...und ruckzuck ist die Gasleitung wieder dicht
Der meiste Wohnraum in Deutschland ist schon in die Jahre gekommen, stammt aus den 1970ern und davor. Entsprechend hoch ist der Sanierungsbedarf zur Sicherung von Gasleitungen. In vielen Fällen ist das durch nachträgliches Abdichten statt Neuinstallation möglich. Eine Methode, die speziell bei Unterputz verlaufenden Leitungen kostengünstiger und schneller ist.
Die „Technische Regel für Gasinstallationen DVGW-TRGI Arbeitsblatt G 600, April 2008“ (TRGI) verlangt die Gebrauchsfähigkeitsprüfung von Gasleitungen alle 12 Jahre. Moderne Druckmessgeräte führen die Leckmengenmessung automatisch aus. Das Messergebnis in Verbindung mit einer Sichtkontrolle der Aufputz verlegten Leitungsabschnitte bestimmt die Gebrauchsfähigkeit der Gas-Installation: Liegt die Leckrate unter 1 l/h und sind keine augenscheinlichen Mängel erkennbar, ist die Gebrauchsfähigkeit unbeschränkt. Installationen mit Leckmengen von ≥ 1l/h und < 5l/h stuft die TRGI als „vermindert gebrauchsfähig“ ein, Leckagen über 5l/h als „nicht gebrauchsfähig“.
Während eine „nicht gebrauchsfähige“ Gas-Installation zumindest in weiten Teilen eine Neuinstallation erfordert, kann bei der „verminderten Gebrauchsfähigkeit“ oftmals das Leitungsnetz durch Abdichten saniert werden. Das spart viel Geld und Zeit – beides wichtige Faktoren, da die Mängelbeseitigung innerhalb von vier Wochen erfolgen muss, so die TRGI.
Sanierungsschritt 1: Belastungsprobe und Reinigung
Zunächst sind alle Gaszähler und Gasgeräte vom Netz zu trennen und durch Wartungshähne zu ersetzen. Verschlusskappen an Blindleitungsabschnitten, die noch unter Gasdruck stehen, müssen gegen Absperrhähne getauscht werden. Die anschließende Belastungsprobe nach der Technischen Regel DVGW Blatt G 624 wird mit Luft oder inertem Gas wie Stickstoff oder Kohlendioxid (keinesfalls mit Sauerstoff!) durchgeführt. Über drei bis fünf Minuten wird dabei die Gasanlage per Kompressor einem Prüfdruck von 3 bar ausgesetzt.
Anschließend ist erneut eine Gebrauchsfähigkeitsprüfung erforderlich. Liegt trotz des hohen Drucks, der während der Belastungsprobe auf die gehanften Schraubverbindungen einwirkte, die Leckrate nach wie vor im Bereich der verminderten Gebrauchsfähigkeit, ist die nachträgliche Innenabdichtung der Gasleitungsanlage möglich.
Bevor das Dichtmittel eingebracht werden kann, ist zunächst die Gasleitungsanlage mit Druckluft zu reinigen. Am tiefsten Punkt wird dazu ein Schlauch angeschlossen und nach draußen geführt. Startpunkt der Druckluftreinigung ist das oberste Leitungsende der Gasanlage. Von dort ausgehend ist jeder Wartungshahn zu öffnen und das gesamte System auszublasen. Rationell ist es, nach dem Ausblasen an jedem Wartungshahn direkt ein Entlüftungsschlauch mit Entlüftungseimer anzubringen. Darin wird später austretendes Dichtmittel aufgefangen.
Sind so alle groben Verschmutzungen entfernt, kann das Einleiten des Dichtmittels beginnen. Dazu wird am tiefsten Punkt der Gasverrohrung der Druckschlauch einer Doppelmembranpumpe angeschlossen. Sie fördert das Dichtmittel aus einem Behälter ins Rohrsystem.
Wichtig für eine vollständige Verteilung des Dichtmittels im gesamten Rohrnetz ist, eine ausreichende Menge im Behälter vorzuhalten. Zu berücksichtigen ist dabei, dass außer den Gasleitungen auch die Pumpe und die Schlauchverbindungen Dichtmittel aufnehmen. Als Faustformel gilt deshalb: Rohrleitungsvolumen plus 20 Liter Dichtmittel sind für eine Abdichtung bereitzuhalten. Das Rohrleitungsvolumen ermitteln einige Gasdruckmessgeräte per Knopfdruck.
Sanierungsschritt 2: Einbringen und
Einwirken
Ist die Pumpe angeschlossen und sind alle Wartungshähne an den Gas-Entnahmestellen geschlossen, kann der Befüllungsvorgang beginnen. Während die Doppelmembranpumpe das Dichtmittel in das Leitungsnetz drückt, ist nun der Reihe nach jeder Wartungshahn so lange zu öffnen, bis Dichtmittel in den Auffangeimer austritt. Dann wird der Hahn wieder geschlossen. Die Befüllung erfolgt von unten nach oben. So bleibt kein Luftpolster in der Leitung zurück. Überschüssiges oder austretendes Dichtmittel kann wiederverwendet werden.
Ist das gesamte System bzw. der betreffende Leitungsabschnitt mit Dichtmittel gefüllt, wird mit der Pumpe weiter Druck aufgebaut, der das flüssige Material bis in die kleinsten Leckagen presst. Über eine Einwirkzeit von mindestens 30 Minuten muss dieser Druck konstant bei vier Bar liegen, zuzüglich ein Bar je 10 m Höhe abzudichtender Gasleitung.
Sanierungsschritt 3: Entleeren und
Trocknen
Nach der Einwirkzeit wird das überschüssige Dichtmittel mit der Doppelmembranpumpe aus den Leitungen gesaugt und zur Wiederverwendung in den Behälter zurückgeführt. Die letzten Rückstände sind schließlich mit Molchen zu entfernen. Diese Schaumstoffkugeln werden mit Druckluft, beginnend von oben nach unten, durch die Rohre gepresst und in der Molchfalle des Füllbehälters aufgefangen.
Vor Inbetriebnahme der Gas-Installation muss das Dichtmittel trocknen. Da die Trocknungszeit von den jeweiligen Umgebungsverhältnissen abhängt, ist der Einsatz eines Gebläsetrockners sinnvoll. Die Trocknungsdauer mit Gebläse beträgt rund eine Stunde bei Rohrlängen bis 25 Metern und Nennweiten bis einem Zoll und ist entsprechend länger bei größeren Strecken und Nennweiten.
Deutliche Kostenersparnis
Besteht die Möglichkeit, alte Gasleitungen abzudichten, bevorzugen Gebäudeeigentümer und -nutzer generell diese Methode gegenüber einer Neuinstallation. Weniger Dreck und schneller Abschluss der Sanierungsarbeiten sind Endkunden dabei besonders wichtig. Doch auch die wirtschaftlichen Vorteile sind insbesondere in Mehrfamilienhäusern erheblich.
Während eine „nicht gebrauchsfähige“ Gas-Installation zumindest in weiten Teilen eine Neuinstallation erfordert, kann bei der „verminderten Gebrauchsfähigkeit“ oftmals das Leitungsnetz durch Abdichten saniert werden.