Keine Panik trotz Krisenzeichen: Hochbaubranche ab 2024 wieder auf Wachstumskurs

Der deutsche Hochbau erwartet trotz einer leichten Eintrübung im aktuellen Quartal immer noch ein Wachstum von einem Prozent für das Gesamtjahr 2022. Und auch wenn die Bauunternehmen für das Jahr 2023 eine Stagnation erwarten, so sieht die Mehrheit der Bauunternehmer schon ab 2024 eine Rückkehr zu positivem Wachstum. Dies ergab die aktuelle Hochbauprognose der internationalen Strategieberatung EY-Parthenon.

Grund des schwächeren Wachstums in den kommenden zwölf Monaten ist der private Wohnungsbau, in den letzten Jahren das Zugpferd der Branche. Als eine der wichtigsten Herausforderungen neben Inflation und Rezession sehen die Bauunternehmen weiterhin den Fachkräftemangel an. Digitalisierung und nachhaltiges/grünes Bauen gelten als größte Chancen.

Der deutsche Hochbau ist in den vergangenen neun Jahren erfolgreich gewachsen und wird wohl auch 2022 ein Volumen-Wachstum von einem Prozent erreichen. Damit hat es die Branche dieses Jahr trotz schwieriger Rahmenbedingungen geschafft, in allen Segmenten zuzulegen. Dennoch haben die zurückhaltenden Investitionen sowie teilweise Stornierungen beim Wohnungsbau zu einer Verminderung des ursprünglich prognostizierten Wachstumswertes von 1,8 Prozent geführt.

Vorrübergehende Schwächephase in 2023

Für das Jahr 2023 werden die gut gefüllten Auftragsbücher der Branche die gedämpfte Nachfrage zumindest im ersten Quartal noch abfedern, insgesamt erwarten die Unternehmen aber erstmals eine
Stagnation des Hochbauvolumens.

Aufgrund steigender Zinsen und schwieriger konjunktureller Rahmenbedingungen kommt dabei insbesondere der private Wohnungsbau ins Stocken. Hier zeichnet sich ein realer Rückgang des Bauvolumens um etwa -3 Prozent ab. Dadurch stehen allerdings dem Renovierungsmarkt vorübergehend mehr Handwerker zur Verfügung. „Angesichts der stark gestiegenen Energiepreise ist der Anreiz gewachsen, in energetische Sanierungsmaßnahmen zu investieren“ erläutert Björn Reineke, Partner bei EYParthenon.

Für das Renovierungsgeschäft wird daher 2023 ein leichtes Wachstum erwartet. Und das, obwohl die Budgets der Hausbesitzer durch die steigenden Lebenshaltungskosten immer kleiner werden. Im gewerblichen Wohnungsbau sind insbesondere die großen kommunalen Wohnungsbaugesellschaften ein stabilisierender Faktor (>0,5 Prozent). Und auch der öffentliche Bau bleibt mit leichtem Wachstum (+1,3 Prozent) in der Prognose stabil. Beim Wirtschaftsbau geht die Investitionsneigung 2023 jedoch leicht zurück (-0,1 Prozent).

Baubranche blickt zuversichtlich ins Jahr 2024

Trotz des aktuell schwierigen Umfeldes blickt die Hochbaubranche aber bereits für 2024 wieder zuversichtlich in die Zukunft und erwartet ein moderates reales Wachstum. Das gilt sogar für den Wohnungsbau. Denn die Wohnraumfertigstellungen liegen nach wie vor zu deutlich unter dem Baubedarf, um dem Wohnraummangel effektiv entgegenzuwirken. Auch die Ziele der Energiewende können nur durch ein signifikantes Wachstum der energetischen Sanierungen erreicht werden. Die aktuell stark gestiegenen Energiepreise schaffen zusätzliche Anreize, in bauliche Optimierungen zu investieren.

„Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die wichtigsten Themen, die der Baubranche neue Chancen eröffnen,“ erläutert Volkmar Schott, Partner von EY-Parthenon. „Die lückenlose Digitalisierung über alle Gewerke hinweg kann die Produktivität der Branche deutlich steigern und den Bauunternehmen helfen, die aktuellen Kostensteigerungen abzufedern.“ Aktuell sehen rund 40 Prozent der Unternehmen positive Impulse durch Innovationen in den Bereichen der Digitalisierung und (Bau-)Technologien. Und 24 Prozent betrachten eine dezidierte Ausrichtung des eigenen Angebots an Nachhaltigkeitstrends als große Entwicklungschance für den Hochbau.

Auf der Risikoseite ist weiterhin der Fachkräftemangel mit 27 Prozent ein zentraler Faktor, wobei aktuell die wirtschaftliche Rezession (30 Prozent) und die Inflation (38 Prozent) als die größten Risiken für die Zukunft gesehen werden.

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