Bezahlbarer Neubau wird zur Quadratur des Kreises

Der ehrenamtliche BFW-Präsident Andreas Ibel äußert sich zu aktuellen Themen aus der Wohnungswirtschaft. Diesmal geht es um den Mangel an Bauland.

Im Juni wird die Baulandkommission des Bundesbauministeriums ihren Abschlussbericht vorstellen. Doch fest steht schon jetzt: Bei schönen Worten dürfen es Bund, Länder und vor allem Kommunen anschließend nicht belassen.

Die Brisanz des Baulandmangels verdeutlicht die neue Studie „Wer baut Deutschland?“, die der BFW Bundesverband gemeinsam mit dem Verbändebündnis Wohnungsbau veröffentlicht hat. Die Zahlen sind alarmierend: Die Preise für baureifes Land haben sich in den A-Städten von 2011 bis 2017 durchschnittlich verdoppelt, in Berlin nahezu verdreifacht. In den kleineren B-Städten entwickelt sich die Situation ähnlich dramatisch: Auch dort haben sich die Preise im genannten Zeitraum mehr als verdoppelt.

Verschärft wird das Problem noch dadurch, dass immer seltener und immer weniger Bauland verkauft wird. In den A-Standorten ist die Zahl der Verkaufsfälle zwischen 2011 bis 2017 um ein Drittel zurückgegangen. Das bedeutet einen Rückgang der verkauften Baulandfläche um 27 %. Im gleichen Zeitraum ist der Verkauf von entwickelter Baulandfläche in den A-, B- und C-Städten um 775 ha zurückgegangen. Um das zu verdeutlichen: Auf dieser Fläche hätten wir 62.000 Wohnungen für 120.000 Menschen bauen können!

Dass sich die explodierenden Baulandkosten zwangsläufig in höheren Wohnkosten niederschlagen, ist offensichtlich. Eine Verdopplung des Gesamtkostenanteils binnen fünf Jahren kann bei einem eng kalkulierten Projekt nicht mehr kompensiert werden. Die Erschließungskosten, die zahllosen Auflagen für Brandschutz, Lärmschutz und die energetischen Vorgaben gelten schließlich gleichermaßen für das preiswerte wie für das höherpreisige Segment! Nicht zuletzt haben sich diese bauordnungsrechtlichen Vorgaben seit 1990 vervierfacht. So wird bezahlbarer Wohnungsneubau zur Quadratur des Kreises!

Fakt ist: Nur der Staat kann Bauland ausweisen. Wenn er das nicht tut, sind auch andere Maßnahmen zur Neubauförderung zum Scheitern verurteilt. Ohne bezahlbares Bauland gibt es kein bezahlbares Bauen und kein bezahlbares Wohnen.

Leider ist diese grundlegende Logik ist bei vielen Kommunen aber noch nicht angekommen. In unserer neuen BFW-Mitgliederumfrage haben 40 % der befragten Immobilienunternehmen angegeben, dass Grundstücke von den Kommunen noch immer im Höchstpreisverfahren vergeben werden. Über 40% berichten, dass die langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren die Kosten weiter in die Höhe treiben.

Neben der Ausweisung von mehr und preisgünstigerem Bauland brauchen wir deshalb dringend schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren und mehr Personal in den Bauämtern. Vor allem aber brauchen wir den unbedingten Willen für mehr Neubau an der politischen Spitze – in Bund, Ländern und in den Kommunen.

Die Studie „Wer baut Deutschland?“ steht auf der Internetseite
www.bfw-bund.de zum Download bereit.

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