Frische Luft mit Spar-Effekt
Kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung trägt in einer Heppenheimer Wohnanlage zur Senkung der Heizkosten bei.
Die Stadt Heppenheim ist um 52 Mietwohnungen reicher. Die Wohnungsbaugesellschaft Wohnbau Bergstraße hat ihr Vorhaben vollendet, das ehemalige Wohnheim „Casa Europa“ komplett zu entkernen, aufwendig zu sanieren und in ein KfW-Effizienzhaus 70 umzubauen. Ab sofort sorgen 52 KWL-Lüftungsgeräte von Helios Ventilatoren in dem Gebäude für frische, angenehm temperierte Luft.
Fast fünfzehn Jahre lang stand das „Casa Europa“ an der Mozartstraße in Heppenheim leer. Der aus einem neunstöckigen Gebäude und einem Flachbau bestehende Wohnkomplex wurde im Jahr 1971 vom Eishersteller Langnese (Unilever) errichtet und diente ein Vierteljahrhundert als Gasthotel für die Mitarbeiter. Seinen Namen verdankt er dabei der Tatsache, dass vor allem spanische Gastarbeiter in dem Ensemble wohnten. Der neue Besitzer, die Wohnbau Bergstraße eG, erweckte die in die Jahre gekommene Immobilie aus ihrem Dornröschenschlaf: Der aus wirtschaftlichen Aspekten nicht nutzbare Flachbau wurde abgerissen und durch eine großzügige Grünanlage ersetzt, das Hochhaus verwandelte sich mittels einer grundlegenden Komplettsanierung in ein aus 52 Sozialmietwohnungen bestehendes KfW-Effizienzhaus 70.
Komplettsanierung von A bis Z
Die Bezeichnung KfW Effizienzhaus 70 steht für Häuser mit einer energetischen Mindesteffizienz, die sich nach der Energie-Einspar-Verordnung EnEV richtet. Diese Verordnung legt die Kriterien für den aktuellen Baustandard (KfW Effizienzhaus 100) fest. Das Effizienzhaus 70 muss hiermit verglichen 30 % weniger Energie verbrauchen. Dieser Wert beeinflusst auch die Förderung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Da das Bauprojekt die oben genannten Kriterien erfüllt, förderte die KfW das Bauprojekt mit einem zinsgünstigen Darlehen aus dem Programm „Energetisch Sanieren – Effizienzhaus 70“ in Höhe von 1,4 Mio. €. Zudem unterstützte das Land Hessen die Erneuerung der 52 Sozialmietwohnungen mit 2,8 Mio. €.
Die Gesamtkosten der Maßnahme betrugen ca. 5,9 Mio. €. Die mit öffentlichen Mitteln geförderten Wohnungen wurden nur wohnungssuchenden Haushalten überlassen, deren Einkommen bestimmte Grenzen nicht überschritt. So durfte etwa bei einem Zweipersonenhaushalt das Brutto-Jahreseinkommen nicht höher als bei ca. 28 000 € liegen.
Der erste Schritt der energetischen Altbausanierung bestand darin, den Stahlbeton-Skelettbau komplett zu entkernen. Anschließend folgte eine Neueinteilung der Flächen in 52 kleinere Zweizimmerwohnungen mit Größen zwischen 53 und 66 m². Das undichte Flachdach wurde zu einem Trapezdach umgebaut und mit 250 mm Mineralwolle isoliert. Auf die Außenwände kam eine 250 mm dicke EPS-Wärmedämmung. Um das Erdgeschoss vom unbeheizten Keller zu isolieren, wurde 150 mm Rockwool eingesetzt. Zudem sind in dem Gebäude sämtliche Fenster erneuert worden. Zum Einsatz kamen Kunststofffenster mit einer Wärmeschutzverglasung und einem U-Wert von 1,1 W/m²K. Auch die Wohnungs- und Eingangstüren wurden durch moderne Modelle ersetzt. Die energieeffiziente Gas-Brennwerttechnik sorgt in Verbindung mit einer Fußbodenheizung für wohlige Wärme und warmes Wasser.
