Leben im Quartier: So geht urbanes Wohnen
Die Zukunft urbanen Wohnens liegt in Quartieren: Sie fördern die soziale Durchmischung und schaffen lebenswerte Wohnumfelder. Integraler Bestandteil solcher Quartiere sind passende Parkraumlösungen: Mobility Hubs vernetzen das Quartier und schaffen Platz. Ein Blick ins Tabakquartier Bremen zeigt, wie diese Potenziale in der Praxis gelebt werden.
Das Tabakquartier in Bremen
Im Tabakquartier in Woltmershausen errichtet das europaweit tätige Bau- und Dienstleistungsunternehmen Goldbeck für die Justus Grosse Real Estate GmbH aktuell ein Mehrfamilienhaus mit 60 Wohneinheiten. In dem über 20 Hektar großen Viertel sind neben Wohnungen auch Parks, Büros, Gastronomie- und Kulturangebote sowie ein Hotel und eine Kindertagesstätte entstanden. Der Name deutet es an: Das Gelände Europas einst größter Zigarettenfabrik wandelt sich zu einem Zukunftsquartier für Wohnen, Arbeiten und Freizeit.
75.000 Quadratmeter Gewerbefläche sind zum aktuellen Zeitpunkt im Quartier bereits vermietet. Weitere 24.000 Quadratmeter sind in Planung oder im Bau. Insgesamt entstehen rund 1.000 Wohnungen in dem Viertel. Die Entwurfsplanung des fünfgeschossigen Wohngebäudes mit dem Projektnamen TQ Living stammt von Kukuk Architekten aus Bremen. Der Neubau erfüllt den KfW-40-Standard und schafft auf fünf Etagen barrierefreie Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen für Singles, Paare und kleine Familien. Das TQ-Living-Projekt ist das erste öffentlich geförderte Wohngebäude im Quartier. Die Wohnungen sind bis Sommer 2026 bezugsfertig.
Mobilität im Tabakquartier
Die Entwicklung des Tabakquartiers verfolgt hohe ökologische und städtebauliche Standards: Zahlreiche Fahrradwege und eine gute ÖPNV-Anbindung schaffen ein Quartier der kurzen Wege. Drei Mobilitätshäuser wird es im Tabakquartier geben. Goldbeck hat bereits zwei davon realisiert. Die Mobilitätshäuser vereinen Stellflächen mit allen Mobilitätsformen: Bewohnern stehen unter anderem Bike-, Lastenbike-, Car- und E-Transporter-Sharing, E-Roller sowie E-Ladepunkte für PKW und Fahrräder zur Verfügung. Das Dach eines Mobilitätshauses ist begrünt und beheimatet künftig ein Gewächshaus: Rooftop Gardening für die quartierseigene Gastronomie. Ziel der Mobilitätshäuser ist es, im Quartier eine nahezu autofreie Umgebung zu kreieren. Insgesamt schaffen die drei Mobilitätshäuser Platz für rund 1.000 PKW-Stellplätze.
Mobilität im Quartier muss ganzheitlich gedacht werden
Mobilitätshäuser – auch Mobility Hubs oder Quartiersgaragen genannt – wie im Tabakquartier sind immer Teil eines städtebaulichen Konzepts. Sie sorgen für eine gezielte Verkehrsführung: Wenn Bewohner ihr Auto im Hub parken, bleiben die meisten Flächen im Quartier verkehrsberuhigt. Das macht Spielen für Kinder sicherer, genauso wie die Fortbewegung zu Fuß oder mit dem Rad. Der reduzierte Autoverkehr senkt außerdem den Geräuschpegel zwischen den Wohngebäuden. Das Ergebnis: Ein entspannterer Aufenthalt für alle im Wohnquartier.
Als zentrale Verkehrsknotenpunkte dienen Mobility Hubs dem effizienten Wechsel von einem Fortbewegungsmittel zum nächsten – ergänzt durch weitere Angebote. Ein Mobility Hub in einem Wohnquartier kann beispielsweise Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge bereitstellen. Im Hub integrierte Carsharing- und Bikesharing-Angebote stellen die Anschlussmobilität von Bewohnern des Quartiers sicher. Stellplätze für Fahrräder im Hub ermöglichen darüber hinaus mehr Wohnfläche in Wohngebäuden.
Ist der Hub direkt an den öffentlichen Nahverkehr angebunden, fördert das die Nutzung von Bussen und Bahnen im und außerhalb des Quartiers. Ältere Bewohner bleiben so mobil und können Gewerbe- und Serviceeinrichtungen im und außerhalb des Viertels nutzen. Im Quartier zählen zu Service-Angeboten vor allem Pflegedienste oder Einkaufsmöglichkeiten. Das übergeordnete Ziel: Die Lebensqualität im Wohnquartier steigt, wenn das Mobilitätskonzept stimmt. Menschen können, sofern sie möchten, mehrere Lebensabschnitte im selben Quartier verleben, weil das Mobilitäts- und Dienstleistungskonzept alle Nutzergruppen berücksichtigt.
Treffpunkte im Quartier
Der Quartiersgedanke schließt auch den sozialen Austausch der Bewohner mit ein: Funktional wie architektonisch hochwertig gestaltete Außenanlagen von Wohngebäuden schaffen generationsübergreifende Treffpunkte. Spielplätze, Sitzgelegenheiten und Wiesenflächen bringen Bewohner ins Gespräch. Witterungsunabhängige Treffpunkte können Quartiersgaragen bereitstellen. Nachbarschaftsveranstaltungen im Hub, zum Beispiel im Hub-eigenen Partyraum, bei denen sich Bewohner austauschen, fördern das Gemeinschaftsgefühl im Quartier. Zudem können Bäckereien und Kioske für den schnellen Einkauf in Wohngebäuden oder im Mobility Hub integriert werden.
Die soziale Akzeptanz des eigentlich funktionalen Baus steigt, weil der öffentliche Raum vielseitig genutzt wird. Strategisch passend platziert und mit der richtigen Fassadenauswahl, fängt ein Mobility Hub im Quartier Schall von nahegelegenen Gleisen oder stärker frequentierten Straßen ab. Ist er darüber hinaus auch optisch hochwertig konzipiert, zum Beispiel durch eine Fassadenbegrünung, trägt der Hub weiter dazu bei, das Wohnquartier zum Wohlfühlort zu transformieren.
Die Zukunft urbanen Wohnens liegt im Quartier
Die Bedeutung von langfristiger und umfassender Quartiersplanung steigt. Nur Wohnraum schaffen zu wollen, reicht nicht aus. Wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte spielen bei ganzheitlicher Quartiersentwicklung eine Rolle. Zahlreiche ESG-Anforderungen werden berücksichtigt, wenn das Quartier klug konzipiert ist. Bei veränderten Anforderungen können so zum Beispiel Mobility Hubs im Gegensatz zu Tiefgaragen leichter zurückgebaut werden, neue Flächen schaffen und damit die Zukunftsfähigkeit des Quartiers erhöhen. Durch eine sorgfältige Planung und enge Zusammenarbeit mit allen Beteiligten werden Quartiere zum Treiber zukunftsweisender Stadtplanung.