Verzahnung von Freiraum und Siedlungsfläche
Mannheim nutzt mit seinen über 500 ha ehemaliger Militärflächen die Chance, grüner zu werden und gleichzeitig Stadtentwicklungspotenziale für den Wohnungsbau zu erschließen. Die Zielsetzung folgt dabei der Prämisse, Angebote für alle Bevölkerungsschichten zu schaffen.
Über 500 ha Konversionsfläche sind in Mannheim durch den Abzug des US-Militärs frei geworden (siehe auch S. 48). Die Stadt entwickelt derzeit auf freigewordenen innerstädtischen Konversionsflächen einen weitläufigen Landschaftspark, der Stadtteile miteinander verbindet und so langfristig mehr Natur und Lebensqualität in die Stadt bringt. Verbunden wird diese Entwicklung mit der Ausrichtung einer Bundesgartenschau im Jahr 2023.
Die Lage direkt am zukünftigen Grünzug bietet auch die Möglichkeit, ein besonderes Wohnungsangebot in der Verzahnung von Freiraum und Siedlungsfläche zu schaffen. Dadurch soll auch das Profil Mannheims als attraktiver Wohnstandort gestärkt werden. Um dies zu erreichen, muss die Entwicklung auf allen Ebenen hochwertige städtebauliche, freiraumplanerische und architektonische Standards erfüllen. Diese neuen Teile der Stadt sollen aktuellen und zukünftigen stadt- und wohnungswirtschaftlichen Anforderungen und Rahmenbedingungen Rechnung tragen und attraktiv für ganz unterschiedliche Bewohnergruppen sein. Die Stadt und die städtische Entwicklungsgesellschaft MWSP treiben seit einigen Jahren die Planung, Entwicklung und Vermarktung der neuen Wohngebiete voran.
Das 12-Punkte-Programm Wohnen
Wohnungsbau und -versorgung sind in Mannheim politische Handlungsfelder von prioritärer Bedeutung. Mit dem im Frühjahr 2017 vom Gemeinderat verabschiedeten 12-Punkte-Programm zum Wohnen reagiert die Stadt auf die rasanten Entwicklungen des Wohnungsmarktes in den letzten Jahren und etabliert ein wirkungsvolles Instrument zur zukünftigen Sicherung von nachhaltigem und bedarfsgerechtem Wohnraum gegenüber steigender Nachfrage und Preisniveaus.
Das zukünftige Quartier Spinelli
Spinelli ist das erste Quartier, dessen Entwicklung sich maßgeblich nach diesen wohnungspolitischen Handlungsvorgaben richten wird. Die ehemalige Pionierkaserne wurde im Zweiten Weltkrieg von den Amerikanern als Depot- und Lagereinrichtung für Waren des täglichen Bedarfs der in Europa stationierten US-Truppen genutzt. Das Gelände ist rund 80 ha groß und liegt in Feudenheim und Käfertal, in zentraler Lage und guter Anbindung an die B38.
Auf der Fläche entsteht ein großflächiger Landschaftspark, der im Jahr 2023 als Bundesgartenschau eröffnet wird. Ein Großteil der ehemaligen Militärfläche bleibt so unbebaut und wird zukünftig eine Grün- und Freifläche für alle Mannheimer, die zudem als als Frischluftkorridor für die Stadt fungiert und so eine wichtige klimaökologische Bedeutung hat. Am nördlichen Rand der Fläche entstehen neben dem Stadtteil Käfertal-Süd neue Nachbarschaften mit rund 1600 Wohneinheiten – die dann unter anderem mit einem Radschnellweg an das Zentrum angebunden sein werden. Mit Beginn der BUGA im Frühjahr 2023 soll der erste Bauabschnitt des Quartiers Spinelli abgeschlossen sein und modellhaft zeigen, wie wir in Zukunft wohnen wollen. Die Entwicklung wird mit Partnern der unterschiedlichsten Arbeitsfelder gemeinsam gestaltet. Dabei geht es um Nutzungen des öffentlichen Raums, Modelle für gemeinschaftliches Leben, beispielhafte ökologische Ansätze, aber auch die Sicherstellung einer sozialen Durchmischung und die Anwendung des 12-Punkte-Programms Wohnen.
