Neue Heizung als„Mietpreisbremse“
Im Kampf gegen steigende Energiekosten setzt die Hamburger Schiffszimmerer-Genossenschaft auch auf moderne energiesparende Heizungen. In der Wohnanlage im Bergstedter Beerbuschring mit 100 Wohneinheiten wurden deshalb vorhandene Etagen-Gasheizungen mit alter Niedertemperatur-Technik gegen neue mit Gas-Brennwerttechnik ausgetauscht.
„Hamburger arbeiten mehr als 165 Tage nur für die Miete“ titelte das Hamburger Abendblatt. Und tatsächlich: In der Hansestadt liegt der durchschnittliche Mietpreis über 12 €/m² und damit etwa doppelt so hoch wie beispielsweise in Dortmund (Quelle: immowelt.de). Hohe Mietpreissteigerungen, wie gerade in den beliebten Metropolen zu beobachten, sind bei Wohnungsgenossenschaften wie den Schiffszimmerern in Hamburg nicht üblich. Schließlich gehört die Bereitstellung von Wohnraum für Mitglieder zu fairen Konditionen zum genossenschaftlichen Zweck.
„Aber auf steigende Nebenkosten, insbesondere durch Heizenergieverbrauch, haben wir nur indirekten Einfluss“, stellt Andreas Majeri fest, der bei der Schiffszimmerer-Genossenschaft in der Haustechnik für energie- und belüftungstechnische Fragen verantwortlich ist. „Allerdings dämmen wir die Dynamik bei der Nebenkostenentwicklung soweit wie möglich durch gezielte Investitionen in die Bestandsmodernisierung ein“, so Majeri weiter. Jüngstes Beispiel dafür ist die Heizungsmodernisierung von 100 zusammenliegenden Wohneinheiten im Stadtteil Hamburg-Bergstedt, nur etwa 20 km vom Zentrum entfernt.
Wirtschaftlichkeit wird zur Systemfrage
Bei der Aufgabenstellung, das Quartier in Sachen Heiztechnik energetisch und damit wirtschaftlich zu modernisieren, war Andreas Majeri in seinem Element: Als gelernter Heizungsbaumeister und Gebäudeenergieberater hat er selbst viele Ideen und ist stets offen für neueste Technologien. Allerdings gab es mehr zu berücksichtigen als das Energieeinspar-Potenzial eines Heizsystems. Relevant war außerdem: In welcher Relation wird die Investition zu den Kostenersparnissen stehen? Und wie hoch wird während der Modernisierung die Belastung für die Bewohner sein?
Ausgehend von den bestehenden Etagen-Gasheizungen mit Niedertemperaturtechnik und separatem 120-l-Speicher für Warmwasser untersuchten die Schiffszimmerer verschiedene Systeme: Der Anschluss an das Fernwärmenetz schied aus Kostengründen direkt aus. Eine zentrale Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage für das gesamte Quartier verfolgte die Wohnungsgenossenschaft aus ähnlichen Gründen nicht weiter. Dann stellte sich generell die Frage, ob eine Umstellung von Etagen- auf Zentralheizung sinnvoll sei.
„Die Eingriffe in die Bausubstanz für die Installation einer Zentralheizung wären erheblich gewesen. Mit entsprechenden Kosten, aber auch Belastungen für die Bewohner“, rekapituliert Majeri. Denn die Wohnanlage im Bergstedter Beerbuschring ist gezielt demografisch und soziologisch gemischt angelegt: von jungen Singles bis Senioren, von Alleinerziehenden bis mehrköpfigen Familien leben hier zwischen viel Grün über 500 Menschen in guter Nachbarschaft. Massive Umbauten wären also einem Großteil der Bewohner kaum zumutbar gewesen.
„Die beste Relation von Invest zu Energieersparnis war hier, das System einer Etagenheizung beizubehalten, aber auf hoch effiziente Gas-Brennwerttechnik umzusteigen“, konstatiert Majeri und belegt das mit Zahlen: Für den Austausch der über 20 Jahre alten Niedertemperaturheizungen schlugen pro Wohnung rund 5.000 € zu Buche. Die zu erwartenden jährlichen Energieeinsparungen durch die modernen Gas-Brennwertgeräte ecoTEC exclusiv VCI von Vaillant liegen bei etwa 10 %. „Bei dieser überschaubaren Investitionshöhe mussten wir die Modernisierungskosten nicht auf die Miete umlegen. Also kommt den Bewohnern die Heizkostenersparnis voll zugute“, freut sich Majeri über die gefundene Lösung.
