Gips-Wandbauplatten: Maximaler Wohnwert auf minimalem Raum
Mikrowohnungen sind nicht einfach nur kleine Wohnungen. Sie bieten im besten Fall maximale Wohnqualität in optimierten Grundrissen, wie sie mit nichttragenden inneren Trennwänden aus massiven Gips-Wandbauplatten ausgeführt werden können.
Der mehrgeschossige Wohnungsbau war 2014 mit 28 % Zuwachs das am stärksten wachsende Segment im Wohnungsbau überhaupt. Mit rund 101.000 fertiggestellten Wohnungen übertraf er im deutschen Häuslebauer-Land sogar die klassischen Einfamilienhäuser, von denen knapp 88.000 gebaut wurden [1]. Ein Trend, der anhalten dürfte, wenn man auf die vorliegenden Prognosen und die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen schaut. Als besonders lebenswert gelten vor allem Ballungsräume und Universitätsstädte, die mit ihren kurzen Wegen, ihren sozio-kulturellen Angeboten sowie nicht zuletzt mit ihren aussichtsreichen Job- und Ausbildungschancen auf fast alle soziale Gruppen besonders anziehend wirken. Allein: Es mangelt zusehends am Wohnungsangebot.
Urbanes Bauen reagiert darauf in erster Linie mit dem mehrgeschossigen Bauen – zum einen, weil es der traditionellen Baukultur entspricht und so in vorhandenen Bebauungsplänen festgeschrieben ist, zum anderen aber auch, weil der begrenzte Platz in den Städten ein Ausweichen nach oben unumgänglich macht. Für die wirklich großen Agglomerationen in Europa und damit auch in Deutschland wird sogar schon eine Renaissance des Hochhauses erwartet oder zumindest diskutiert.
Wohnkosten über die Fläche begrenzen
Einerlei, ob Hochhaus oder konventionelles mehrgeschossiges Gebäude – der auch schon als „Rücksturz in die Stadt“ beschriebene Run auf Metropolen und Universitätsstädte erhöht dort die Nachfrage nach dem systembedingt begrenzten Bauland und damit die davon abhängigen Preise für Miete oder Eigentumserwerb. Zusätzlich befeuert wird diese Entwicklung durch steigende Baukosten infolge immer umfassenderer normativer oder gesetzlicher Anforderungen an Bauwerke, Bauteile, Baustoffe. Sehr markant ist diese Entwicklung bei der Energieeffizienz, aber auch für Schallschutz, Erdbebensicherheit oder Infrastrukturanforderungen (Stellplätze, Ausgleichsflächen) wie für viele andere technische Bereiche muss zunehmend mehr Aufwand betrieben werden. Jede einzelne dieser Maßnahmen ist sicher sinnvoll, in ihrer Summe tragen sie jedoch maßgeblich zum Anstieg der Bau- und Investitionskosten bei. Unter den beschriebenen Bedingungen wird es allerdings kaum möglich sein, einfach nur billiger zu bauen, um die Auswirkungen der Kostentreiber zu kompensieren. Zumal eine solche Entwicklung im Sinne des technischen Fortschritts, der sozialen Ausgewogenheit und nicht zuletzt des architektonischen Wertes unserer Städte auch gar nicht wünschenswert wäre.
Möglich ist aber eine andere Entwicklung im Wohnungsmarkt, wie zunehmend zu beobachten ist und wie sie vielfach bereits auch beschrieben wird. So etwa von Frank Ermlich, Wohnungsbaugesellschaft GBH Hannover [2]: „Die Nachfrage nach Kleinwohnungen ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen.“ Und weiter: Nicht nur bei öffentlich geförderten Wohnungen, bei denen ohnehin Flächenvorgaben gelten, sondern auch im frei finanzierten Bereich gebe es „das Bestreben, die Mietbelastung durch die Anpassung der Wohnungsgröße möglichst gering zu halten“. Ähnlich sieht das der Geschäftsführer NCC Deutschland [3], Nils Olov Boback: „Wir sind überzeugt, dass die Wohnungen und Häuser im Durchschnitt kleiner werden, um die steigenden Quadratmeterkosten aufzufangen. (…) Sowohl beim Verkauf von Mietwohnungen an Investoren als auch beim Verkauf von Eigentumswohnungen und Häusern an Endkunden stellen wir immer wieder fest, dass die Wohnflächen kleiner werden.“
Variabel in Größe und Ausstattung
Der Trend zu kleiner werdenden Wohnflächen hat dort, wo er seinen Ursprung und seine Berechtigung hat, mit dem sogenannten Mikrowohnen bereits seine eigene Bauform hervorgebracht. Wobei Größe, Ausstattung und soziale Zielgruppen der Mikrowohnungen durchaus variieren können: Noch eher an Wohnheime erinnernde Situationen mit rund 20 m² effektiv nutzbarer Grundfläche, auf der zumeist Individualraum, Kitchenette und Duschbad mit WC angeordnet werden, gehören ebenso dazu wie qualifiziertere Einheiten auf bis zu 45 m², die bereits den Übergang zur Normal- oder Familienwohnung bilden.
