Baukostenstudie: Umsetzungsdefizit bei Maßnahmen für kostengünstig-nachhaltigen Wohnraum

Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Insbesondere in Ballungsräumen verschärft sich der Mangel an bezahlbarem Wohnraum immer weiter. Gleichzeitig hemmen steigende Kosten, Fachkräftemangel, Materialknappheit und langwierige Genehmigungsverfahren die Bauaktivitäten. Welche Ansätze und Maßnahmen werden in Forschung und Modellvorhaben zur Schaffung von kostengünstigem Wohnraum aufgezeigt? Die Ergebnisse einer vom Fraunhofer-Informationszentraum Raum und Bau IRB im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR) durchgeführten Querschnittsstudie sind nun als Online-Publikation verfügbar. Die Studie fasst den Forschungsstand der letzten 15 Jahre zu baukostenrelevanten Themen zusammen.

Die ausgewerteten Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf sechs Hebel, um die Baukosten in den Griff zu bekommen: Vereinfachung, Flexibilisierung und Harmonisierung des Bauordnungsrechts, die Verbreitung von Standardisierung, serielles und modulares Bauen oder auch eine Vereinfachung (digitaler) integrierter Planungs-, Ausführungs- und Genehmigungsprozessen. Ebenso seien beispielsweise eine kooperative Planungskultur, Fachkräfte- und Kompetenzaufbau und ein breitenwirksamer Wissens- und Erkenntnistransfer wichtig.

Eine zentrale Erkenntnis fasst Studienautorin und Mitarbeiterin des Fraunhofer IRB Sabine Blum zusammen: „An Wissen darüber, welche Faktoren dazu beitragen, Bau- und Wohnkosten in die Höhe zu treiben, mangelt es nicht.“ Auch seien die wichtigsten übergreifenden Ansatzpunkte und Gegenmaßnahmen laut Studie bekannt. Was jedoch noch immer fehlt, ist die breitenwirksame Umsetzung von theoretisch Bekanntem in der Gestaltung von politischen und regulatorischen Rahmensetzungen und in der Planungs- und Baupraxis. „Nun gilt es diese Umsetzungsdefizite zu überwinden. Denn kostengünstig-nachhaltiger Wohnraum wird dringender denn je benötigt“, so Angelika Lückert, ebenfalls Studienautorin und Mitarbeiterin des Fraunhofer IRB.
 
Die Studie bereitet ein breites Spektrum an verfügbarem Wissen und Erkenntnissen systematisch auf: Sie zeigt Daten und Fakten zum Thema „Bezahlbares Bauen und Wohnen“ und betrachtet Entwicklungen seit dem Jahr 2005. Im Zentrum steht eine systematische Beschreibung, Analyse und Bündelung von Lösungsansätzen zum bezahlbaren zukunftsfähigen Bauen. Die Studie adressiert auch wichtige Spannungsfelder und Zielkonflikte. Aspekte wie Klimaschutz, Ressourceneffizienz und Barrierefreiheit sind für nachhaltigen Wohnraum essenziell, werden aber zugleich als potenzielle Kostentreiber diskutiert. „Hervorzuheben ist, dass neuere, spannende Forschungsansätze zeigen, dass Bezahlbarkeit und Nachhaltigkeit auch gemeinsam angegangen werden können“, erklärt Sabine Blum. „Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse leiten wir Handlungsempfehlungen ab und zeigen weiterführende Erkenntnis- und Forschungsbedarfe auf. Dadurch soll das theoretische Wissen erweitert werden und vor allem künftig zielgerecht in die Praxis gelange“, so Angelika Lückert.

Die Studie gibt es unter www.baufachinformation.de

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