Neben diesen „harten Fakten“ führten aber auch „weiche Faktoren“ zu einer großen Akzeptanz der neuen Heizung bei den Bewohnern. Diese können weiterhin wie gewohnt den Heizbetrieb ihres Geräts selbst bestimmen – jetzt aber viel komfortabler über ein Raumthermostat. Außerdem brachten die Umbauarbeiten praktisch keine Störungen mit sich.
Drei Wohnungen an einem Tag
Mit dem Austausch der alten NT-Gasheizungen wurde Gas- und Wasser-Installateurmeister Dirkhard Ballhorn aus Heist beauftragt – im Winter. „Das war aber kein Problem“, sagt Ballhorn ganz entspannt, „denn die neuen Gas-Brennwertgeräte waren so schnell installiert, dass wir inklusive Schornsteinsanierung pro Tag drei Geräte austauschen konnten, also jeweils eine komplette Haushälfte. So blieb die Heizung nur wenige Stunden abgeschaltet.“
Für die schnelle Installation sorgten die kompakte Bauweise des Heizgeräts und die gute Zugänglichkeit der Anschlüsse. „Das neue Heizgerät an die bestehende Hydraulik anzubinden, war schnell gemacht. Insbesondere, weil es kleinere Abmaße hat als das Altgerät. Für den Kondensatanschluss konnten wir zudem einen Abfluss nutzen, an den zuvor das Sicherheitsventil des separaten Warmwasserspeichers angeschlossen war“, berichtet Dirkhard Ballhorn über den Montageverlauf. Auf den zusätzlichen Speicher konnte nämlich verzichtet werden, denn das Gas-Brennwertgerät ecoTEC VCI enthält bereits einen 20-l-Schichtladespeicher. Er sichert die sofortige Verfügbarkeit von Warmwasser ab. Größere Mengen, wie beispielsweise beim Duschen, werden nach dem Durchlaufprinzip erwärmt.
Im Zuge des Heizungsaustausches musste natürlich auch das Abgassystem zur Gas-Brennwerttechnik passend erneuert werden. „Trotz Mehrfachbelegung des Abgasstrangs waren aufgrund der zertifizierten und zum Heizgerät passenden Baugruppen keine Einzelberechnungen erforderlich. Das hat die Arbeit schon im Vorfeld erleichtert“, berichtet Installateurmeister Ballhorn. In die bestehenden Schornsteine wurden flexible PB-Rohre eingezogen, die auch leichte Versprünge ausgleichen konnten.
Dass die Wandheizgeräte größtenteils in der Küche untergebracht sind, war aus Bewohnersicht besonders wichtig: Die gesamte Installation inklusive der Erneuerung des Abgasstrangs machte praktisch keinen Dreck. „Wir konnten am Abend wie immer das Abendessen zubereiten – und mussten nicht erst alles spülen und putzen. Damit hatte ich offen gestanden nicht gerechnet“, war eine Bewohnerin positiv vom Verlauf der Sanierungsarbeiten überrascht.
Küchenschrank mit 24 kW
Neben den vordergründigen Energieersparnissen freuen sich die Bewohner darüber hinaus über den Komfortgewinn der neuen Heizung. Zum Beispiel passt das kompakte Gas-Brennwertgerät mit 24 kW modulierender Leistung und 20-l-Warmwasserspeicher in einen Schrank mit 60er-Standardbreite. Damit fügt es sich problemlos in jede Einbauküche ein und spart sogar noch Platz. Außerdem loben die Bewohner unisono: „Statt am Gerät können wir die Wohlfühltemperatur jetzt ganz einfach am Regler im Flur einstellen. Echt bequem.“
Fazit: Energiesparende Heizungen mit moderatem Installationsaufwand wie Etagen-Gas-Brennwertgräte sind die technische Variante einer „Mietpreisbremse“.
„Die beste Relation von Invest zu Energieersparnis war hier, das System einer Etagenheizung beizubehalten, aber auf hoch effiziente Gas-Brennwerttechnik umzusteigen.“