Digitalisierung

BFW 4.0 – Ent­wickeln,
bauen, erhalten…digital

In der Elbphilharmonie fand das erste Digitalisierungsforum 4.0 statt. 200 Experten aus der Immobilienbranche und der Verwaltung nahmen daran teil, um über Herausforderungen und Chancen der vierten industriellen Revolution zu diskutieren.

Wie wird die Digitalisierung die Gebäude von morgen verändern? Was ist aus Betreibersicht heute schon möglich? Und wie wird die Digitalisierung in großen Unternehmen und Start-ups bereits umgesetzt? Diese und viele weitere Fragen rund um die digitale Revolution wurden auf dem Digitalisierungsforum „BFW 4.0 – Entwickeln, bauen, erhalten…digital“ diskutiert, das der BFW - Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen gemeinsam mit dem Landesverband Nord organisiert hatte.

Messrevolution, Intelligenzrevolution, Differenzrevolution

Nicht nur von einer, sondern von drei Revolutionen des Digitalen war im Vortrag von Dr. Christoph Kucklick, Chefredakteur des GEO-Magazins, die Rede. Seiner Meinung nach lassen die neuen Möglichkeiten der Datenerfassung – die „Messrevolution“ – deutlich präzisere und individuellere Analysen mit zielgerichteter Problemerkennung zu. Anhand des Beispiels eines an Diabetes erkrankten Jungen zeigte Kucklick auf, dass bisherige Messmethoden ungenau waren und dadurch erhöhte Blutzuckerwerte oft falsch interpretiert wurden. „Die genaue und permanente Messung von Daten sowie die Verdichtung verschiedener Datenstränge ergeben ein viel differenzierteres Bild“, erklärte Kucklick. Diese modernen Datenerhebungen lassen sich auf viele Bereiche des täglichen Lebens und auch auf Immobilien übertragen: „Damit kann künftig wesentlich effizienter und präziser auf Problemlagen reagiert werden.“

Die Intelligenzrevolution sieht der GEO-Chefredakteur als zweite Säule der digitalen Revolution. Demnach werden sich Menschen und selbst lernende Maschinen in einer Art Co-Evolution miteinander weiterentwickeln.

Die dritte Revolution ist die Differenzrevolution, nach der künftig nicht mehr der durchschnittliche Kunde, sondern das Individuum und dementsprechend auch der einzelne Mieter im Vordergrund steht.

Immobilie der Zukunft – Was heute schon möglich ist

Wie viel digital ist heute schon normal? Eine ganze Menge, so das Fazit von Prof. Phillip Goltermann (Drees & Sommer). In den von ihm präsentierten Projekten in Berlin und Amsterdam steht die Vernetzung des individuellen Wohnens und Arbeitens mit dem Einzelhandel, der Mobilität und den smarten Quartieren im Mittelpunkt. „Neue digitale Geschäftsmodelle ermöglichen schon heute beträchtliche Kostenersparnisse und Effizienzsteigerungen. Künftig werden auch die Nutzerfreundlichkeit und der ‚Sharing‘-Gedanke immer mehr an Bedeutung gewinnen“, so Goltermann. Gebäude lernen selbst und optimieren damit Prozesse, von der Ver- und Entsorgung über die Leitsysteme bis hin zum effizienten Reinigungsmanagement. Eine Chance für die Unternehmen, sagte Goltermann und appellierte an die Teilnehmer: „Wer sich den Technologien gegenüber öffnet, hat den Nutzen des Neuen!“

Analog Erhalten – Digital betreiben: Vom Nutzer zur Immobilie denken?

Die beschriebenen Prozesse wurden jedoch auch kritisch auf deren aktuelle Praxistauglichkeit im Betrieb einer Immobilie hinterfragt. „Nicht alles, was derzeit machbar ist, ist auch gut“, sagte Prof. Heiko Meinen von der Hochschule Osnabrück. Die Digitalisierung der Immobilienwirtschaft sei komplex und findet in den meisten Fällen schlichtweg noch keine Anwendung in den Mietwohnungen.

„Wir gehen in einem ersten Schritt die unternehmensinternen Prozesse an. Die proaktive Mietereinbindung und intelligente Mieterkommunikation zählen zu den nächsten Herausforderungen“, sagte Dr. Claas Kießling, Geschäftsführer des Immobilienverwalters „Wentzel Dr.“. „Darunter fallen auch die Fragen, welche Services und Dienstleistungen von den Nutzern wirklich gewünscht sind und welche Daten überhaupt erhoben werden dürfen.“

An diesem Punkt herrschte Übereinstimmung unter den Diskutanten: In welcher Form sich diese Daten letztlich für die Unternehmen nutzbar machen lassen, ist noch weitgehend unklar. Das Thema Datensicherheit und Datenschutz stellt die Branche noch immer vor rechtliche Herausforderungen.

Digitales Entwickeln und Planen – analoges Bauen

Deutlich wurde in den Diskussionen ebenfalls: Die Implementierung von digitalen Planungs- und Bauprozessen, mit denen die Effizienz gesteigert und Kosten gesenkt werden sollen, scheitert derzeit nicht an der Technik oder den neuen Softwarelösungen. Das Problem sind in erster Linie die hohen Bauauflagen und die langwierigen Verwaltungs- und Bearbeitungsverfahren. Solange sich an dieser Situation nichts ändert, bleiben Planungsprozesse weiterhin schwierig.

Das Building Information Modeling (BIM) hat im digitalen Bauablauf das Potenzial, vie­­le Prozesse im Planungs-, Erstellungs- und auch im Betriebsprozess zu erleichtern. „BIM fängt gerade erst an sich zu entwickeln, wir stehen hier noch ganz am Anfang“, sagte René Schneiders von A-Quadrat Architekten. „Es ist notwendig, ein einheitliches Standardsystem als Grundlage für die Nutzung von BIM zu schaffen. Nur dann können alle Gewerke in einem System zusammengeführt werden.“

Bosch arbeitet bereits intensiv mit den neuen Technologien bis hin zur Vernetzung kompletter Quartiere, berichtet Dr. Wolfgang Volz von der Robert Bosch GmbH. Die Planung sei zwar intensiver, in der Umsetzung ließen sich dann aber Zeiteinsparungen realisieren. „Am Ende kann die Digitalisierung schon heute zur Wertsteigerung einer Immobilie beitragen“, so Volz´ Fazit.

Die dritte Revolution ist die Differenzrevolution. Danach steht das Individuum und dementsprechend der einzelne Mieter im Vordergrund.

Das Thema Datensicherheit und Datenschutz stellt die Branche noch immer vor rechtliche Herausforderungen.

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