Effizienzsteigerung statt Verzicht
Bei einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) besitzt der Dämmstoff eine große Bedeutung. Steinwolle ist ein Material, das technische und wirtschaftliche Vorteile miteinander verbindet.
Die Energiewende ist ein zuweilen schwer durchschaubares Geflecht aus politischen Absichten, die durch praktische Einzelmaßnahmen mit Leben erfüllt werden müssen. Eine Botschaft kommt bei Endverbrauchern, Planern und Handwerkern jedoch ganz deutlich an: Der Energieverbrauch muss sinken, denn damit reduzieren sich die CO2-Emissionen und die Energiekosten. Die Reduzierung des Energieaufwandes für die Beheizung von Gebäuden bietet dafür das größte Potenzial.
Jede Maßnahme, die dieses Ziel erreichen soll, sieht sich mit drei Anforderungen konfrontiert: Die laufenden Energiekosten müssen sinken, die Umwelt soll profitieren, und die Wohnqualität sich verbessern. Die Konsequenz heißt: Effizienzsteigerung statt Verzicht. Der Königsweg dorthin ist die Dämmung der Gebäudehülle, auch der Außenwand, z.B. mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS). Dies lässt sich im Neubau und im Bestand unabhängig von der eingesetzten Heiztechnik realisieren. Die Verringerung der Wärmeverluste ermöglicht zudem oft erst den sinnvollen Einsatz regenerativer Energieträger.
WDVS mit Steinwolle
Steinwolle lässt sich bei der Wärmedämmung besonders flexibel, unkompliziert und effizient einsetzen. Sie ist offenporig und diffusionsoffen. Der Feuchteausgleich bleibt damit gewährleistet und das Mauerwerk bleibt trocken. Die Effizienz der außenliegenden Steinwolle-Dämmschicht sorgt im Hausinneren für angenehme Temperaturen auch bei kalter Witterung. Das ausgeglichene Temperaturniveau zwischen Innenraum und Außenmauern verringert Zugerscheinungen und ermöglicht ein hohes Maß an Behaglichkeit in den Wohnräumen. Zum höheren Wohnkomfort trägt auch der effiziente Schallschutz bei, den Steinwolle gleichzeitig leistet.
Natürlich bietet Steinwolle auch technische und wirtschaftliche Vorteile. Ihr Einsatz ist zudem eine nachhaltige Investition in die Umwelt: Sie beginnt bei der Herstellung aus natürlichen, mineralischen, nahezu unerschöpflich verfügbaren Rohstoffen. Die Verwendung von Recyclingmaterial verbessert die Umweltbilanz zusätzlich. Durch den vergleichsweise geringen Energieeinsatz und kurze Transportwege wird die zur Produktion eingesetzte Energie bereits in wenigen Monaten am Gebäude eingespart und eine positive Energiebilanz erreicht. Diese Heizenergieeinsparung schreibt sich dann über viele Jahrzehnte weiter fort, in denen bei fachgerechter Verarbeitung die Wirksamkeit des Dämmstoffs unvermindert erhalten bleibt: Der Einsatz von Steinwolle ist eine nachhaltige Maßnahme. In der Baupraxis profitieren ausführende Unternehmen von der einfachen Verarbeitung, die eine zügige Auftragsabwicklung möglich macht. Zudem erlaubt es der günstige Materialpreis, Bauherren eine wirtschaftliche Lösung anzubieten.
Da Steinwolle mit einem Schmelzpunkt ≥ 1000 °C von Natur aus nichtbrennbar ist (Euroklasse A1), bietet sie Planern einen großen Vorteil: Steinwolle ist damit in WDVS unkompliziert für jeden Gebäudetyp vom Einfamilienhaus bis zum Hochhaus einsetzbar. Zudem bietet die Nichtbrennbarkeit gute Argumente gegenüber Bauherren: Steinwolle schützt im Brandfall, ohne dass dafür Flammschutzmittel verwendet werden müssen.
Durch den Einsatz von nichtbrennbaren Brandriegeln aus Steinwolle können auch WDVS auf Hartschaum-Basis brandschutztechnisch derart aufgewertet werden, so dass sie zur Verwendung an Gebäuden bis mittlerer Höhe bauaufsichtlich zugelassen werden können.
Regeln und Bedingungen
Den rechtlichen Rahmen für den Einsatz von WDVS setzen staatliche Vorgaben sowohl hinsichtlich der Energie-Effizienzanforderungen wie auch in Bezug auf die allgemeine Verwendbarkeit des Systems.
Kernpunkt der Energieeinsparverordnung (EnEV 2014) ist die Steigerung der Energieeffizienz von Neubauten um 25% ab dem 1. Januar 2016. Ausdrücklich wird zum Erreichen dieses Ziels die Senkung des maximal erlaubten Wärmeverlustes durch die Gebäudehülle um weitere 20% gefordert. Und dies ist nur ein Zwischenschritt: Die Anforderungen werden weiter steigen, bis schließlich im Jahr 2021 alle Neubauten den EU-Standards für Niedrigstenergiegebäude entsprechen müssen. Lösungen auf der Basis einer Steinwolle-Dämmung ermöglichen es bereits heute, diese zukünftigen Anforderungen zu erfüllen.