Für die Gestaltung Spinellis spielt der Umgang mit Bauland eine wesentliche Rolle. Hierfür kommen vor allem vier Maßnahmen des 12-Punkte-Programms zum Tragen: die verbilligte Vergabe von Grundstücken, die Vergabe nach Konzeptqualität – statt nach höchstem Gebot –, die Gewährung von Erbbaurechten sowie das Quotenmodell für kostengünstigen Wohnungsbau, nach welchem zukünftig ein Mindestanteil von 30 % der Neubauwohnungen ab zehn Wohneinheiten zu einem verbilligten Mietpreis angeboten werden. Das Zusammenwirken allein dieser Programmpunkte fördert nicht nur einen insgesamt höheren Anteil an bezahlbarem Wohnraum, sondern gibt gleichzeitig experimentellen und modellhaften Projekten die Chance zur Verwirklichung und gewährleistet damit jene Durchmischung, die für die Realisierung zukunftsfähiger Quartiere grundlegend ist – sei es in Hinblick auf die Zielgruppen, die Nutzungen vor Ort oder die lokalen Angebote.
Experten-Beteiligung und Bürger-Dialog
Erste Partner für die Entwicklung auf Spinelli sind unter anderem die Hochschule für Technik Stuttgart, die hier mit dem Projekt „HFT Partnerschaft Intelligente Stadt i_city“ innovative energetische Strategien und Konzepte für die nachhaltige Stadt und Mobilität – gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung – erproben will, und das KIT Karlsruher Institut für Technologie mit dem Institut für Angewandte Geowissenschaften, dem Institut für Regionalwissenschaft und dem Institut für Geographie und Geoökologie, die auf ihren Arbeitsfeldern zu einer nachhaltigen Entwicklung im Sinne einer klimagerechten Stadt beitragen werden. Auch der Runde Tisch Gemeinschaftliches Wohnen, Realisierer aus der Wohnungswirtschaft sowie Verbände und Vereine aus den Bereichen Soziales und Mobilität sind bereits dabei.
Als das ehemalige US-Kasernengelände zum ersten Mal nach der Beräumung für die breite Öffentlichkeit geöffnet wurde, folgten rund 350 Bürger sowie zahlreiche Bezirks- und Stadträte der Einladung, gemeinsam mit Experten und Vertretern der Stadt die Entwicklungsmöglichkeiten zu diskutieren sowie Wünsche und Ideen einzubringen. Veranstaltet wurde der Bürger-Dialog von der Projektgruppe Konversion der Stadt Mannheim gemeinsam mit der Bundesgartenschau Mannheim 2023 GmbH und der Projektentwicklungsgesellschaft MWSP.
„Der zukünftige Park verbindet die noch getrennten Flächen im Bereich der Feudenheimer Au und wertet sie auf. Zentraler Bestandteil allerdings ist die Konversion von Spinelli und deren städtebauliche Entwicklung, die das Scharnier zwischen Grünzug und bestehender Wohnbebauung bilden wird“, beschreibt Baubürgermeister Lothar Quast die Aufgabenstellung.
Um das Profil Mannheims als attraktiven Wohnstandort zu stärken,
muss die Entwicklung auf allen Ebenen hochwertige städtebauliche,
freiraumplanerische und architektonische Standards erfüllen.
Die Vergabe von Grundstücken erfolgt u.a. nach Konzeptqualität statt nach höchstem Gebot.
Nach dem Quotenmodell für kostengünstigen Wohnungsbau werden zukünftig ein Mindestanteil von 30 % der Neubauwohnungen ab zehn Wohneinheiten zu einem verbilligten Mietpreis angeboten.