BFW und IG BAU fordern neues Denken statt „Weiter so“, um Sozialen Wohnungsbau voranzutreiben

„Das „Weiter so“ beim Sozialen Wohnungsbau im Sondierungspapier bedeutet nicht nur Stillstand, sondern Abbau von bezahlbarem Wohnraum. Jedes Jahr fallen mehr Wohnungen aus der Bindung, als neue Sozialwohnungen gebaut werden. Das konnte die bisherige Förderung nicht aufhalten – und das wird sich auch nicht ändern, wenn diese nun in ähnlicher Höhe zwei Jahre fortgesetzt wird“, warnten der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Robert Feiger und Andreas Ibel, Präsident des BFW Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, unisono anlässlich der Koalitionsverhandlungen von Union und SPD.

„Wie schon bei der Grunderwerbsteuer, der Grund- oder Mehrwertsteuer gilt auch beim Sozialen Wohnungsbau: Bund, Länder und Kommunen verzichten auf keine ihrer Einnahmequellen – nicht einmal bei der Wohnraumschaffung für die Bedürftigsten. Mehr noch: Der Staat gibt seine Einnahmen durch die Förderung nicht einmal vollständig zurück“, kritisierte Ibel.

In den Jahren 2020/2021 werden ca. 160.000 neue Sozialmietwohnungen gebraucht, um den derzeitigen Bedarf zu decken (Quelle: Pestel Studie). Deren Bau würde allein ein Mehrwertsteueraufkommen von 4 Mrd. € generieren, rechnete Feiger vor. Die Förderung für diesen Zeitraum soll laut Sondierungsvereinbarung insgesamt 2 Mrd. € betragen. “

Dazu Feiger: „Die aktuelle Lage auf dem Wohnungsmarkt lässt es nicht zu, dass sich Bund und Länder im Windschatten des Neubaus ihre Kassen auch noch mit zusätzlichen Mehrwertsteuereinnahmen füllen. Deutschland muss jetzt die von der EU Kommission soeben nochmals bestätigte Möglichkeit ergreifen, niedrigere Mehrwertsteuersätze zu erheben.“ Neben den Fördermitteln braucht es darüber hinaus auch einen reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Bauleistungen für den sozialen Wohnungsbau, so der IG BAU -Bundesvorsitzende.

BFW und IG BAU verweisen auf einen aktuellen Gesetzentwurf der EU-Kommission, der es den Mitgliedsstaaten künftig ermöglicht, niedrigere Steuersätze festlegen zu können. Mit den neuen Regeln sollen die EU-Staaten sicherstellen, dass diese ermäßigten Steuersätze „zugunsten des Endverbrauchers“ seien und „ein Ziel von allgemeinem Interesse“ darstellen.

„Von der künftigen Bundesregierung brauchen wir radikales Neues Denken statt „Weiter so" – und zwar auch beim Sozialen Wohnungsbau. Mit einem niedrigeren Satz würde der soziale Wohnungsbau attraktiver für Investoren und würde den Schub bekommen, den er so dringend benötigt!“ resümierte BFW-Präsident Ibel. Der IG BAU-Bundesvorsitzende Feiger ergänzte: „Die Bundesregierung muss den Ball jetzt verwandeln, den die EU-Kommission ihr erneut zuspielt – zugunsten der Wohnraumsuchenden und Mieter mit kleinem Portemonnaie.“

Thematisch passende Artikel:

IG BAU fordert eigenständiges Bundesbauministerium nach der Wahl: „Wohnungsbau muss solo an den Kabinettstisch“

Mehr Gewicht für den Wohnungsbau am Kabinettstisch – Bundesbauministerium soll kommen: Der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Robert Feiger, hat nach der...

mehr

Schlechte „Wohn-Gipfel“-Botschaft von der IG BAU: Nicht einmal 300.000 neue Wohnungen

In diesem Jahr wird nicht einmal die Marke von 300.000 Neubauwohnungen erreicht. Davon geht die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) aus. Relevante Branchenindikatoren – darunter...

mehr

Soziale Schere schneidet laut IG BAU tief in den Wohnungsmarkt: 8,5 Mio. Wohnungen auf niedrigem Miet-Niveau nötig

Die Zahl der Menschen, die auf eine Wohnung mit reduzierter Miete angewiesen sind, ist enorm gestiegen: Insgesamt werden in Deutschland derzeit mehr als 8,5 Mio. Wohnungen auf niedrigem, bezahlbarem...

mehr

BFW-Präsident Ibel: „Politik muss jetzt das Fundament für mehr Wohnungsbau legen“

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum hat sich im vergangenen Jahr eklatant verschärft. „Die Politik hat das Dilemma erkannt - allerdings wird noch oft an den falschen Stellschrauben gedreht, und die...

mehr

IG BAU schlägt Alarm: Alle 19 Minuten verliert Deutschland eine Sozialwohnung – „ Länder und Kommunen müssen jetzt puschen“

Sozialwohnungen weiter im Sinkflug: Die Zahl der Sozialwohnungen ist auch im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen. Trotz erhöhter Mittel des Bundes für den sozialen Wohnungsbau gab es unterm...

mehr