Hinsichtlich der Verwendbarkeit eines WDVS fordern die Landesbauordnungen eine Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (AbZ) als Bauart durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt). Zugelassen ist dann immer ein komplettes System aus optimal aufeinander abgestimmten, ebenfalls bauaufsichtlich zugelassenen Komponenten. Ausführende Betriebe sind darum gut beraten, innerhalb des jeweiligen Systems zu bleiben und nicht etwa Komponenten verschiedener Systeme und Sortimente zu kombinieren. Durch die konsequente Verwendung eines zugelassenen Systems vermeidet ein Handwerker Mängelrügen durch den Auftraggeber aufgrund einer fehlenden Zulassung, zugleich erhält er sich die Systemgarantie seines Systemlieferanten.
Systeme und Komponenten
In der Struktur und Ausrüstung gibt es zwischen den Systemkomponenten durchaus Unterschiede, aus denen sich Lösungen für sehr unterschiedliche Einsatzbedingungen ergeben und die sich folgerichtig auch in der Verarbeitung bemerkbar machen. Am augenfälligsten sind die verschiedenen Methoden, mit denen die Steinwolleplatten an der Außenwand des Gebäudes befestigt werden. Es hängt von der Tragfähigkeit des Untergrundes, der Windsoglast und dem Dämmstofftyp (Steinwolle-Lamelle oder -Platte) ab, ob sie allein durch Kleben – üblicherweise mittels mineralischer Klebemörtel – fixiert werden dürfen oder ob zusätzlich Dämmstoffdübel zu verwenden sind.
Bei Putzträgerlamellen verlaufen die Fasern hauptsächlich senkrecht zum Untergrund. Die Lamellen sind leichter, haben mit 0,041 W/m·K eine etwas höhere Wärmeleitfähigkeit und weisen zugleich eine deutlich höhere Druck- und Querzugsfestigkeit (≥ 80kN/m2) auf. Sie können deshalb allein durch Kleben befestigt werden, sofern der Untergrund tragfähig und für den Kleber geeignet ist.
Putzträgerplatten sind schwerer und bieten eine geringe Wärmeleitfähigkeit von 0,035W/m·K. In den Platten verlaufen die Fasern größtenteils parallel zur Wandfläche, sie müssen zusätzlich verdübelt werden. Um Dübelteller-Abzeichnungen in der fertigen Fassade zu vermeiden, sollte man die Dübel im Dämmstoff versenken und mit einem Dämmstoffrondell verschließen. Haftbeschichtungen auf den Steinwolle-Putzträgerplatten dienen der sicheren und komfortablen Verarbeitung des Systems. Auf der Wandseite verbessern sie das Verkleben der Platten, auf der Putzseite das Aufbringen des Putzes. Die Eigenschaft der elastischen, flexiblen Putzträgerplatte, sich dem Untergrund hohlraumfrei anzupassen, Unebenheiten auszugleichen und Lufthinterströmungen auszuschließen, bleibt dabei erhalten. Für nicht tragfähige Untergründe stehen auch schienenbefestigte WDVS mit Steinwolle-Dämmstoffen zur Verfügung.
WDVS-Anbieter halten eine Vielzahl von bauaufsichtlich zugelassenen Systemen mit Steinwolle-Dämmstoffen bereit, die eine große Gestaltungsvielfalt der Fassaden in Form, Struktur und Farbe ermöglicht. Dies erlaubt flexibles Eingehen auf individuelle Vorlieben des Auftraggebers, auf planerische Vorgaben und auf die bauliche Situation vor Ort. Daraus ergeben sich zahlreiche praktisch ausführbare Varianten. Die Vorzüge eines WDVS mit Steinwolle bleiben dabei stets erhalten: Zum Einsatz kommt ein nichtbrennbarer Baustoff, der sich für alle Gebäudehöhen eignet. Die offenporige Struktur sorgt für beste Schalldämmung und erlaubt einen diffusionsoffenen Aufbau des gesamten Systems. Die niedrigen dynamischen Steifigkeiten von Steinwolle-Platten ermöglichen eine zusätzliche Verbesserung der Schalldämmung. WDVS mit Steinwolle sind formstabil und chemisch neutral. Sie sind wirtschaftlich und nachhaltig einsetzbar – das beginnt beim Einkauf, setzt sich bei der schnellen und einfachen Verarbeitung fort und beweist sich schließlich in der hervorragenden Altersbeständigkeit.
Fazit
Ein WDVS mit Steinwolle bewährt sich beim Neubau und bei energetischen Sanierungen im Bestand. Bauherren und Bewohner profitieren vom Gewinn an Behaglichkeit und Wohnkomfort ebenso wie von der Senkung der Heizkosten. Planern stehen nichtbrennbare Lösungen zur Verfügung, mit denen sie die gesetzlichen Anforderungen an die Energieeffizienz erfüllen und übererfüllen können. Handwerker können auf zugelassene Systeme bauen, auf deren Basis sie konkurrenzfähige Angebote formulieren, Haftungsrisiken vermeiden und Qualität liefern können.