Ressourceneffizienz:Indikatoren und
Messgrößen im Bausektor
Politische Rahmenbedingungen
Mit dem Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess) und der Rohstoffstrategie hat sich die Bundesregierung zum Thema Ressourcennutzung sowohl aus umwelt- als auch wirtschaftspolitischer Sicht positioniert. Dabei befasst sich ProgRess mit der effizienten Nutzung abiotischer, nichtenergetischer Rohstoffe sowie der stofflichen Nutzung biotischer Rohstoffe. Zudem wird das Ziel der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie bestätigt, die Rohstoffproduktivität bis 2020 bezogen auf das Jahr 1994 zu verdoppeln.
Die politische Zielvorgabe zur Steigerung der Ressourceneffizienz, zum schonenden und effizienten Umgang mit natürlichen Ressourcen wird sich dann erfolgreich umsetzen lassen, wenn gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gestärkt sowie Arbeitsplätze geschaffen und nachhaltig gesichert werden können.
Auf der europäischen Ebene wurde 2010 das EU-Wirtschaftsprogramm „Europa 2020“ verabschiedetet, die Leitinitiative „Ressourcenschonendes Europa“ sowie die Mitteilung der europäischen Kommission „Strategie für die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit des Baugewerbes und seiner Unternehmen“ auf den Weg gebracht.
Runder Tisch Ressourceneffizienz im Bauwesen
Als Informations- und Diskussionsplattform, zur Politikberatung und Bündelung der bereits vorhandenen und zukünftigen Initiativen wurde in diesem Jahr unter Federführung des BMVBS der Runde Tisch „Ressourceneffizienz im Bauwesen“ gegründet mit der Zielsetzung, den Fortschritt der Ressourceneffizienz im Bauwesen angemessen zu dokumentieren und gemeinsame Aktivitäten mit den Akteuren der Wirtschaft zu entwickeln.
Ressourceneffizienz im Bausektor
Die Ressourceneffizienz im Bausektor wird unterschiedlich interpretiert. Der Leitindikator von ProgRess ist die „Rohstoffproduktivität“. Dabei wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit dem direkten Materialeinsatz (DMI) ins Verhältnis gesetzt.
Europa verfolgt einen breiteren Ansatz als ProgRess und regt die Einführung des Indikators „Ressourcenproduktivität“ an. Dieser misst das Verhältnis des BIP zum inländischen Materialverbrauch (DMC). Zudem sollen weitere Ressourcen wie Wasser, Land, Werkstoffe, Kohlenstoff sowie anderer Umweltbelastungen über den gesamten Lebenszyklus dokumentiert werden.
Der Staatssekretärsausschuss für Nachhaltige Entwicklung hat im Jahr 2012 beschlossen, den besonderen Bedingungen des Bausektors Rechnung zu tragen. Es sollen ergänzende, widerspruchsfreie Messgrößen für die Politikberatung sowie die Bewertung von Gebäuden entwickelt werden.
Indikatoren und Messgrößen
Derzeitige Überlegungen zu möglichen Indikatoren:
1. Makroebene (Deutschland)
2. Mesoebene (Bausektor)
3. Mikroebene (Gebäude)
1. Bewertung auf Makroebene:
Laut Statistischem Bundesamt hatten im Jahr 2010 die Baumineralien am gesamten abiotischen Primärmaterialeinsatz in Deutschland mit 42 % den größten Anteil. Die Verfügbarkeit von Baumineralien ist im Gegensatz zu fossilen Energieträgern oder Erzen und ihren Erzeugnissen viel größer, außerdem ist der Gewinnungsprozess mit erheblich geringerem Aufwand verbunden. Deshalb sollten die vorgelagerten Prozesse, die zur Herstellung der Rohstoffe anfallen, einbezogen werden. Mögliche Makroindikatoren sind der „Total Material Requirement (TMR)“ sowie „Total Material Consumption (TMC)“. Hierfür werden jedoch noch ergänzende Berechnungsgrundlagen benötigt.
2. Bewertung auf Mesoebene:
Wie auf der Makroebene sollte ein Indikator den Rohstoffeinsatz für Herstellung, Instandhaltung und Rückbau berücksichtigen. Das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie hat die Wirtschaftssektoren mit dem höchsten TMR in Deutschland untersucht. Dabei wurden, für jeden der Sektoren, der direkte und indirekte Rohstoffaufwand ermittelt, der zur Deckung der Endnachfrage des Sektors aufgewendet wurde. Der Bausektor erzeugte im Jahr 2000 demnach nur 17 % der Endnachfrage am TMR.
Dieser Wert weicht erheblich von dem Anteil der Baumineralien am „abiotischen Primärmaterialeinsatz“ (42 %) ab. Die Berücksichtigung aller vorgelagerten Prozesse ergibt für den Bausektor einen weitaus geringeren Anteil am Rohstoffeinsatz.
3. Bewertung auf Mikroebene (Bauwerksebene):
Vom internationalen und europäischen Komitee (ISO und CEN) wurden harmonisierte Normen veröffentlicht, die bereits Eingang in die Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden gefunden haben. Auf der Produktebene stehen die Datenbank „Ökobau.dat“ und die dort hinterlegten Angaben aus den Umweltdeklarationen (EPD) zur Verfügung.
Für Baumaßnahmen des Bundes wurde das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen eingeführt, die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB e.V. bietet eine entsprechende Gebäudebewertung für private Bauherren an.
Derzeit wird geprüft, ob auf dieser Grundlage die Bewertung der Ressourceneffizienz auf Bauwerksebene weiterentwickelt werden kann.
Resümee:
Die Nutzung von Rohstoffen, der effiziente Umgang mit endlichen Ressourcen sowie die Erschließung vorhandener Einsparpotenziale sind auf absehbare Zeit wesentlicher Bestandteile der politischen Agenda. Der Bausektor ist aufgerufen das Thema weiterhin aktiv zu begleiten.