Es gibt noch viel zu tun, packen wir‘s an
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wenn es um den Bau neuer Wohnungen geht, ist es zurzeit nicht so einfach, den Durchblick zu behalten. Mal fällt die Bilanz besser als befürchtet aus. Mal steht der Branche die wahre Talfahrt noch bevor.
Bundesbauministerin Klara Geywitz jedenfalls begegnete jetzt der schlechten Stimmung mit einer Mutmacher-Botschaft: „Die Baufertigstellungszahlen für 2023 zeigen ganz deutlich: Die Lage am Bau ist stabil.“ Neben den 294.400 fertiggestellten Wohnungen befänden sich derzeit weitere 390.900 Wohnungen im Bau.
Geywitz unterstreicht: „Mit unserer zielgerichteten Wohnungspolitik haben wir die richtigen Anreize gesetzt.“ Vor allem der sozia-
le Wohnungsbau erweise sich als „absoluter Stabilitätsanker“. Hier wirke die Förderung des Bundes. „Und wir unterstützen weiter“, betont die Bundesbauministerin. Und blickt nach vorne: „Im Sommer starten wir ein Programm, um Familien beim Bestandserwerb zu unterstützen, im Herbst kommt ein neues Förderprogramm für bezahlbaren Neubau.“
Insgesamt fällt das Fazit von Geywitz positiv aus: „Unsere Förderpolitik und die deutlich verbesserten Rahmenbedingungen am Bau, wie der Rückgang der Inflation und Bauzinsen sowie Einkommenszuwächse und vermehrte Hypothekenabschlüsse, werden die Bau- und Wohnungsbranche weiter unterstützen.“
Auch für Dr. Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Baustoffe - Steine und Erden, war der Wohnungsbau in 2023 „noch stabil“. Doch selbst 294.400 Wohnungen reichten mit Blick auf das Bevölkerungswachstum in Deutschland bei Weitem nicht aus. Zudem kündigten die seit Monaten stark rückläufigen Genehmigungszahlen im Wohnungsbau einen gravierenden Abwärtstrend für 2024 und den darauffolgenden Jahren an. „Ohne signifikant bessere Rahmenbedingungen ist ein Absturz auf rund 200.000 fertiggestellte Wohnungen zu erwarten“, mahnt Frederichs. Für Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, ist die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in 2023 „zunächst einmal ein Ergebnis, das die Leistungsfähigkeit der Bauwirtschaft auch in konjunkturell schwierigen Zeiten und unter problematischen Rahmenbedingungen beweist“.
Es zeige aber auch den enormen zeitlichen Verzug bauwirtschaftlicher und baupolitischer Entscheidungen. Denn viele der Fertigstellungen des Vorjahres dürften noch auf Genehmigungen zurückzuführen sein, die in den Jahren bis 2022 unter deutlich besseren Rahmenbedingungen beantragt und erteilt worden sind.
Mit 294.400 fertiggestellten Wohnungen verfehlt nach den Worten von Dr. Hannes Zapf, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau, „die Bundesregierung einmal mehr ihr selbst gestecktes Ziel deutlich. Die Vergangenheit ist damit zwar ein wenig besser als erwartet, aber die Zukunft ist weiterhin düster.“
In das gleiche Horn stößt auch Dirk Salewski, Präsident des BFW Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen: „Die Baugenehmigungszahlen sind historisch schlecht und schreiben den Negativ-Trend nur fort.“ Für Salewski kommt die wirklich harte Zeit erst noch: „Die Baukosten sind dermaßen hoch, dass sich das Bauen nicht mehr rechnet, auch und vor allem, weil es schlicht keine Käufer gibt bei diesen Preisen.“
Hoffentlich behalten die Pessimisten nicht recht. Sonst liegen die mageren Jahre eindeutig noch vor uns.
Ihr