Leipziger Genossenschaften: Wohnungsmarkt im Gleichgewicht statt angespannt
23.05.2019Die sechs großen Leipziger Wohnungsgenossenschaften (KONTAKT, LIPSIA, BGL, UNITAS, WOGETRA, VLW) präsentierten kürzlich im Rahmen einer Pressekonferenz ihre neuen Marktzahlen und beschreiben den Leipziger Wohnungsmarkt als stabil und im Gleichgewicht befindlich. Als größter Akteur am Leipziger Wohnungsmarkt (48.238 Wohnungen; 16,5 % Marktanteil) verfügen sie über Wohnungen aller Segmente (Neubau, Altbau, serieller Wohnungsbau 60er bis 80er Jahr) in allen Teilen der Stadt und geben ca. 90.000 Leipziger Bürgern ein Zuhause.
Diese Einschätzung verdeutlichen vor allem drei Werte. So beträgt allein der marktaktive Leerstand der Genossenschaften aktuell 5,4 % (2.619 Wohnungen). Die Fluktuationsrate (also der ständige Mieterwechsel) der Genossenschaften liegt jedoch bei 6,8 %, so dass sich mindestens ca. 3.200 Wohnungen immer im Angebot befinden bzw. laufend vermietet werden. Dies spricht für einen ausgeglichenen Wohnungsmarkt.
Steffen Foede, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft UNITAS, äußerte: „Vor diesem Hintergrund und dem Wissen um die Situation anderer Anbieter können wir die offiziellen Leerstandszahlen der Stadt Leipzig von 2 % nicht nachvollziehen. Wir gehen für Leipzig eher von 4 bis 5 % Leerstand aus – also einem funktionierenden Wohnungsmarkt. Für die Versorgung von Bedürftigen verfügt die Stadt Leipzig mit der kommunalen Wohnungsgesellschaft LWB zusätzlich über ein Reservoir von 16.000 Wohnungen zur Steuerung.“
Trotz moderater Erhöhung bewegen sich sowohl die Durchschnittsmieten von 5,03 Euro / m² (2017: 4,92 Euro / m²) als auch die Neuvertragsmieten bei Bestandsgebäuden mit 5,76 Euro / m² (Leipzig gesamt: 6,59 Euro / m²), als auch bei Neubau und Kernsanierung mit 8,90 Euro / m² (Leipzig gesamt: 10 Euro /m²) auf bezahlbarem Niveau. Der niedrige Preis für Neubauprojekte resultiert aus bereits vorhandenen Grundstücken der Wohnungsgenossenschaften. Dass Leipziger Mieten nach wie vor absolut leistbar sind, zeigen auch die Daten der Stadt Leipzig. So sank die Mietbelastungsquote der Leipziger von 35 % im Jahr 2013 auf nur noch 30 % im Jahr 2017.
Deshalb betonte Jörg Keim, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft KONTAKT: „Wir dürfen die Wohnungssituation nicht nach Gefühl beurteilen. Die Südvorstadt oder das Waldstraßenviertel stehen nicht für ganz Leipzig. Eine falsche Lageeinschätzung führt schnell zu voreiligen Maßnahmen wie Marktregulierungen oder nicht bedarfsgerechtem Neubau. Bei sinkender Zuwanderung oder abflauender Wirtschaft kommen wir dann ganz schnell in eine schwierige Situation.“
Dr. Axel Viehweger, Vorstand des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG), forderte deshalb: „Wir benötigen eine ehrliche, faktenbasierte Wohnungspolitik. Das Hantieren mit falschen Zahlen und die Verunsicherung der Bevölkerung durch Horrorszenarien am Wohnungsmarkt spalten die Gesellschaft. Wohnungspopulismus aus wahltaktischen Gründen untergräbt ebenso das Vertrauen unserer Wohnungsgenossenschaften in die Politik.“
Um einer Überlastung der Städte vorzubeugen, muss ebenso das Umland stärker in die Stadtentwicklung einbezogen werden. Leipzig verfügt über ein hervorragendes S-Bahn-Netz. „Warum sind 20 Minuten Fahrt aus dem Umland zum Stadtzentrum nicht vertretbar? Leipzig wird im ganzen nächsten Jahrzehnt kein Wohnungsproblem bekommen, wenn die Region vernünftig entwickelt und genutzt wird“, so Dr. Axel Viehweger.
Für ein zukunftssicheres Leipzig fordern die Leipziger Wohnungsgenossenschaften gemeinsam eine konstruktive, lösungsorientierte Stadtverwaltung, einen transparenten Umgang mit den Daten zur aktuellen Marktsituation, eine ausgewogene Stadtentwicklung anstelle einer Fokussierung auf die Entwicklung in sogenannte Trendviertel und die Nutzung vorhandener Leerstandsressourcen vor Nachverdichtungs- und Neubaustandorten.