten Einsatz von Holzfaserdämmstoffen im Neubau wie auch bei der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden sprechen. Dazu zählen beispielsweise geringe Wärmeleitfähigkeit und hohe Wärmespeicherkapazität des natürlichen Materials, das  sich u.a. durch einen exzellenten sommerlichen Hitzeschutz auszeichnet.

Sicherheit durch Diffusionsoffenheit

Bemerkenswert ist ferner, dass durch die kapillaraktive Struktur des Naturmaterials Wasserdampf bis zu einem Fünftel des Plattengewichts aufgenommen werden kann, ohne dass nach Wiederaustrocknung eine Beeinträchtigung der Dämmwirkung zu verzeichnen wäre. Das ist darauf zurückzuführen, dass Holzfaserdämmplatten, die z.B. in Wärmedämmverbundsystemen zum Einsatz kommen, diffusionsoffen sind. D.h., dass die Bauteile von innen nach  außen zunehmend wasserdampfdurchlässiger konstruiert sind, was den Austrocknungsprozess über den gesamten Wandquerschnitt begünstigt. Diffusionsoffene Konstruktionen lassen also den Eintrag von Wasserdampf in geringem Umfang zu, geben ihn aber durch ihre angepasste Struktur unverzüglich wieder ab.

Montage durch Zimmerer- und Fertigbaubetriebe

Bei der industriellen Vorfertigung von Wand- und Deckenmodulen kommen Holz­­fa­­ser­dämmstoffe regelmäßig zum Zuge: Zwar existiert noch keine repräsentative Statistik, die über die prozentuale Verteilung unterschiedlicher Dämmstoffe im Hochbau Auskunft gibt. Doch aus zahlreichen Gesprächen mit deutschen und österreichischen Holzbauunternehmen geht hervor, dass Holzfaserdämmstoffe im industriellen Fertigbau genauso wie im zimmermannsmäßigen Holzrahmenbau zu den bevorzugten Dämmstoffen zählen. Die Beliebtheit von Holzfaserdämmstoffen mag unter anderem daran liegen, dass sie aus Nadelholz gewonnen werden und dieser Rohstoff in nachhaltig bewirtschafteten Forsten im Überschuss nachwächst.

Wesentliche Gründe für den Trend zum na­­türlichen Bauen mit Holz und zum Dämmen mit Holzfasern liegen in den bauphysikalischen Eigenschaften sowie den mannigfaltigen Einsatzmöglichkeiten auf verschiedenen Untergründen: Holzfaser-Wärmedämmverbundsysteme lassen sich zur Fassadendämmung sowohl auf Massivholz-, Mauerwerk-, Holzrahmen- oder Holzständeraußenwänden applizieren und Holzfaserplatten auch als Hinterdämmung vorgehängter Fassaden einsetzen.

Schutzfunktionen im Vordergrund

Befasst man sich mit den zentralen Argumenten, mit denen Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) unabhängig vom jeweils verwendeten Dämmstoff beworben werden, fällt auf, dass das Hauptaugenmerk diversen Schutzfunktionen gilt: sommerlicher Hitzeschutz, Schallschutz, Schutz vor Transmissionswärmeverlusten und winterlicher Kälte, Schutz vor steigenden Energieausgaben, Schutz vor Schlagregen, Schutz vor Hagel und anderen Unwägbarkeiten, mit denen sich Bauherren, Hauseigentümer und Wohnungsbesitzer konfrontiert sehen, werden von praktisch allen Dämmstoff- und WDVS-Anbietern als Parameter genutzt. Dazu zählt regelmäßig auch der Brandschutz, der im Zusammenhang mit Wärmedämmverbundsystemen in der öffentlichen Diskussion eine besondere Rolle spielt. Anzumerken ist hierzu, dass sich kein Dämmstoff von selbst entzündet – egal, aus welchem Dämmmaterial er besteht. Es bedarf immer einer Zündquelle, die als Auslöser eines Gebäudebrandes zu identifizieren ist.

WDVS = Dämmplatte plus Putz

Die Frage nach der Brennbarkeit des reinen Naturdämmstoffs wird einem Holzfaser-WDVS als Ganzem nicht gerecht. Zwar sind Holzfaserdämmstoffe als brennbar klassifiziert; im Brandfall gehen sie indes nicht „lichterloh“ in Flammen auf, sondern bilden an der Oberfläche eine brandhemmende Verkohlungsschicht. Auch tropfen sie im Brandfall nicht ab; sie glimmen von außen zum Kern hin ganz allmählich durch.

Somit entsprechen sie den grundlegenden Schutzzielen, die die Musterbauordnung in § 14 als oberste Maxime des Brandschutzes definiert. Danach ist der Entstehung eines Brandes durch baulich-technische Maßnahmen vorzubeugen und außerdem die Rettung von Personen durch die Feuerwehr zu ermöglichen. Der Schutz von Sachen irgendwelcher Art ist jedoch nicht Gegenstand des Brandschutzes in der MBO. Daraus lassen sich ­Konsequenzen für die Ausführung von Holzfa­ser-WDVS an der Fassade ableiten: Die Bauausführung soll der Brandausbreitung ent­­gegenwirken bzw. eine Ausbreitung über den Brandherd hinaus möglichst verhindern.

