Sind brennbare
Dämmstoffe nachhaltig?
Seit Jahren ist der Begriff Nachhaltigkeit in aller Munde. So finden beispielsweise im nachhaltigen Wohnungsbau ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Aspekte Berücksichtigung. Mit dem Qualitätssiegel Nachhaltiger Wohnungsbau will man sich als Vorreiter der Nachhaltigkeitsbewegung positionieren.
Was ist Nachhaltigkeit? Der Begriff stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft, wo der Grundsatz gilt: wer einen Wald hegt, muss darauf achten, nicht mehr Holz zu schlagen als nachwächst. Nachhaltigkeit bedeutet also, vom Ertrag zu leben, ohne die Substanz anzutasten. Ziel ist es, ein Gleichgewicht zwischen Nutzung und Regeneration der vorhandenen Ressourcen zu erreichen. Im Leitfaden der Bundesregierung zum Thema Nachhaltigkeit wird eine wechselseitige Abhängigkeit ökologischer, ökonomischer und soziologischer Faktoren als gleich wichtige und über einen langen Zeitraum zu betrachtende Variablen angegeben. Die Kernaussage zur Ökologie lautet: Schutz der natürlichen Ressourcen, sparsamer und schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen. Nachgefragt: Müssen Dämmstoffe aus Öl hergestellt werden? Der Kernsatz Ökonomie: Lebenszykluskosten senken. Nachgefragt: Müssen Dämmstoffe in Systemen eingesetzt werden, die aufgrund ihrer Materialeigenschaften viel früher verschleißen und dann das Komplettsystem ein bis zwei Mal häufiger erneuert werden muss?
Das Postulat der Stadt- und Raumsoziologie: Schutz und Förderung der menschlichen Gesundheit. Nachgefragt: Sind Dämmsysteme, die brandschutztechnisch in der Diskussion stehen, vertretbar? Zu diesem Thema der Verweis auf die Sendung Panorama der ARD vom 6. Juli 2012. Der Beitrag ist unter folgendem Link abrufbar: http://goo.gl/XU1tq. Es stellt sich die Frage, ob es zu dem millionenfach verwendeten Dämmstoff Polystyrol (Styropor) Alternativen gibt.
Fassade
Die Fassade ist Aushängeschild und Gesicht eines Bauwerks. Sie hat jedoch über die Ästhetik hinaus wichtige Funktionen zu erfüllen. Zunächst muss sie die Bausubstanz vor Witterungseinflüssen schützen, vor Kälte, Hitze und Niederschlag. Es wird erwartet, dass Lärmschutz, Brandschutz und vor allem Wärmeschutz optimal ausgelegt sind. Hinterlüftete bzw. Vorhang-Fassaden (VHF) oder Wärmedämmverbundsysteme (WDV) sollen Energieverluste von Gebäuden minimieren. Hohlräume zwischen Untergrund und Dämmschicht, Wärmebrücken durch Art und Anzahl von Dämmstoffhaltern, Feuchteanfälligkeit und mangelnde Formbeständigkeit der Dämmstoffe sowie Brandschutz-Risiken können negative Auswirkungen auf Fassadenkonstruktionen haben. Verblendungen sind meist nur optische Überdeckungen dieser Schwachstellen und beheben das Grundproblem nicht. Obwohl für hinterlüftete Außenwandverkleidungen, abweichend von der Musterbauordnung, nichtbrennbare Wärmedämmstoffe der Baustoffklasse A1 gefordert werden, werden nach wie vor in WDV Systemen Dämmstoffe der Baustoffklasse B2 verbaut.
Die Dämmstoffgattung Schaumglas bietet hier eine Alternative der Baustoffklasse A1. Schaumglas ist von der Europäischen Kommission seit langem als nichtbrennbarer Baustoff eingestuft. An der MPA Braunschweig wurde Foamglas nach DIN 4102-17 geprüft und kann als Produkt mit einem Schmelzpunkt von mind. 1 000 °C bezeichnet werden. Bei hinterlüfteten Fassaden wird Foamglas mit nichtbrennbaren, mineralischen Klebern vollflächig auf der Wand angebracht. Der Dämmstoff liegt aerodynamisch optimal am Baukörper an. Er bildet eine lagestabile Klimahülle, die weder quillt noch schwindet und auch in der Bauphase keine Beeinträchtigungen durch Luftströmung, Vibrationen oder Windsog erleidet. Für sämtliche Fassadenbekleidungen aus Metall, Naturstein, Glas oder Fasertafeln stehen Systeme zur Verfügung, die sowohl technisch als auch – und das ist der entscheidende Punkt – brandschutztechnisch außergewöhnliche Merkmale besitzen. Als Wärmedämmverbundsystem kann das System Unilit mit hydraulischem Kalkputz, Arte Constructo, nach Europäischer Zulassung ETA 09/0152 realisiert werden.
Flachdach
Das Dach ist eines der wichtigsten Bauteile der äußeren Schutzhülle eines Gebäudes. Anspruch und Anforderung des Bauherren sind deshalb klar: dauerhaft dicht und sicher soll es sein. Das heißt konkret, das Flachdach muss so lange funktionsfähig bleiben, wie das Gebäude genutzt wird. Also über mehrere Jahrzehnte, für Generationen. Mit der richtigen Dachkonstruktion können ästhetische, wirtschaftliche und ökologische Gestaltungsansprüche verwirklicht werden. Voraussetzung ist jedoch, dass die besonderen bauphysikalischen Bedingungen der Nutzung berücksichtigt werden. Stehendes Wasser im Schichtenaufbau kann bei weniger geeigneten Dämmstoffen zu starker Feuchtigkeitsaufnahme und folglich zu Defiziten im Schichtenaufbau führen.