Noch variabler als die Größe ist die Nutzungsform, die von der Zweitwohnung für Berufspendler über das studentische Mini-Apartment oder die preiswerte Seniorenwohnung bis zur einfachen Sozialwohnung für Migranten und Bedürftige reicht. Allen diesen Gruppen ist zwar gemeinsam, dass sie eher kleine Wohnungen zu jeweils für sie bezahlbaren Preisen suchen. Trotzdem erwarten sie ein bestimmtes und teilweise auch hohes Maß an Wohnkomfort und Aufenthaltsqualität.
Deshalb und mit Blick auf die langfristige Nutzung der Gebäudekonstruktion werden temporär wirkende, modular-serielle Lösungen eher vermieden. Statt „billig und einfach“ geht es im Mikrobauen um qualitätsorientierte und wirtschaftlich nachhaltige Wohngebäude, die heute in kleine (Mikro-)Einheiten unterteilt werden, die sich aber perspektivisch flexibel an sich verändernde Nachfragesituationen in den Städten und Ballungsräumen anpassen lassen. Den architektonischen und baulich-konstruktiven Schlüssel hierzu bieten einerseits die bewährte und dauerhaft werthaltige Massivbauweise, andererseits die konsequente Trennung von Tragwerk und Ausbau, wie sie vom Skelettbau bekannt ist.
Massiv, aber trocken
Konventionell gelten Massivbauweise und Skelettbau als einander ausschließende Bauphilosophien. Diese Konvention muss aber nicht weitergelten, wenn die als Skelett errichtete tragende Gebäudekonstruktion eine Grundrissaufteilung mit nichttragenden inneren Trennwänden aus massiven Gips-Wandbauplatten als veränderlichem Teil der Gebäudestruktur erhält. Gips-Wandbauplatten für massiv-homogene und ohne Unterkonstruktion errichtete Trennwände ermöglichen die variable Anpassung von Wohn-, Nass- und Küchenbereichen parallel zur Errichtung des Rohbaus. Bei eventuellen späteren Umbauten oder Umnutzungen lassen sich die heutigen Mikrowohnungen je nach Bedarf aber auch zu größeren 2- oder 3-Zimmer-Wohnungen koppeln.
Massive Gips-Wandbauplatten nach EN 12859 sind aus Gips hergestellte Wandbildner ohne Hohlräume. Sie werden bereits während des Rohbaus als schlanke einschalige Trennwände in Dicken von 80 oder 100 mm ausgeführt, womit sie die Grundvoraussetzung für flächenoptimierte Raumkonzepte erfüllen; so auch als zweischalige Wohnungstrennwände mit einer Wanddicke ab 150 mm inkl. Dämmschicht. Ihre Rohdichte (mittlere Rohdichte ca. 850 kg/m³, hohe Rohdichte bis ca. 1.400 kg/m³) ermöglicht Konstruktionen mit vergleichsweise geringen flächenbezogenen Massen. Sie begünstigen damit die flexible Grundrissbildung mit vereinfachtem statischem Nachweis.
Aus Gips-Wandbauplatten errichtete Bauteile sind robust – vorteilhaft in kompakten Wohneinheiten bei deutlich höheren mechanischen Belastungen durch häufige Mietwechsel. Die Trennwände bieten durch ihre in der Fläche wie im Querschnitt homogenen Eigenschaften nicht nur komfortables und sicheres Befestigen der wandhängenden Inneneinrichtung mit handelsüblichen Dübeln, sondern nach deren Entfernung eine ebenso mühelose Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes. In den monolithischen Bauteilen können zudem mit geringem Aufwand Öffnungen nachträglich angeordnet, insbesondere die für Türen verbreitert werden.
Gips-Wandbauplatten werden mit Gipskleber nahezu trocken im Verband zusammengefügt und zumeist nur im Fugenbereich verspachtelt: Durch die quasi oberflächenfertigen Bauteile entfallen nicht nur die Kosten- und Zeitansätze für Putzarbeiten, sondern auch deren raummindernden Putzstärken. Gips-Massiv-Wände bieten einen hohen Feuerwiderstand (bis F 180-A) sowie einen zeitgemäßen Schallschutz. Sie repräsentieren eine Bauweise mit verkürzter Bauzeit. Die unkompliziert auszuführende Wandbildung mit freiem vertikalem Rand, wie sie für offene Grundrisse oftmals typisch ist, prädestiniert Gips-Wandbauplatten für optimierte, großzügig nutzbare Raumkonzepte in Mikrowohnungen.