Fragt man, wie es um das Brandverhalten von Holzfaser-Wärmedämmverbundsystemen steht, ist daher immer auch das Putzsystem in die Betrachtungen einzubeziehen, um zu einer realistischen Einschätzung der Brandverhaltens zu gelangen. Als System im Sinne einer aufeinander abgestimmten, bauaufsichtlich zugelassenen Kombination von Holzfaserdämmplatte plus Beschichtung werden Holzfaser-WDVS durch neutrale Stellen überprüft. Bei Holzfaser-WDVS mit Außenputz ist ein Feuerwiderstandsvermögen über eine Zeitspanne von 60, oft sogar von 90 Minuten üblich. Das bedeutet, dass die Statik einer brennenden Außenwand den Flammen mindestens eine bzw. anderthalb Stunde(n) standhalten muss. Die besten Holzfaser-WDVS erreichen die Einstufung „F-90B“. Das bedeutet, dass die Feuerwehr im Brandfall 1,5 Stunden Zeit hat, bevor die geprüfte Konstruktion nachgibt. Diese Zeitspanne kann nach menschlichem Ermessen als hinreichend lang angesehen werden, um Personen aus brennenden Gebäuden zu retten.

Holzfaser-WDVS können mehr

Es ist allerdings erstaunlich, dass sich der öffentliche und bisweilen auch der fachliche Diskurs über WDVS oft auf die bekannten Gefahrenvermeidungsaspekte beschränkt. Er­­wähnenswerte po­­sitive Dämmanreize, die in der öffentlichen Diskussion häufig zu kurz kommen, stellen die Erfahrungen der Be­­wohner in den ­­Vor­­­­­­­­­dergrund, die in einem Haus mit Holzfaser-WDVS ein völlig neues Wohn­gefühl erleben. Au­­­ßergewöhnlich sind da­­­bei auch die ge­­­sund­­heitsför­der­li­chen Eigenschaften des Bau- und Dämmstoffs Holz; eine Allergien auslösende Wirkung von Holz und Holzfaserprodukten ist bis heute noch zu keinem Zeitpunkt nachgewiesen worden. Deshalb kann es gerade für Menschen mit Allergien hilfreich sein, Häuser aus Holz und Dämmstoffen aus Holzfasern zu wählen.

Je besser die Dämmung der Gebäudehülle ausfällt, desto deutlicher verringert sich der Energiebedarf des Hauses und umso schneller amortisiert sich die Investition. Von der optimierten Dämmung profitieren die Bewohner mehrere Jahrzehnte. Hierzu hat das Wilhelm-Klauditz-Institut für Holzforschung in Braunschweig in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Karlsruhe festgestellt, dass Holzfaserdämmplatten in WDVS mindestens 50 Jahre und zumeist noch länger funktionieren.

Zu den nachvollziehbaren Kundenwünschen in einer hochgradig mediatisierten, immer hektischeren Gesellschaft gehört verständlicherweise auch,

– erholsamen Schlaf zu finden, wann immer man will – selbst wenn man an einer vielbefahrenen Straße oder in der Nähe eines Flughafens wohnt;

– Behaglichkeit zu spüren, wenn es draußen stürmisch, regnerisch und windig wird;

– selbst bei größter Hitze von einem ausgeglichenen Raumklima zu profitieren, während die pralle Mittagssonne ihre Strahlen auf die Hauswand wirft etc.

Die Aussicht auf positives Wohnerleben sollte Menschen, die die vorgenannten Wünsche teilen, neugierig machen auf Holzfaser-Wärmedämmverbundsysteme. Schließlich geht es für Anbieter in Zukunft auch darum, glaubwürdig darzulegen, warum das Raumklima in einem holzfasergedämmten Haus als behaglich empfunden wird, wie die Ummantelung der Fassade mit einem diffusionsoffenen Holzfaser-Wärmedämmverbundsystem zum Substanzerhalt des Bauwerks beiträgt und wie man sich dies veranschaulichen kann. Es geht also im Kern darum, im wohlverstandenen Sinne Lust aufs Dämmen von Gebäuden mit Holzfaserdämmstoffen und Holzfaser-WDVS zu machen. In letzter Konsequenz führt das dann dazu, die von der Bundesregierung angestrebte Reduktion des Heizöl- und Erdgasverbrauchs nebst anderen fossilen Energieträgern voranzubringen, um die Freisetzung des Treibhausgases CO2 wirkungsvoll zu minimieren.

Zusammenfassung

Aufgrund ihrer besonderen physikalischen Eigenschaften bewähren sich Holzfaserdämmstoffe in Wärmedämmverbundsystemen für Neu- und Altbauten rund ums Jahr. Fachgerecht verbaut, schützen sie zuverlässig vor sommerlicher Hitze, winterlicher Kälte, Straßenlärm und vielem mehr. Sie weisen in allen Disziplinen gute Ergebnisse auf und schneiden daher in der Gesamtwertung vorzüglich ab. Darüber hinaus tragen sie zum Wohl­­befinden der Bewohner bei, die in holz­fasergedämmten Häusern leben. Außer an erdberührten Kelleraußenwänden und im unmittelbar spritzwasserexponierten Sockelbereich ist das diffusionsoffene Dämmen mit natürlichen Holzfaserprodukten daher zu empfehlen. Weitere firmenneutrale Informationen finden sich im Internet auf www.holzfaser.org

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