Bezahlbare Nachhaltigkeit ist Trumpf
Die Wohnungswirtschaft trägt hinsichtlich Ressourcen- und Klimaschutz eine besondere Verantwortung. Dass dabei auf bewährte Bauweisen nicht verzichtet werden braucht, zeigt das Beispiel einer Siedlung in Gelsenkirchen.
Im Rahmen der Modernisierungsoffensive „Besser wohnen – Zu Hause im Quartier“ des Landes Nordrhein-Westfalen saniert der Wohnungskonzern LEG 91 Wohnungen, einen Teil einer Siedlung mit insgesamt über 1.700 Wohnungen aus ihrem Bestand in Gelsenkirchen-Hassel. In der Eppmannssiedlung nahe der ehemaligen Zeche Westerholt finden sich Vier-, Sechs- und Mehrfamilienhäuser, überwiegend aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Mit ihrem umfangreichen, alten Baumbestand in den großzügigen Grünflächen bietet die Siedlung einen hohen Wohnwert. „Mit der Sanierung verfolgen wir das Ziel, all das Potenzial, das die Eppmannssiedlung bietet und ausmacht, zutage zu fördern“, bringt es Melanie Anhalt auf den Punkt. Sie ist im Bereich der Strategischen Quartiersentwicklung bei der LEG Wohnen NRW GmbH und war an der Gestaltung des Projektes mit Fokus auf Nachhaltigkeit beteiligt.
Umfangreiche energetische Sanierung
Den gesamten Arbeiten lag dabei ein einheitliches Energiekonzept zugrunde. Die Gebäudehülle der Mehrfamilienhäuser wurde vollständig ertüchtigt. Neben der Dämmung der Fassaden und Dächer beinhaltete dies auch den Austausch sämtlicher Fenster. Außerdem erhielten die Kellerdecken in allen Gebäuden eine neue Dämmung. Diese energetischen Verbesserungen steigern die Energieeffizienz der Wohnhäuser auf KfW-55-Niveau. Für weitere Optimierung der Energiebilanz in der Siedlung sorgte der Einsatz recyclingfähiger Materialien. Diese reduzierten die sogenannte graue Energie, die bei der Produktion und dem Transport neuer Baumaterialien angefallen wäre. Das Sanierungsprojekt in Gelsenkirchen ist somit in Sachen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit ein Vorbild für andere sanierungsbedürftige Siedlungen.
Für Melanie Anhalt steht fest: „Es gibt keinen Bereich in der Immobilienwirtschaft, in dem Nachhaltigkeit nachrangig ist“. Ein nachhaltiges Konzept stand bei der gesamten Sanierung der Eppmannssiedlung im Fokus und beeinflusste auch die Wahl eines Wärmedämm-Verbundsystems. Zum Einsatz kam das recyclingfähige WDVS weber.therm circle. Nach Ablauf der Lebensdauer können alle Bestandteile sortenrein rückgebaut und somit optimal einer Neunutzung zugeführt werden. Da es sich um ein ökologisch zertifiziertes System handelt, wurden für die Sanierung europäische Fördergelder ausgeschüttet.
Nachhaltig und hochwertig
Die Eppmannssiedlung soll, wie jede Wohnanlage, in erster Linie bezahlbaren und zugleich wertigen Wohnraum für ihre Mieter bereitstellen. Bei der Sanierung bewegte man sich folglich im Spannungsfeld zwischen Wohnwert für die Bewohner, Wirtschaftlichkeit für den Eigentümer und einer möglichst nachhaltigen Bauweise. Dabei lag das Augenmerk nicht zuletzt darauf, den Charakter der Siedlung beizubehalten, sie jedoch zugleich zeitgenössischer und lebenswerter zu machen. In einer derart ruhrgebietstypischen Wohnsiedlung kein leichtes Unterfangen, wie Melanie Anhalt weiß: „Die Herausforderung liegt meines Erachtens darin, die Reihung immer gleicher Gebäude aufzuheben und die einzelnen Häuser und auch Wohnungen erkennbar zu machen. Gleichzeitig geht es natürlich auch darum, vorhandene Qualitäten zu bewahren und zu unterstreichen.“
Die gesamte Gestaltung der Eppmannssiedlung wurde in einem Wettbewerb ausgeschrieben, den das Büro pier7 architekten aus Düsseldorf für sich entschied. Die Entwürfe stellen die Gebäude in einen Bezug zum baulichen Umfeld und lassen ihren ursprünglichen Charakter bestehen. Unterschiedliche Putzstrukturen an den Fassaden verleihen der Anlage aber gleichzeitig einen modernen, zeitgemäßen Charme. Um die Historie der Siedlung zu erhalten, wurde ein Motiv aus den 1950er-Jahren von einem Bestandsgebäude aufgenommen und in abstrahierter Form als Sgraffito wieder auf die sanierte Fassade übertragen. Mit sich wiederholenden Elementen an den Fensterbereichen steigert sich der Wiedererkennungswert und entwickelt sich ein eigener LEG-Stil, der auch zukünftig für Modernisierungen der Bestandsimmobilien angewendet werden kann.
Klassischer Aufbau, sortenreiner Rückbau
Um langfristig lebenswerte Wohnräume zu schaffen, will die LEG auch zukünftig verstärkt auf die Verwendung recycelter Baumaterialien setzen. Noch stehen diese eher begrenzt zur Verfügung, doch die Industrie hat die Zeichen der Zeit erkannt und bewährte Systeme entsprechend weiterentwickelt, wie das Beispiel weber.therm circle anschaulich zeigt. Das Wärmedämm-Verbundsystem lässt sich beim Rückbau vollständig in seine Bestandteile zerlegen. Hinsichtlich des Aufbaus unterscheidet es sich dabei kaum von herkömmlichen WDVS.
Zum bewährten Aufbau aus Dämmstoff, Armierungsschicht und Oberputz kommt lediglich eine Schicht aus Armierungsgrundputz sowie ein Separationsgewebe. Die Befestigung erfolgt rein mechanisch. Anstatt die Dämmplatten mit dem tragenden Mauerwerk zu verkleben, kommen bei weber.therm circle Schraubdübel zum Einsatz. Der versenkte Dübelkopf wird anschließend passgenau mit Mineralwolle abgedeckt, sodass Wärmebrücken auf ein Mindestmaß reduziert werden. Sämtliche Komponenten des Systems sind bauaufsichtlich zugelassen und lassen sich, wenn das Ende der Nutzungsphase des Gebäudes erreicht ist, getrennt voneinander vom Gebäude lösen. Einer sortenreinen Trennung und Neunutzung steht somit nichts im Wege.
Die Wahl der Baustoffe ist entscheidend
Egal ob in der Nachverdichtung oder im Neubau: Mit der Wahl der richtigen Baustoffe lassen sich Nachhaltigkeit, Wohnwert und Wirtschaftlichkeit ohne größere Einbußen verbinden. Die sanierte Eppmanssiedlung in Gelsenkirchen beweist dies eindrücklich.
Weitere Informationen unter www.de.weber/circle