Nachgefragt

„Wir machen Immobilien smart und nachhaltig“

Interview mit dem künftigen ista-Chef Dr. Hagen Lessing zur Digitalstrategie des Immobiliendienstleisters.

Herr Dr. Lessing, im Juni werden Sie CEO der gesamten ista Gruppe, herzlichen Glückwunsch! Im Zuge dessen haben Sie angekündigt, „massiv“ in die Digitalisierung von ista zu investieren. Was genau heißt das?

Dr. Lessing: Vielen Dank, ich freue mich sehr auf meine erweiterte Aufgabe bei ista. Und tatsächlich wollen wir die Digitalisierung unserer Produkt- und Servicewelt massiv voranbringen. Dazu investieren wir in Hardware und Software, damit unser Angebot für unsere Kunden aus der Immobilienwirtschaft noch attraktiver wird. Unser Ziel ist, unseren Kunden mit klugen Lösungen zu helfen, ihre Immobilien smart und nachhaltig zu machen. 

Unser Anspruch ist, das erste wirkliche Tech-Unternehmen der Immobilienbranche zu werden. Bereits heute haben wir mit unseren weltweit 30 Millionen vernetzen, internetfähigen Geräten in über 13 Millionen Haushalten beste Voraussetzungen dafür. Darauf bauen wir mit unserer Digitalisierungsoffensive auf.

Können Sie konkrete Zahlen für die Investitionen nennen?

Dr. Lessing: Bereits im vergangenen Jahr 2020 haben wir gegenüber dem Vorjahr dreimal mehr für die digitale Unterstützung unserer Kunden ausgegeben. Im laufenden Jahr 2021 werden wir diese Investitionen nochmals steigern und den Betrag verdoppeln. Darüber hinaus investieren wir seit Jahren über einhundert Millionen pro Jahr in unsere Geräteinfrastruktur. 

Wir investieren aber auch massiv in Personal und digitales Know-how. Wir haben eine Spezialeinheit mit Digitalexperten neu gegründet. Das ist ein Team aus 30 Kolleginnen und Kollegen in unserem Head Office in Essen, die jeweils große Erfahrung mit der Entwicklung digitaler Produkte und Services sowie dem digitalen Marketing und der Entwicklung von Customer Journeys mitbringen. Dadurch wollen wir ein exzellentes Kundenerlebnis schaffen, wie man es aus anderen Branchen von den großen E-Commerce-Plattformen her kennt.

Stand heute sind Ihre Kunden vor allem Vermieter und Verwalter jeglicher Größenordnung. Welche Kundengruppen haben Sie für das digitale Kundenerlebnis genau im Blick?

Dr. Lessing: Unser digitales Angebot richtet sich an alle unsere Kunden. Vom einzelnen Privatvermieter oder Verwalter bis hin zum börsennotierten Wohnungskonzern. Künftig werden wir den kleinen und mittleren Immobilienunternehmen noch stärker unsere Unterstützung bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse anbieten. Dazu haben wir unter anderem auch zwei neue digitale Plattformen im Angebot, die wir gemeinsam mit den PropTech-Unternehmen objego und facilioo entwickelt und auf den Markt gebracht haben.

Das Angebot von objego richtet sich an Privatvermieter und unterstützt diese dabei, die Verwaltung ihrer Immobilien digital, effizient und einfach zu managen. Die Plattform von facilioo richtet sich wiederum an etwas größere Kunden wie private Wohnungsunternehmen, Genossenschaften, kommunale Gesellschaften und Fremd- oder WEG-Verwalter.

Was genau bieten diese Plattformen? Wie machen Sie den Kunden das Leben leichter?

Dr. Lessing: Mit facilioo lassen sich die Abläufe zwischen Eigentümern, Mietern, Handwerkern und Dienstleistern im Tagegeschäft ideal organisieren. Ein aktuelles Beispiel ist die digitale Eigentümerversammlung. Mit diesem Modul können Verwalter Beschlüsse rechtssicher digital mit allen Eigentümern abstimmen. facilioo ist mit nahezu allen gängigen ERP-Systemen kompatibel. Typische Prozesse wie der Versicherungsschaden können ohne Brüche digital ablaufen. Für Verwalter bedeutet das eine Zeitersparnis von 60 %. Deutschlandweit wird facilioo bereits in 700.000 Nutzeinheiten eingesetzt. 

Objego hingegen ist der Excel-Ersatz für alle kleineren Vermieter und Verwalter. Die Nebenkostenabrechnung gelingt so mit wenigen Klicks und deutlich stressfreier.

Neben den Plattformen verändert sich aber auch ihr Kerngeschäft. In Zukunft sollen Mieterinnen und Mieter monatlich über ihren Wärmeverbrauch informiert werden. Planen Sie dazu auch ein digitales Angebot?

Dr. Lessing: Ja, wir haben dafür eine Lösung entwickelt, die EcoTrend heißt. Dabei handelt es sich um eine smarte Verbrauchsinformation, die unseren Kunden hilft, die neuen Anforderungen der europäischen Energieeffizienz-Richtlinie schnell, einfach und vor allem komfortabel zu erfüllen. Bewohnerinnen und Bewohner erhalten regelmäßige Verbrauchsinformationen per Push-Nachrichten über eine App, ein Web-Portal oder als E-Mail. Die Verbräuche werden übersichtlich und transparent dargestellt, auch Vergleiche mit anonymisierten Durchschnittsverbräuchen sind möglich. Das alles macht Lust auf Energiesparen. 

Übrigens wird EcoTrend über einen Datenschnittstelle auch mit der Plattform von facilioo kompatibel sein. Sobald die anstehende Novellierung der deutschen Heizkostenverordnung umgesetzt ist, gehen wir mit EcoTrend auf den Markt.

Eingangs sagten Sie, ista solle zum ersten Tech-Unternehmen der Immobilienbranche werden. Wie beurteilen Sie den derzeitigen Stand der Branche bei der Digitalisierung?

Dr. Lessing: Die Immobilienbranche war bei der Digitalisierung bisher kein Vorreiter. Andere Branchen sind da weiter. Die Nachfrage nach Lösungen wie der von facilioo zeigen aber, dass sich das ändert. In fünf Jahren wird in der Immobilienbranche niemand mehr von der Digitalisierung sprechen, dann ist sie eine Selbstverständlichkeit. Bereits für 2021 sehe ich einen großen Schub, auch getrieben durch die Corona-Pandemie, die in allen Lebensbereichen zeigt, wie wichtig digitale Lösungen sind – insbesondere auch beim Wohnen. 

Und wer wird sich bei dieser Entwicklung durchsetzen? Kleine Start-up-Unternehmen oder große etablierte Konzerne?

Dr. Lessing: Ich glaube, dass es weniger um Groß und Klein geht. Vielmehr werden sich die Schnellen gegen die Langsamen durchsetzen. Wir wollen mit ista ganz klar zu den Schnellen gehören. Deswegen setzen wir unsere Digitalisierungsstrategie konsequent um und stellen uns als Partner für unsere Kunden auf, der den digitalen Wandel in der Immobilienwirtschaft begleitet und mit neuen Produkten und Services überzeugt. 

Herzlichen Dank für das Gespräch.

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