Der neue Blick auf Schallschutz und Entkopplung
Gerade das Wohnen auf kleinen Grundrissen erhöht wegen der Dichte des Zusammenlebens die Notwendigkeit eines zeitgemäßen Lärm- und Ruheschutzes. Eine qualitativ hochwertige Mikrowohnung muss, wie jede andere Wohnung auch, als ungestörter Rückzugsort erlebt werden können sowie ein Maximum an Privat- und Intimsphäre gewährleisten. Trennwände aus Gips-Wandbauplatten erfüllen diesen Komfortanspruch. Sie werden elastisch an angrenzende Bauteile angeschlossen, wodurch die Körperschallübertragung auf die flankierenden Bauteile deutlich reduziert wird. Während etwa mit Trennwänden in konventioneller Massivbauweise, RDK 1.4, Wanddicke 175 mm, Schalldämm-Maße von rund 50 dB erzielt werden, sind vergleichbare Werte mit Gips-Wandbauplatten bereits mit 100 mm Wanddicke erreichbar, wobei sich die bauphysikalisch wirksame, elastische Ausbildung der Stoßstellen zwischen leichter Massivwand und Tragwerk im Hinblick auf die Körperschalldämmung positiv auswirkt.
Da Klein- und Kleinstwohnungen im Sinne einer variablen und großzügig wirkenden Wohnfläche häufig mit offenen Grundrissen gestaltet werden, müssen vor allem die raumabschließenden Trennwände der Bäder bau-akustisch betrachtet werden. Sie sind meist zugleich Installationswände, an denen badseitig zumeist Vorwandtechnik und Sanitäreinrichtungen befestigt sind. Im Sinne des wirtschaftlichen Bauens und des gut getakteten Bauablaufplans werden solche Installationswände – wo immer möglich – materialgleich mit den übrigen Trennwänden innerhalb der Wohneinheiten ausgeführt, was bei Gips-Wandbauplatten ohne Einschränkung möglich ist. Es muss bei der Raumbildung in Bädern dabei nämlich nicht zwangsläufig auf die üblicherweise in DIN 4109 geforderte schwere Massivwand-Konstruktion mit einer flächenbezogenen Masse von 220 kg/m² ausgewichen werden. Denn an der Hochschule für Technik Stuttgart konnte gezeigt werden, dass sich Gips-Massiv-Wände mit ca. 122 bzw. 142 kg/m² vor allem wegen ihrer entkoppelten Bauweise mit elastischem Anschluss im Hinblick auf die Installationsgeräusche schalltechnisch nicht ungünstiger verhalten als die in der Norm angegebene Referenzwand mit 220 kg/m² [4].
Gerade in der flächenoptimierten Mikrobauweise werden die Sanitäranlagen bevorzugt mit Vorwand-Installationssystemen im Tro-ckenbau ausgeführt. MultiGips als Hersteller von Gips-Wandbauplatten hat deshalb gemeinsam mit dem Vorwandhersteller TECE Messungen des Geräuschverhaltens und Eignungsnachweise am Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Stuttgart veranlasst. Sie belegen, dass mit Vorwandtechnik von TECEprofil in Verbindung mit Trennwänden aus Gips-Wandbauplatten nicht nur die Anforderungen nach DIN 4109 eingehalten werden können, sondern bei entsprechender Planung und fachgerechter Ausführung auch die Empfehlungen für einen erhöhten Schallschutz nach VDI 4100 erreicht werden können – und das sogar bis zur Schallschutzstufe SSt III.
Die hier etwas ausführlicher dargestellte Schallschutzqualität von nichttragenden inneren Trennwänden aus Gips-Wandbauplatten zeigt pars pro toto, was den Kern von Mikrowohnungen ausmacht: Es geht um intelligente Wohnkostenbegrenzung über die Fläche, aber es geht keinesfalls um eine Reduzierung der Bauqualität. Die Herausforderung besteht vielmehr darin, bezahlbaren Wohnraum für sehr verschiedene soziale Gruppen und deren Einkommenssituationen zu schaffen. Dazu gehören Wohnungssuchende aller sozialen Schichten und Einkommensgruppen, die in zunehmendem Maße bezahlbaren urbanen Wohnraum nachfragen. Es dürfte daher kein Zufall sein, dass Wohnheime in der eingangs betrachteten Fertigstellungsstatistik 2014 mit 14 % nach den mehrgeschossigen Gebäuden die zweitgrößte Zuwachsrate haben – und damit ebenfalls noch vor den Einfamilienhäusern liegen.
Literatur [1] Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 224 vom 18.06.2015[2] Emrich in: Die Welt (welt.de), „Mietpreise: Viele können sich nur Mikro-Wohnungen leisten“, Geld/Immobilien, 04.03.2016
[3] Boback in: Deal Magazin, „NCC – 50 Jahre schwedischer Enthusiasmus und deutsche Disziplin“, Heft 10/2015, 34f.
[4] Fischer/Ruff, Installationswände und -schächte aus Gips-Wandbauplatten, 2014, Hochschule für Technik Stuttgart
Im Mikrobauen geht es um qualitätsorientierte und wirtschaftlich
nachhaltige Wohngebäude
Das Wohnen auf kleinen Grundrissen erhöht wegen der Dichte des Zusammenlebens die Notwendigkeit eines zeitgemäßen
Lärm- und Ruheschutzes.