BBU-Jahres-PK: Bereit für Zukunft
30.06.2021Brandenburg hat sich enorme Entwicklungspotenziale erarbeitet: Großflughafen, Tesla, Spitzenforschung, Zukunfts-Region Lausitz, attraktive Städte. Gleichzeitig geht die Schere zwischen Berliner Umland und dem weiteren Land Brandenburg immer weiter auf – mit weiter zunehmender Tendenz. Damit Brandenburg alle Chancen nutzt, müssen jetzt die Weichen bei der Raum-, Stadtentwicklungs- und Wohnungspolitik richtig gestellt werden – auf der Basis solider Fakten.
„Bei der Sicherung und Erschließung der Zukunftspotenziale kommt der sozialen Wohnungswirtschaft im BBU eine Schlüsselrolle zu“, sagte Maren Kern, Vorständin des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) bei der Jahres-PK. „Sie habe sich während der andauernden Corona-Pandemie als Stabilitätsanker für Mieterinnen und Mieter, Städte und die regionale Wirtschaft erwiesen. Umso wichtiger ist es, dass die Unternehmen nicht weiter belastet werden, sondern im Gegenteil verstärkt vom Land unterstützt werden – vor allem diejenigen in Städten mit hohem strukturellem Leerstand“, so Kern weiter. Sie regte an: Auch für die Prignitz oder die Uckermark könnte es Zukunftslabore wie für die Lausitz geben – hier vor allem mit Blick auf die Entwicklung der Landstädte der Zukunft. Das erfolgreiche „Bündnis für Wohnen in Brandenburg“ sei die ideale Plattform für die Erarbeitung solcher Szenarien.
Investitionen im Vorwärtsgang
Die Pandemie ist an den Investitionen der sozialen Wohnungswirtschaft nicht spurlos vorbeigegangen. Insbesondere bei Neubauprojekten hat das Pandemiegeschehen in Brandenburg zu leichten Verzögerungen geführt – mit in der Konsequenz 2020 gesunkenen Fertigstellungszahlen. Aber: „Verschoben ist nicht aufgehoben. Für 2021 rechnen wir deshalb mit einem deutlichen Anziehen der Baufertigstellungen“, so Kern. Und tatsächlich zeigen die Investitionsplanungen für 2021 eine kräftige Aufwärtsbewegung, vor allem auch beim Neubau im Berliner Umland – in Potsdam beispielsweise um 93 Prozent.
Mieten im Seitwärtsgang
Mit durchschnittlichen Nettokaltmieten von 5,28 Euro pro Monat und Quadratmeter bleibt Wohnen im Land Brandenburg deutlich günstiger als in Berlin (Mittelwert Mietspiegel: 6,79 €). Mit einer Zunahme um 1,9 Prozent im Vorjahresvergleich bleiben die Mieten erneut deutlich hinter der Steigerung der Baupreise zurück, die teilweise mehr als doppelt so schnell gestiegen sind. Kern: „Wir erwarten für 2021 eine weitere deutliche Aufwärtsbewegung bei den Baupreisen, auch infolge der teilweise ausgeprägten Verknappung bei Baumaterialien. Auf Dauer führt diese Entwicklung zu einem Auszehren der Wirtschaftskraft unserer Unternehmen.“ Im Berliner Umland lagen die durchschnittlichen Nettokaltmieten 2020 bei 5,83 € (+1,9 %), im weiteren Metropolenraum bei 4,98 € (+1,4 %).
Leerstand im Differenzialgang
Bei den Leerständen nehmen die ohnehin schon ausgeprägten regionalen Unterschiede weiter zu. Während in Potsdam und den Städten des Berliner Umlands der Leerstand 2020 im Vorjahresvergleich auf 1,9 Prozent gesunken ist (-0,4 Prozentpunkte), stieg er im weiteren Metropolenraum auf 10,9 Prozent (+0,5 Prozentpunkte) und damit auf den höchsten Stand seit zehn Jahren. Besonders dramatisch ist die Lage in 15 Städten mit einer Leerstandsquote von über 15 Prozent. Kern: „Diese Städte brauchen bei der Bewältigung ihrer strukturellen Probleme die spezielle Unterstützung des Landes.“ Erneut mahnte sie auch mehr Tempo beim Ausbau der Digital-, Verkehrs- und Sozialinfrastruktur an, um die Attraktivität des Landes Brandenburg flächendeckend zu stärken.
Klare Fakten-Sicht für klare Entscheidungen
Vor dem Hintergrund der vom BBU erhobenen Zahlen erteilte Kern jedweder Mietenstopp-Diskussion eine entschiedene Absage. „Die Fakten zeigen: Beim Wohnen ist Brandenburg sehr gut aufgestellt. In Potsdam und den weiteren Städten des Berliner Umlands gibt es ausreichend bezahlbaren Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung, erst recht in den Städten des weiteren Metropolenraums. Statt über weitere Belastungen für unsere ohnehin schon besonders herausgeforderte Branche nachzudenken, sollte sich die Politik stärker auf die bessere Verteilung des Wachstums konzentrieren.“