Mangelndes Gefälle, insbesondere bei nicht thermo-mechanisch geschützten Dachabdichtungen, führt mit Pfützenbildung, Ablagerung von Schlammkrusten und Risseinleitung durch Verwitterung zum Feuchtigkeitseintrag in die Dämmschicht bzw. in das Dach. Große Schäden entstehen auch, wenn brennbare Dampfsperren, Dämmstoffe und Eindeckungen dem Feuer reichlich Nahrung bieten. In Schadensberichten wird immer wieder festgestellt, dass Dampfsperren und Dämmstoffe schmelzen und verbrennen. Dabei werden brennbare und/oder toxische Gase freigesetzt. Ein erhebliches Gefährdungspotenzial, auch für die Rettungskräfte. Im Brandfall schmelzen Dämmstoffe und Dachhaut. Begünstigt durch reichlich Sauerstoffzufuhr entfachen sie den Brand über die gesamte Dachfläche. Im Kompaktdach wird Foamglas mit Heißbitumen vollflächig und vollfugig auf dem Untergrund verklebt. Die Abdichtungslagen werden ebenfalls kraftschlüssig und vollflächig auf den Dämmstoff geklebt. Aufgrund der absolut dampfdichten und gasundurchlässigen Zellstruktur bewirkt Schaumglas im Brandfall keine aktive Zufuhr von Sauerstoff im Dämmschichtenpaket. Somit wird die Weiterleitung eines entstehenden Feuers bereits im Keim erstickt. Geprüfte Dachsysteme, z. B. der harten Bedachung, können mit diversen Abdichtungslagen gemäß der Musterbauordnung ausgeführt werden. Harte Bedachungen können auch mit Kiesauflage oder mit Metalleindeckung, ebenfalls nach Musterbauordnung, sicher ausgeführt werden. Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten bietet das kompakte Schaumglassystem, z. B. für Terrassen, Parkdecks, begrünte und bekieste Dächer bis hin zur Teichlandschaft auf der Dachterrasse.
Innendämmung
Bei denkmalgeschützten Fassaden oder Gebäuden, die das Erscheinungsbild aus der Gründerzeit beibehalten sollen, kommt zur Verringerung des Heizenergiebedarfs nur die innenseitige Wärmedämmung in Frage. Für eine zuverlässige und bauhygienisch einwandfreie Innendämmung ist jedoch Grundvoraussetzung, dass unerwünschte Diffusionsvorgänge aus raumseitiger Nutzung wirkungsvoll unterbunden werden und sich kein Kondensat im Wandquerschnitt einlagert. Bei vielen marktgängigen Dämmsystemen ist es wegen fehlender Dampfdichtigkeit erforderlich, zusätzlich aufwändige Dampfbremsen zu installieren. Ein baukonstruktiver Nachteil mit Zusatzkosten. Mit modernen Berechnungsmethoden (Simulationen) werden sogenannte intelligente Dämmstoffe als diffusionsoffene Innendämmung propagiert, die ohne ergänzende Dampfbremsen funktionieren sollen. Das klassische Prinzip der Bauphysik wird damit in Frage gestellt. Ob derartige Simulationsberechnungen das Nutzungsverhalten in der Praxis wirklich widerspiegeln, ist zu hinterfragen. Die Schadensanfälligkeit dieser Systeme zeigt mittlerweile eine andere Realität.
Theoretisch soll ein Dämmstoff Feuchte aufnehmen und wieder abgeben. Der Verlust der Wärmeleitfähigkeit, der entsteht, wenn die Kapillaraktivität des diffusionsoffenen Baustoffes gesättigt ist, wird hierbei nicht betrachtet. Nach dem Prinzip, ein nasser Pullover wärmt nicht, ist auch ein feuchter Dämmstoff in seiner Funktionsfähigkeit eingeschränkt. Erhöhte Feuchteeinlagerung im Bauteilquerschnitt führt zu Schimmelbildung und häufig zur Unbewohnbarkeit der Räume. Nach den jüngsten Diskussionen zu brennbaren Fassaden ist der Brandschutz auch in der Innendämmung nicht zu unterschätzen. Die häufigsten Brände entstehen in Wohnräumen. Der unmittelbare Brandherd kann auf brennbare Baustoffe übergreifen und ein erhöhtes Risiko für Leib und Leben bedeuten. Auch hier ist der Dämmstoff Foamglas vielfältig einsetzbar und bietet vorbeugenden Brandschutz im Wohnbereich.
Wirkungsvoller Brandschutz kann auch im nachhaltigen Bauen mit den Schutzzielen aus Ökologie, Ökonomie, Stadt- und Raumsoziologie umgesetzt werden. Mit dem Dämmstoff Schaumglas werden natürliche Ressourcen verwendet und Klimaschutzziele erreicht. Die Minimierung der Lebenszykluskosten ergibt sich durch die Nutzung des Produktes über die Standzeit eines Gebäudes. Die Wahrung von Gesundheit, Sicherheit und Behaglichkeit wird durch die einzigartigen Materialeigenschaften des Dämmstoffes aus Recyclingglas realisiert.
Fazit
Schaumglas ist ein nachhaltiges Bauprodukt – und ist bereits seit der Erdölkrise 1973 ein Vorreiter des grünen Bauens.
Nachhaltigkeit bedeutet, vom Ertrag zu leben, ohne die Substanz anzutasten.
Bei denkmalgeschützten Fassaden oder Gebäuden, die das Erscheinungsbild aus der Gründerzeit beibehalten sollen, kommt nur die innenseitige Wärmedämmung in Frage.