Bewusstseinswandel gefordert: Immofrauen im Austausch mit Baustaatssekretärin Anne Katrin Bohle

„Chancengleichheit und Gleichberechtigung sind als Thema zunehmend en vogue. Aber ein Blick in die männlich dominierten Führungsetagen von Immobilienunternehmen zeigt: Hier handelt es sich oft noch um Lippenbekenntnisse“, sagt Katrin Williams, Vorstandsvorsitzende der „Frauen in der Immobilienwirtschaft“ (www.immofrauen.de), auf der Immobilienmesse EXPO REAL in München. Dort trafen sich die Immofrauen mit Anne Katrin Bohle, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, zum Austausch über aktuelle Themen der Immobilienwirtschaft.

Die fehlende Parität in den Führungsebenen der Immobilienwirtschaft war dabei ein zentrales Thema. So beträgt der Frauenanteil unter den 90 Vorstandsmitgliedern der 24 börsennotierten Immobilienunternehmen noch immer nur zehn Prozent. Fast zwei Drittel der gelisteten Branchenunternehmen haben reine Männervorstände, die meisten haben sich bislang selbst ein Ziel von null Prozent Frauen im Vorstand gesetzt. Der Frauenanteil hat sich in den Top-Positionen demnach seit Jahren kaum erhöht – obwohl zahlreiche Studien belegen, dass diverse Führungsteams profitabler und innovativer sind als Vorstände mit homogener Besetzung.

Messbare Zielvorgaben für alle Führungsebenen

„Was wir jetzt brauchen, ist ein Bewusstseinswandel in den Unternehmensspitzen“, so Williams und fordert: „Diversität muss als gleichberechtigtes Unternehmensziel im Vorstand verankert und mit Zielvorgaben für alle Führungsebenen messbar gemacht werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass es nicht bei symbolischen Maßnahmen bleibt.“

„Der öffentliche Druck wächst – und das ist auch gut so, um den notwendigen Mentalitäts- und Kulturwandel in den Unternehmen voranzutreiben“, ergänzt Immofrauen-Mitglied und Vorständin a.D. Jutta Heusel. „Es kann einfach nicht angehen, dass hochqualifizierte weibliche Fachkräfte, die beim Universitätsabschluss einen Anteil von 50 Prozent ausmachen, auf dem Weg an die Spitze komplett verlorengehen. Deshalb müssen Unternehmen ihre weiblichen Mitarbeiterinnen auf allen Ebenen stärken und fördern, etwa durch unternehmensinterne Führungs- und Mentoringprogramme, aber auch mit flexibleren Arbeitszeitmodellen und Vorbildern auf den Führungsebenen der Unternehmen.“ 

Darüber hinaus sei es aber auch an den Frauen selbst, sich stärker in Netzwerken zu engagieren, sich zu unterstützen und Führungsaufgaben selbstbewusst einzufordern, so Williams und Heusel. Die Immofrauen fördern den weiblichen Branchen-Nachwuchs deshalb mit dem gemeinsamen Frauen-Mentoring-Programm mit der European Business School und dem Ingeborg-Warschke-Nachwuchsförderpreis für herausragende akademische Abschlussarbeiten. Dieser wurde im vergangenen Jahr von Baustaatssekretärin Bohle vergeben, mit der die Immofrauen eine starke politische Vertreterin für die gemeinsamen Ziele an ihrer Seite wissen.

Klimaschutz braucht Gestalterinnen

Ein weiteres Thema beim Austausch mit Baustaatssekretärin Anna Katrin Bohle waren die Herausforderungen, vor denen die Immobilienwirtschaft angesichts der Klimawende steht. „Wir brauchen Mut und Weitblick, um Klimaschutz, Ressourcenschonung und den notwendigen Neubau zusammen zu bringen“, resümierte Katrin Williams nach dem Gespräch. „Und wir brauchen Gestalterinnen, die das Thema Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft vorantreiben!“.

Die „Frauen in der Immobilienwirtschaft“ haben sich dem Thema verschrieben und unterstützen die künftigen Stipendiatinnen des Studienganges „Nachhaltiges Energie- und Immobilienmanagement“ an der EBZ Business School ehrenamtlich mit ihrem Expertinnen-Netzwerk. Zudem wird in Kürze die vereinsinterne Fachgruppe zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit gegründet, um die Expertise der Mitglieder zu bündeln und nach außen noch sichtbarer zu machen.

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