Leichtgewicht fürs Bikini-Haus
Direkt neben dem Zoologischen Garten in Berlin steht das Bikini-Haus. Das denkmalgeschützte Geschäfts-und Bürogebäude erstrahlt nach umfangreicher Modernisierung in neuem Glanze. Ein Leichtestrich trug dazu bei, die besonderen statischen und brandschutztechnischen Anforderungen zu erfüllen.
Das Bikini-Haus, ein langgezogener, 6-geschossiger Flachbau, wurde von 1955 bis 1957 nach Plänen der Architekten Paul Schwebes und Hans Schoszberg errichtet. Im Erdgeschoss beherbergte das Gebäude unter einer offenen Kolonnade eine Ladenzeile. Das mittlere Geschoss wurde während der Entstehungszeit als offener Laubengang konzipiert und gab dem Gebäude eine 2-teilige Struktur, die wie ein Bikini aussah und dem Traditionshaus seinen Namen gab. Auf der Rückseite befinden sich vier Treppenhäuser.
Das Haus wurde im Laufe der letzten 50 Jahre immer wieder etwas verändert, der grundsätzliche Stil blieb trotzdem erhalten. Selbst die typischen großen, ungeteilten Fensterfronten mit ihren minimalistischen Profilen blieben unverändert und das sollte auch nach dem Umbau so bleiben. Die Nutzung des neuen Bikinihauses sollte sich jedoch stark verändern. Was vormals zeitweise als Theater und als Bürogebäude diente, ist zu einem Hotel- und Einkaufskomplex umgebaut worden.
Die Bayrische Hausbau, als Eigentümer, hat im Dezember 2010 mit den Umbauarbeiten begonnen. Das Bikini-Geschoss soll, nach Entwürfen des Belgiers Arne Quinze und dessen Architekturbüro SAQ, in seinen ursprünglichen Zustand umgebaut und die verbindenden Dachterrassen ausgebaut werden. So entsteht eine Nutzfläche von insgesamt 54.000 m².
Im Zuge der Sanierung wurde das Bikinihaus entkernt. Demzufolge musste ein neuer Fußboden aufgebaut werden. Gewünscht war ein Hohlboden. Die Herausforderung bestand darin, ein Material zu finden, mit dem man einen unebenen Betonuntergrund so ausgleichen kann, dass es möglich ist, einen Hohlboden darauf zu verlegen. Hierbei musste beachtet werden, dass nur ein Material verarbeitet werden kann, welches den strengen Vorgaben des Brandschutzes entsprach. Zudem durfte nur ein Estrich zum Einsatz kommen, der mit seinem Flächengewicht die vorhandenen Betondecken nicht überlastet und somit die hohen statischen Anforderungen erfüllt.
Nach einer technischen Beratung der Firma Schomburg mit dem Planungsbüro Hild und K Berlin konnte gemeinsam der zementgebundene Leichtestrich Aso-Ez-Light-Plus von Schomburg empfohlen werden. Dieser ist gemäß der Estrichmörtelnorm EN 13813 klassifiziert in CT-C25-F4. Weiterhin entspricht er der Brandschutzklasse A1 und war somit für den Einsatz im Bikini-Haus geeignet. Bei einem Flächengewicht von ca. 14 kg/m²/cm Estrichdicke gegenüber einem gewöhnlichenZementestrich mit einem Flächengewicht von ca. 22 kg/m²/cm Estrichdicke, konnte man von einer Gewichtsersparnis von ca. 37 % ausgehen. Die Berechnungen des Statikers betätigten die Planungen. Die Vorteile des Leichtestrichs gegenüber herkömmlichen Leichtbau-Systemen waren entscheidend.
Den Auftrag erhielt die Firma Bozkava und Günay Estrichbau Gbr, Berlin. Der erfahrene Estrichbauer konnte schon bei vielen Objekten sein Können unter Beweis stellen. U.a. war das Unternehmen auch für die Estrichverlegung im Staatsratsgebäude in Berlin-Mitte, im Alexa Shopping-Center in Berlin-Mitte und im Lehrter Bahnhof verantwortlich. Nach kurzer Einweisung durch einen Techniker der Firma Schomburg konnten die Arbeiten beginnen. Der Estrich sollte als Verbundestrich eingebaut werden. Als Haftschlämme diente Asocret-Hb-Flex. Nach dem gründlichen Reinigen des Betonuntergrundes wurde dieser ausreichend vorgenässt. Nun konnte die Haftschlämme mit einem herkömmlichen Straßenbesen aufgebracht werden. Das Einbauen des Estrichs erfolgte dann nass in nass. Zum Anmischen verwendete der Vearbeiter einen Estrichboy. Die erfahrenen Estrichleger schafften so 200 m² – 300 m² pro Tag. Insgesamt wurden ca. 4400 m² Verbundestrich erstellt.
Ein offener Laubengang gab dem Gebäude eine 2-teilige Struktur und damit den Namen.
Mit dem Leichtestrich konnte man von einer Gewichtsersparnis von ca. 37 % ausgehen.