BBB-Exklusiv: Regulierungen ja, aber mit Augenmaß

Die Aareal Bank ist seit mehr als 50 Jahren die Hausbank der institutionellen Wohnungs- und Immobilienwirtschaft. BundesBauBlatt-Chefredakteur Achim Roggendorf sprach mit Vorstandsmitglied Thomas Ortmanns.

Herr Ortmanns, was ist das Erfolgs­geheimnis der Aareal Bank?

Ortmanns: So geheim ist das Rezept für den Erfolg unseres Hauses nicht. Es geht vor allem um das Zusammenspiel eines soliden Geschäftsmodells, hoher Glaubwürdigkeit, das Vertrauen der Kunden und Investoren sowie die langjährige Erfahrung unserer Mitarbeiter.

Viele Kunden sagen uns, dass sie sich bei uns deshalb so gut aufgehoben fühlen, weil wir verlässlich sind und den kontinuierlichen Dialog mit ihnen pflegen. Wir sind an langfristigen Geschäftsbeziehungen interessiert. Auch wenn manchmal kein schnelles Geschäft zu erwarten ist, bleiben wir im Gespräch. Das schafft Vertrauen.

Beispielsweise zu unseren Kunden aus der Wohnungswirtschaft pflegen wir seit Jahrzehnten gewachsene, vertrauensvolle Beziehungen. Dafür ist Ehrlichkeit eine Grundvoraussetzung. Wenn wir den Eindruck haben, die Risiken sind zu groß, kommunizieren wir das auch gegenüber dem Kunden so. Wir haben dabei eine klare Linie. Meine Erfahrung ist: Der Kunde honoriert diese nachhaltige und stringente Kommunikation.

Dennoch könnten die Geschäfte vermutlich noch besser laufen. Auf dem Aareon Kongress in Garmisch-Partenkirchen kritisierten Sie jedenfalls die übertriebene Brüsseler Regulierungswut, unter der alle Banken seit Ausbruch der Finanzkrise zu leiden haben.

Ortmanns: Verstehen wir uns nicht falsch: Wir kritisieren nicht die Regulierung als solches. Natürlich sind wichtige Bereiche des Bankgeschäfts im Lichte der Finanzkrise neu zu regeln. Das haben wir auch immer unterstützt.

Allerdings hinterlassen die unterschiedlichen Ansätze oft keinen koordinierten Eindruck. Problematisch ist vor allem die Flut von immer neuen regulatorischen Vorgaben und die Veröffentlichung neuer Vorhaben sowie die zum Teil undifferenzierte Umsetzung bezüglich verschiedener Geschäftsmodelle. Das bindet enorme Ressourcen und führt zum Teil zu Wettbewerbsverzerrungen – beides volkswirtschaftlich sicherlich nicht immer sinnvoll. Darum: Regulierungen ja, aber mit Augenmaß.

Wie wirkt sich dieser „Wahnsinn an ­Regulierungen“, dieser „Turmbau zu Brüssel“ mittlerweile auf Ihr Geschäft mit der Wohnungswirtschaft aus?

Ortmanns: Zum jetzigen Zeitpunkt verspüren wir im Kreditgeschäft mit der deutschen Wohnungswirtschaft nur geringe Auswirkungen. Wir machen uns aber Gedanken um die künftige Finanzierungslandschaft. Grund sind die neuen Kapital- und Liquiditätsanforderungen nach Basel III, die bis Ende 2018 sukzessive eingeführt werden, die wir zwar als Aareal Bank schon heute weitgehend erfüllen. Für die Branche insgesamt bedeutet dies aber, dass sich die Finanzierungsspielräume verengen und Finanzierungen aufgrund gestiegener Eigenkapital- und Risikomanagementanforderungen tendenziell teurer werden. Sollte dann auch noch das Zinsniveau generell wieder ansteigen, kann das zu unerfreulichen Entwicklungen für die Wohnungswirtschaft führen.

Das ist aber nicht das einzige Problem.

Ortmanns: Liquiditätsmanagement und Refinanzierung sind in der Tat ein weiteres wichtiges Thema. Zwar ist der deutsche Pfandbrief nach wie vor ein stabiles, verlässliches und günstiges Refinanzierungsinstrument. Die Anforderungen an die langfristige unbesicherte Refinanzierung steigen aber ständig (Stichwort Bail-In). Der Wettbewerb um die Einlagen – insbesondere der Privatkunden – nimmt ständig zu und die Vorhaltung der geforderten Liquidität wird ständig teurer. Das beeinträchtigt vor allem die klassische langfristige Finanzierung der deutschen Banken und damit jenen Teil des Finanzmarktes, der nun wirklich nicht Ursache für die Finanzkrise war.

Also sind die Sorgen der Unternehmen über die verschärften Kreditbedingungen nicht unberechtigt?

Ortmanns: Zur Zeit ist das Kreditangebot für die Wohnungswirtschaft in Deutschland sicherlich noch ausreichend. Das liegt daran, dass viele deutsche Banken sich wieder auf den deutschen Markt fokussieren und Deutschland für viele internationale Investoren und Banken zur Zeit als Markt attraktiv ist. Wenn sich dieses Interesse wieder abschwächt und die Banken in ihren Kreditspielräumen weiter eingeengt werden, ist die Sorge aber sicherlich nicht unberechtigt. Hinzu kommen noch verschärfte Bonitätsanforderungen, die oft auch eine Folge verschärfter Regulierung sind.

Eine Kreditklemme ist aber aktuell nicht in Sicht?

Ortmanns: Die Gefahr gibt es derzeit – zumindest in Deutschland – generell für Wohnungsunternehmen nicht. Die Aareal Bank ist sehr gut vorbereitet und steht ihren Kunden als Partner zur Seite. Und gerade bei den Wohnungsbaugesellschaften besteht stets Bedarf an passgenauen Finanzierungslösungen.

Herr Ortmanns, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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