Ostdeutsche Bauindustrie macht Vergabeverhalten der öffentlichen Hand für Investitionsstau verantwortlich

Die Bauindustrie hat derzeit gut gefüllte Bücher und nach Jahren der Rezession die Möglichkeit der Konsolidierung. Der Bauboom gibt den Unternehmen vor allem im Hochbau jedoch auch häufig die Möglichkeit, sich die Auftraggeber auszusuchen. Dr. Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost, macht deutlich: „Die staatlichen Ausschreibungs- und Vergabeverfahren sind derart bürokratisch, überreguliert und zunehmend auch ideologiegetrieben, dass private Bauaufträge oft attraktiver als öffentliche sind und somit von den Baufirmen bevorzugt werden.“

Zwei Drittel der Bauunternehmen machen daher auch systemimmanente Gründe für den Investitionsstau im Bereich der öffentlichen Infrastruktur verantwortlich. Zu den größten Ärgernissen gehört das Vergabeverhalten der öffentlichen Hand, gefolgt von bürokratischen Hindernissen und Personalproblemen in den Bauverwaltungen.

Dem lauter werdenden Vorwurf der Politik, die Branche halte zu wenige Kapazitäten vor, entgegnet der Verband, dass nach Erhebungen des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung der Auslastungsgrad im Bauhauptgewerbe Ostdeutschlands bei rund 80 % liege. „Von einer Vollauslastung kann daher trotz der guten Auftragslage nicht gesprochen werden“, stellt Momberg fest. Der Fachkräftemangel, die unsicheren Konjunkturaussichten sowie das starre Arbeitsrecht würden außerdem dazu führen, dass die Unternehmen ohnehin ihre Kapazitäten kaum erhöhen könnten.

Nach Ansicht des Verbandes können daher nur eine echte Entbürokratisierungs- und Deregulierungsoffensive sowie verstetigte Bauinvestitionen entscheidend dazu beitragen, dass der Bau ein stabiler Garant für Wohlstand und Beschäftigung ist und bleibt.

„Um die vor uns liegenden großen Bauaufgaben zu lösen, muss es das gemeinsame Ziel von Auftraggebern und Auftragnehmern sein, die Attraktivität öffentlicher Ausschreibungen wieder zu erhöhen. Gegenwärtig steht sich die öffentliche Hand dabei häufig zu oft selbst im Weg“, schlussfolgert Momberg.
 

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