Planerbefragung: Sanieren wieder gefragter als Bauen
31.01.2024150 Fachplaner mit unterschiedlichen Schwerpunkten wurden jetzt von der Münchner Strategieberatung S&B Strategy (www.sandb-strategy.com) zu der aktuellen und erwarteten Geschäftslage sowie den Trends und Herausforderungen der Bauindustrie befragt.
Kleinere Planungsbüros positiver gestimmt
Insbesondere im Bereich Architektur und Hochbau sind die Aussichten für die nächsten sechs Monate wieder positiver; zentrale Trendthemen sind der Fachkräftemangel und das serielle/modulare Bauen. Vor allem kleine Planungsbüros sind aufgrund der in der Regel höheren Spezialisierung auf einzelne Nischen & Segmente sowie der höheren Anzahl an ausgeschriebenen Projekten im Markt deutlich positiver gestimmt als mittelgroße und große Planungsbüros.
Mittelgroße Planungsbüros sind nach wie vor negativer gestimmt, da sie aufgrund der aktuellen Entwicklungen besonders stark von Projektverzögerungen betroffen sind. Der Geschäftsklimaindex der großen Planungsbüros stabilisiert sich zunehmend aufgrund einer breiteren Marktabdeckung und einer allmählichen Stabilisierung der Rahmenbedingungen, insbesondere bei langfristigen Großprojekten sowie Kernsanierungen im Nichtwohnbausegment.
Beschleunigte Verschiebung von Neubau- zu Sanierungsprojekten
Die Marktverschiebung vom Neubau zur Sanierung zeigt sich auch im Auftragsbestand der Planungsbüros; ca. 33 % der Planer in der Sanierung haben einen Auftragsbestand von mehr als 9 Monaten.
„Aufgrund der hohen Baukosten im Neubau und der nach wie vor hohen Finanzierungskosten sehen wir weiterhin eine Verschiebung hin zu Sanierungsprojekten. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen, gepaart mit der Regierungskrise und der daraus resultierenden Unsicherheit am Markt, leidet insbesondere der Wohnungsneubau, was zu einem drastischen Rückgang der Baugenehmigungen geführt hat. Akteure, die in der Lage sind, Nichtwohnbauprojekte und komplexere Sanierungsprojekte zu planen und zu realisieren, profitieren vom aktuellen Marktumfeld.“, kommentiert Florian Moll, Senior Manager bei S&B Strategy und Studienautor.
Die Stimmung für Sanierungsprojekte im Nichtwohnbau (Gewerbe, Industrie und öffentlicher Bau) wird zunehmend positiver, die Stimmung im Wohnbau bleibt sowohl für Neubau als auch für Sanierung negativ. Sowohl im Neubau als auch in der Sanierung zählt das serielle/modulare Bauen aufgrund des Fachkräftemangels und des steigenden Kosten- und Effizienzdrucks zu den Top-Trends bei den Planern.
„Das Thema Sanierung wird in den kommenden Monaten und Jahren weiter an Fahrt gewinnen. Wir stehen vor einer gewaltigen Bugwelle, denn die Klimaziele der Bundesregierung zur Klimaneutralität der Gebäudehülle und zur Energiewende müssen jetzt projektiert, geplant und umgesetzt werden. Die Baukapazitäten werden daher aktiv vom Neubau in die Sanierung gelenkt. Leider profitieren davon nicht alle Unternehmen der Bauzulieferindustrie. Innovative Lösungen zur Effizienz- und Leistungssteigerung pro Mitarbeiter, z.B. modulares Bauen und serielles Sanieren, werden zum entscheidenden Erfolgsfaktor und die Durchdringung attraktiver, internationaler Absatzmärkte zur absoluten Notwendigkeit. “, sagt dazu Christoph Blepp, Partner bei S&B Strategy und Studienautor.
S&B Strategy sieht daher drei zentrale Ableitungen für die Akteure der Bauzuliefererindustrie in Deutschland:
1. Fokus auf Einfamilienhausbau & Neubau wird zum Risikofaktor: Industrien, die vom Einfamilienhausneubau abhängig sind, steuern auf eine neue Realität mit geringeren Volumina und erhöhtem Preisdruck zu.
2. Profiteure sind im komplexen Mehrgeschossbau und der Kernsanierung zu Hause: Industrien, die sich im zunehmend komplexen Geschosswohnungsbau und in der anspruchsvolleren Kernsanierung positionieren, werden im Gegenzug von steigenden Mengen- und je nach Anwendung auch Preispotenzialen profitieren können.
3. Zunehmende Konsolidierung auf Abnehmerseite: Verstärkte Konsolidierung in der Bauausführung: Kleinere Installateure und Generalunternehmer, welche eher auf den Einfamilienhausneubau fokussiert waren, werden weniger, größere Player, welche komplexe Projekte abdecken können, werden größer; die Verhandlungsmacht der Kunden steigt dadurch.