Bauen im Bestand

Fassadensanierung: Adieu Tristesse – Willkommen Farbigkeit

Die WBG „Bauverein der Elbgemeinden eG“ nutzte die Sanierung von vier Hochhäusern dazu, die Gebäudehüllen neu zu gestalten. Aus ehemals tristen Klinkerklötzen wurden attraktive Wohnhäuser, die durch wohlproportionierte Farbigkeit leichte Eleganz ausstrahlen.

Mit mehr als 13.800 Wohnungen in Hamburg und Umgebung und über 20.000 Mitgliedern ist der Bauverein der Elbgemeinden eG (BVE) eine der größten Wohnungsbaugenossenschaften im norddeutschen Raum. Bereits 1998 hat der BVE 1mit der „Wohnwertmiete“ ein auf das gesamte Unternehmen bezogenes Nutzungsentgeltsystem eingeführt.

Mit der Bezeichnung „Wohnwertmiete“ will der BVE eine der Besonderheiten von Genossenschaften herausstellen: Da alle Mieter zugleich Genossenschaftsmitglieder des BVE und damit Anteilseigner sind, zahlen sie keine Miete an einen Vermieter, sondern ein Entgelt für genutzten Wohnraum. Die Nutzungsentgelte spiegeln die Wohnwerte der Wohnungen wider. Die durch die Nutzungsentgelte erzielten Einnahmen bleiben in der Genossenschaft und werden auf vielfältige Art und Weise wieder eingesetzt. Neben einer gerechteren Miete für alle soll das Konzept „Wohnwertmiete“ die Voraussetzungen für eine langfristige Absicherung notwendiger Instandsetzungen, Mo­­dernisierungen und Erneuerungen des genossenschaftlichen Wohnungsbestands sowie für die Bildung von Rücklagen schaffen.

Revitalisierung durch Generationswechsel, Modernisierung und Klimaschutz

Modernisierungen stehen beim BVE im Kontext mit Klimaschutz und der Anpassung des Bestands an eine älter werdende Gesellschaft. Bei allen Planungen wird das Ziel verfolgt, einen angemessenen Prozentsatz des Bestands für Senioren zu entwickeln. Daneben liegt der Fokus auf der energetischen Optimierung des Bestands durch Fassadenmodernisierungen, Wärmedämmung oder der Erneuerung von Fenstern und Haustechnik. Gleichzeitig versteht die Genossenschaft energetische Modernisierungen als zweite Chance zur Aufwertung der Architektur und des Stadtbilds und setzt diese bei der Neugestaltung der Gebäudehülle regelmäßig um. Bestes Beispiel sind die Hochhäuser an der Hamburger Ueckerstraße 38-44.

Die Wohnanlage besteht hier aus vier bis zu 10-stöckigen Hochhäusern. Sie entstand 1965-1967 in einer grünen Umgebung und bietet bis heute eine ruhige Wohnlage. In einem Zeitraum von zwei Jahren wurden alle vier Gebäude komplett energetisch modernisiert. Außerdem ging es darum, den Standort insgesamt nachhaltig aufzuwerten und an heutige Wohn- und Lebensbedürfnisse anzupassen.

Im Zuge der energetischen Sanierung erhielten Keller und Fassaden eine hochmoderne Wärmedämmung. Außerdem wurden eine Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerück­­gewinnung sowie eine neue Anlage für Warm­wasseraufbereitung installiert und die Fenster neu verglast. 72 Wohnungen in den Häusern in der Ueckerstraße 38 und 42 wurden außerdem barrierearm umgebaut.

Der Aufzug hält nun auf jeder Etage und die Türen des Treppenhauses lassen sich elektrisch öffnen. Die Wohnungen selbst erhielten ein schwellenarmes Bad, eine neue Einbauküche und Balkone oder bodentiefe Fenster. Ein kleiner Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss des Hauses Nr. 38 kann von allen Bewohnern genutzt werden. Durch die Neuorganisation und Erweiterung der Eingangsbereiche heben sich diese nun klar hervor. Das sorgt einerseits für eine bessere, seniorengerechte Erschließung und wertet zugleich die Optik deutlich auf.

Bei der Wärmedämmung der Fassaden stellten zahlreiche Vor- und Rücksprünge in Verbindung mit der Einstufung der Gebäude als Hochhäuser eine besondere Herausforderung hinsichtlich der zu erwartenden Windlasten und des Brandschutzes dar. Mit dem Brillux WDV-System III auf Basis von Mineralwolle konnten diese Herausforderungen gelöst ­werden. Die nun hochwärmegedämmte ­Au­­­ßenhülle sorgt nicht nur für mehr Energieeffizienz und einen geringeren Heizenergiebedarf, sondern zugleich auch für ein besseres Wohnraumklima. Der Schlussanstrich wurde mit Silikat-Finish 1811 ausgeführt, dessen dunkle, intensive Farbtöne mit TSR Formel ausgestattet wurden.↓

Farbgestaltung gewinnt Deutschen Fassadenpreis

Das von ORP Architekten, Hamburg, erstellte Farbkonzept für die Ueckerstraße 38-44 überzeugte nicht nur die Bauherren, sondern auch die Jury des Deutschen Fassadenpreises. Mit der neu gestalteten Gebäudehülle, welche die ursprünglich im schlichten Stil der 1960er-Jahre gehaltene Fassade in neuem Glanz erstrahlen lässt, gewann die Wohnanlage den 2. Preis in der Kategorie WDVS-Fassaden.

Putz in Kombination mit einerseits hellen und andererseits intensiven Farbtönen – dieser Gestaltungsansatz führte zu einem hellen, gut strukturierten Gesamteindruck mit einer angenehmen Farbigkeit, die eine leichte Eleganz ausstrahlt. „Eine gut abgestimmte Farbauswahl zwischen den unterschiedlichen Bauteilen, gepaart mit konsequenter Linienführung zwischen den Geschossen sowie den Balkonsträngen, gibt den Baukörpern eine Persönlichkeit“, so begründet die Jury des Deutschen Fassadenpreises ihre Entscheidung.

Ziel bei allen Planungen: einen angemessenen Prozentsatz des Bestands für Senioren zu entwickeln.

Modernisierungen als zweite Chance zur Aufwertung der Architektur und des Stadtbilds.

72 Wohnungen wurden barrierearm umgebaut.

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