Befragung zur energetischen Sanierung: Für Immobilienbesitzer sind wirtschaftliche Aspekte wichtiger als der Klimaschutz

Die energetische Sanierung einer Wohnimmobilie muss bezahlbar sein, die laufenden Kosten schnell reduzieren und sich langfristig rechnen. Das zeigt eine Befragung von 2.500 Wohnungs- und Eigenheimbesitzern des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Bausparkasse Schwäbisch Hall (www.schwaebisch-hall.de).

Darüber hinaus äußerten die Befragten Unsicherheiten im Hinblick auf die finanziellen und energetischen Auswirkungen sowie zukünftige politische Rahmenbedingungen. „Immobilieneigentümer brauchen Verlässlichkeit, ein unkompliziertes Verfahren ohne viel Bürokratie und einen klaren Plan, was genau bei einer Sanierung auf sie zukommt – finanziell und von Seiten des Gesetzgebers“, kommentiert Schwäbisch Hall-Vorstandschef Mike Kammann die Ergebnisse.

Die energetische Sanierung des deutschen Gebäudebestands ist und bleibt ein Dauerbrenner: 60 Prozent der knapp 20 Millionen Wohngebäude hierzulande sind älter als 45 Jahre; nur ein Prozent der Wohngebäude wurde seit Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung (EnEV 2014) errichtet und erfüllte damit zum Zeitpunkt des Baus die geltenden energetischen Anforderungen. Obwohl das Bewusstsein für die Notwendigkeit energetischer Sanierungen bei Immobilienbesitzern inzwischen geschärft ist und immer häufiger saniert wird, verfehlte der Gebäudesektor 2023 zum vierten Mal in Folge den im Klimaschutzgesetz festgelegten Reduktionspfad.

Warum Eigentümer sanieren: Energieeinsparung ist stärkster Motivationsfaktor, Klimaschutz nachrangig

Immobilienbesitzer sanieren vor allem aufgrund direkter, persönlicher und finanzieller Anreize. Die mit Abstand wichtigste Motivation für eine Sanierung ist die unmittelbare Energieeinsparung (59 Prozent), gefolgt von der Wertsteigerung der Immobilie und der langfristigen Geldersparnis (Amortisation) (34 und 32 Prozent). Auch wenn der Beitrag zum Klimaschutz durch eine Sanierung zweifelsohne gegeben ist, ist er nur für jeden vierten Befragten ein Motivationsfaktor und damit eher ein „netter Nebeneffekt“. Auch die Steigerung des Wohnkomforts wird eher selten als Motiv angeführt (25 Prozent).

Warum Immobilienbesitzer nicht sanieren: Größtes Hindernis sind die hohen Investitionskosten

Gegen eine Sanierung sprechen aus Sicht der Immobilienbesitzer ebenfalls am deutlichsten finanzielle Aspekte. Die Höhe der Investitionskosten ist das am häufigsten genannte Gegenargument (51 Prozent). Zudem bezweifelt mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent), dass sich eine Sanierung langfristig rechnet. Der hohe bürokratische Aufwand (26 Prozent) und die Unsicherheit über zukünftige gesetzliche Vorgaben (25 Prozent) verstärken diese Vorbehalte weiter. Die Verunsicherung über die staatliche Förderung spielt nur eine untergeordnete Rolle (17 Prozent).

„Ich saniere nur, wenn …“ – Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Immobilieneigentümer energetisch sanieren?

Wie beim Neubau gilt auch bei der Sanierung: Ohne Eigenkapital geht es nicht. Mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) würde sich nur mit ausreichend Eigenkapital für den Heizungs- oder Fenstertausch, eine Wärmedämmung, eine Photovoltaik-Anlage oder ähnliche Maßnahmen entscheiden „Aus der täglichen Beratungspraxis unserer Außendienstberaterinnen und -berater wissen wir, dass häufig Bausparverträge verwendet werden, um das notwendige Eigenkapital für Sanierungen aufzubauen. So wird nämlich nicht nur aktiv gespart, sondern mit der zinsgünstigen Darlehensoption auch für noch mehr Handlungsspielraum in der Zukunft gesorgt“, berichtet Kammann. „Beim Verwendungszweck der von uns ausgereichten Kredite zeigt sich, dass damit zunehmend unsanierte Bestandsimmobilien gekauft und im Anschluss energetisch saniert werden. Experten schätzen das Finanzierungspotenzial für energetische Sanierungen und Modernisierungen auf jährlich bis zu 80 Milliarden Euro.“

Auch staatliche Förderungen und gesetzliche Vorgaben spielen im Kontext Sanierung eine entscheidende Rolle. Für ein Drittel der Befragten ist die staatliche Förderung unabdingbar, um eine Sanierung überhaupt in Erwägung zu ziehen. Das Fördern ist dabei genauso wichtig wie das Fordern, denn: Jeder Vierte gibt an, nur dann aktiv zu werden, wenn der Gesetzgeber es vorschreibt und eine Sanierung zur Pflicht wird. Beides verdeutlicht, dass die energetische Sanierung des Wohneigentums Impulse von außen erfordert. Die Politik ist gefragt, wenn es vorangehen soll. „Es braucht klare Signale und einen stringenten und vor allem verlässlichen Fahrplan. Kurzfristige Veränderungen beispielsweise in der Förderlandschaft können das notwendige Vertrauen in die politischen Rahmenbedingungen senken“, erklärt der Schwäbisch Hall-Vorstandsvorsitzende.

Was können Immobilienbesitzer also tun? Vorsorgen! Wer ein Haus oder eine Wohnung besitzt, kommt nicht umhin, langfristig Eigenkapital aufzubauen, um für den Fall einer Sanierung gerüstet zu sein. Bausparen ist dafür prädestiniert.

Gleichzeitig muss die Politik aktiv werden: „Es braucht einen guten Mix aus Fördern und Fordern. Das heißt: Staatliche Fördermittel müssen verlässlicher zur Verfügung stehen und es muss klare gesetzliche Vorgaben für alle Szenarien geben“, fordert Kammann. „Das ist aber noch nicht alles in puncto Förderung: Wenn statt oder zusätzlich zu aufwendigen Komplettsanierungen auch Einzelmaßnahmen stärker gefördert werden – ganz nach dem Motto ‚Auch kleine Schritte belohnen‘ – sinken auch die Investitionskosten. Gleichzeitig amortisiert sich die Investition schneller.“

„Darüber hinaus müssen Bürokratie und Komplexität abgebaut werden – Stichwort Förderdschungel, Bauvorschriften und Standards. Und es sind positive Signale in Richtung der Immobilienbesitzer notwendig, die aufklären und so Ängste nehmen“, ergänzt der Vorstandsvorsitzende. Dabei steht fest: Es ist bereits ein wichtiger erster Schritt aufzuzeigen, dass sich eine energetische Sanierung gleich mehrfach lohnt: sofort niedrigere Energiekosten, Wertsteigerung der Immobilie und Gesetzeskonformität.

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