Bauindustrie: Auftragseingang im September eingebrochen

„Im September hat sich im Bauhauptgewerbe der Orderrückgang nicht nur fort­gesetzt, sondern beschleunigt. Die Bauunternehmen meldeten im Vergleich zum September des Vorjahres ein Minus von real 11,5 Prozent. Gegenüber dem Vormonat August wurde sogar ein Rückgang von 12,4 Prozent ausgewiesen. Diesmal liegt es aber nicht nur am Wohnungsbau, sondern auch an den übrigen Bausparten.“

Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der Bauindustrie (www.bauindustrie.de), Tim-Oliver Müller, die aktuellen Konjunkturindikatoren für das Bauhauptgewerbe. Beide Entwicklungen seien aber zum Teil auf einen technischen Effekt, einem sogenannten Basiseffekt, zurückzuführen: Für das gesamte Bauhauptgewerbe sei im September 2023 – dank diverser Groß­projekte insbesondere im Wirtschaftsbau – ein deutliches Plus (+12,7 Prozent) gemeldet worden. Im Wohnungsbau sei es ein Minus (-13,8 Prozent) gewesen. Da die Gegenbewegung im Wohnungsbau im September dieses Jahres mit einem Plus von real 1,3 Prozent nur sehr schwach ausfällt, könne aber nicht von einem Ende der Krise gesprochen werden.

Für den Wirtschaftsbau hätten die Unternehmen hingegen einen Rückgang von 16,6 Prozent gemeldet. Im September des vergangenen Jahres wurde noch ein Plus von 31,6 Prozent ausgewiesen. Der Einbruch im Straßenbau 2024 von real 9,6 Prozent könne hingegen nicht durch einen Basiseffekt erklärt werden (Sep. 2023: -2,6 Prozent). Die seit einiger Zeit anhaltenden Klagen der Bauunter­nehmen über fehlende Aufträge in dieser Sparte würden sich nunmehr sehr deutlich bemerkbar machen. Müller: „Das, was wir seit Monaten beklagen, macht sich nun auch in den Büchern unserer Bauunternehmen bemerkbar: Es werden immer weniger Projekte ausgeschrieben und an den Start gebracht. Angesichts unserer maroden Infrastruktur ist dies eine gefährliche Entwicklung.“ Aufgrund des deutlichen Oderrückgangs im September werde für die Branche für die ersten neun Monate nun ein Minus von 2 Prozent ausgewiesen.

Es wundere somit nicht, dass die Bauunternehmen für September einen realen Umsatzrückgang von 3,7 Prozent gemeldet hätten, kumuliert ergäbe sich ein Minus von 1,4 Prozent. Erschwerend komme für die Branche eine sich verschlechternde Zahlungsmoral der Auftraggeber hinzu. Laut Creditreform hätten immer mehr der befragten Bauunternehmen angegeben, länger als 30 Tage auf die Begleichung ihrer Rechnungen warten zu müssen. Meldeten dies im Frühjahr noch 9 Prozent, wären es im Herbst schon knapp 13 Prozent gewesen.

Die schlechte Zahlungsmoral sei bei den öffentlichen Auftraggebern besonders stark ausgeprägt: Hier wären 23 Prozent der Befragten betroffen (Frühjahr: 18 Prozent). Müller: „Die aktuelle politische Unsicherheit muss schnell aufgelöst werden, denn unsere Unternehmen sind auf den Staat als Investor angewiesen. Dies betrifft insbesondere unsere Infrastruktur – Straßen, Brücken, Schienennetze und Wasserstraßen. Sowohl für den Wirtschaftsstandort als auch speziell für unsere Branche ist es deshalb essenziell, nicht nur zeitnah auf einen belast­baren und ausreichend ausgestatteten Bundeshaushalt 2025 schauen zu können, sondern dass auch in der Übergangszeit für eine Verlässlichkeit gesorgt ist.“

Thematisch passende Artikel:

Die Entwicklung muss durchbrochen werden: 20 Monate Order- und Umsatzminus im Wohnungsbau

Für den Wohnungsbau war das vergangene Jahr ein weiteres verlorenes Jahr: Die Bauunternehmen meldeten auch für den November 2023 im Vorjahresvergleich in dieser Sparte ein reales Orderminus von 6,7...

mehr

Kein Lichtblick im Wohnungsbau: Auftragseingang wieder im Minus

Wie erwartet war das Auftragsplus im Februar kein Zeichen eines Turnarounds in dem seit fast zwei Jahren arg gebeutelten Wohnungsbau. Im Gegenteil: Im März meldeten die Bauunternehmen für diese...

mehr

Politischer Befreiungsschlag bleibt aus: Bauunternehmen müssen jetzt Personal abbauen

Beim Wohnungsbau ist kein Lichtblick in Sicht: Die Bauunternehmen meldeten für Oktober im Vorjahresvergleich in dieser Sparte ein reales Orderminus von 5,1 Prozent. „Wir sehen zwar keine...

mehr

Bauindustrie: Unternehmen gehen im Wohnungsbau die Aufträge aus

„Für den Wohnungsbau gibt es nach wie vor keine Entwarnung. Die ausgebliebenen Baugenehmigungen fehlen nun als Aufträge in den Büchern der Bauunternehmen. Die Klagen über Wohnraummangel und...

mehr

Im Mai weiter im Orderminus: Bauunternehmen bauen Personal ab

„Für den Wohnungsbau gab es im Mai kein Frühlingserwachen. Im Gegenteil – die Tristesse setzt sich unverändert fort. Der reale Auftragseingang lag um 3,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Für...

mehr