Luftdichte Gebäudehülle
macht Lüftungsanlage zum Muss
Augrund der umfangreichen, energieeffizienten Dämmmaßnahmen im Casa Europa-Hochhaus ist dessen Gebäudehülle praktisch luftdicht, was einen natürlichen Luftaustausch verhindert. Dieser ist aber notwendig, um unabhängig vom Anwenderverhalten beispielsweise Feuchteschäden, Schimmelpilz, eine hohe CO2-Konzentration und damit eine stickige Raumluft zu vermeiden. Deshalb stand für die Wohnbau Bergstraße eG bereits in der frühen Planungsphase fest, dass eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung installiert wird, da eine Fensterlüftung die aus energetischer Sicht angestrebte Heizkostenersparnis zunichte machen würde. Denn anders als bei einer Fensterlüftung geht bei der Lüftung mit Wärmerückgewinnung die Wärme nicht verloren: Mithilfe des integrierten Kreuzgegenstrom-Wärmeübertragers wird der abgeführten, verbrauchten, mit Feuchtigkeit, Schadstoffen und Gerüchen belasteten Abluft die Wärme entzogen und damit die frisch eingebrachte Zuluft erwärmt. Dies spart erheblich Heizkosten ein. Daher wurde nach DIN 1946-6 ein Lüftungskonzept erstellt und pro Wohnung eine Lüftungsanlage realisiert.
Lüftung mit Wärmerückgewinnung
und Sommerbypass
Für das Heppenheimer Hochhaus entschieden sich die Lüftungsspezialisten der Firma Herbert Gebäudetechnik für das Modell KWL EC 220 D – ein besonders kompaktes Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung von Helios Ventilatoren für die zentrale Be- und Entlüftung von Geschosswohnungen: „Aufgrund der geringen Bauhöhe von nur 236 mm eignet sich diese Type ideal für die platzsparende Deckenmontage und unauffällige Integration“, erläutert Wilhelm Seufert, Technischer Projektleiter der Herbert GmbH. Das Lüftungsgerät kann auf einen Gesamt-Nennluft Volumenstrom von max. 220 m3/h einreguliert werden und wurde je nach Wohnungsaufteilung und -größe in Bad oder Küche montiert. Für die Bewohner unsichtbar in einer Deckenkonsole integriert, können die Wartung und der Filterwechsel durch eine Revisionsöffnung erfolgen.
Das nach dem Passivhaus-Standard geprüfte Gerät saugt die verbrauchte Raumluft aus Bad und Küche ab und gibt einen Großteil der enthaltenen Wärme im Kreuzgegenstrom-Wärmetauscher an die frische Außenluft ab. Wohltemperiert strömt diese anschließend kontinuierlich in die Wohn- und Schlafräume und sorgt dort für ein gesundes, nachhaltiges Wohlfühlklima.
Um im Sommer die kühlere Nachtluft zu nutzen, kann eine serienmäßig enthaltene Bypassfunktion die Wärmerückgewinnung unterbrechen. Hierbei wird der Wärmetauscher mit einer Stellklappe überbrückt (Bypass). Der Sommerbypass aktiviert sich automatisch, wenn die Außenluft kühler ist als die abgesaugte Abluft. Die Schwelle, ab welcher Innentemperatur der Bypass aktiv werden soll, lässt sich hierbei individuell einstellen.
Neben den hocheffizienten Lüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung von Helios Ventilatoren fiel auch bei der Fort- und Außenluftführung die Wahl auf Komponenten des Herstellers: Das leicht zu verarbeitende Rundrohrsystem IsoPipe ist bereits vorisoliert und verhindert mittels einer dampfdichten Rohrwandung eine Kondensatbildung an der Rohraußenseite. Das einfache Handling – die IsoPipe-Komponenten werden mit einem scharfen Messer abgelängt und ineinander gesteckt – führte bei der Installation im Casa Europa für eine Arbeitszeit- und Kostenersparnis von ca. 70 %. Alle erforderlichen Größen und Formteile wie fertig isolierte Bögen, Verbindungsmuffen, etc. sind im Programm vorhanden.
Gesamt-Energiebilanz wird noch besser
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Lüftung mit Wärmerückgewinnung zu einer weiteren Verbesserung der Gesamt-Energiebilanz des Wohngebäudes führt und die Energieeinsparung durch die aufwändigen Dämm-Maßnahmen erhält. Ein großer Vorteil für die Mieter ist die daraus resultierende Reduzierung der Heizkosten um bis zu 30 %.
Augrund der energieeffizienten Dämmmaßnahmen ist die Gebäudehülle praktisch luftdicht, was einen natürlichen Luftaustausch verhindert.
Anders als bei einer Fensterlüftung geht bei der Lüftung mit Wärmerückgewinnung die Wärme nicht verloren.