Quartier mit umgekehrten Dächern
Im Hamburger Bezirk Wandsbek entstand das Wohnquartier am Schierenberg. In den als Umkehrdach ausgeführten Flachdächern kam das Dämmmaterial Ursa XPS Twins zum Einsatz. Es bietet einen hohen Wärmeschutz und gute Verarbeitungseigenschaften.
Die Nachfrage nach bezahlbarem und attraktivem Wohnraum ist besonders in urbanen Gegenden weiterhin hoch. Großer Beliebtheit erfreut sich Hamburg aufgrund der hohen Lebensqualität und Wirtschaftskraft. Die Einwohnerzahl hat hier in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen und auch für die Zukunft zeichnet sich weiteres Wachstum ab. Mit über 425.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist Wandsbek der Bezirk mit der größten Bevölkerungszahl von Hamburg. Gerade hier sind Maßnahmen wie Nachverdichtung, Neubau, Umnutzung und die Ermittlung von Wohnungsbaupotentialen von besonderer Bedeutung.
Um den Wohnungsbau zu stärken, erarbeitet das Bezirksamt Wandsbek jährlich ein Wohnungsbauprogramm. Das Gebiet verfügt über eine familienfreundliche, zentrale Lage mit guter Infrastruktur. So sind eine Einkaufspassage, ein Wochenmarkt und Ärzte in der Nähe angesiedelt. Auch die Schulen sind im Wohnumfeld und für die Kinder gut zu erreichen.
Familienfreundliches Quartier
Hier entstand nun das neue „Wohnquartier am Schierenberg“. Damit sollte ein Ort geschaffen werden, der die Gemeinschaft fördert und an dem sich junge Familien wohlfühlen und gerne ansiedeln. Dies ist den Architekten gelungen: Im Detail sah die Planung den Bau von fünf Geschossbauten mit 153 Wohnungen vor. Vier davon sind U-förmig ausgebildet und umschließen eine begrünte Freifläche, auf der ein Spielplatz angelegt wurde.
Dieser öffentlich zugängliche Platz lädt zum Spielen und Kennenlernen ein. Eine Kindertagesstätte und gewerbliche Flächen bereichern zudem das infrastrukturelle Angebot für Familien. Zwei separate Tiefgaragen bieten den Bewohnern rund 137 PKW Stellplätze. Die Erschließung erfolgt durch eine neu errichtete und öffentliche Ringstraße.
Komfortable Ausstattung mit privatem Außenraum
Vor dem Hintergrund des Wohnungsbedarfs kommt es nicht nur darauf an, in kurzer Zeit möglichst hochwertigen Wohnraum bereitzustellen – er muss auch bezahlbar sein. Dieser Aspekt wurde bei der Planung des Wohnquartiers am Schierenberg besonders berücksichtigt: Mindestens 30 Prozent der entstandenen Wohnungen sind öffentlich gefördert, der Rest ist frei finanziert. Unterstützt wurde das Bauprojekt von der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB Hamburg). Den Bewohnern stehen 1,5- bis 4-Zimmer Wohnungen mit einer Mietfläche von 42 bis 111 Quadratmetern zur Verfügung. Komfort bieten komplett ausgestattete Einbauküchen und eine Fußbodenheizung. Die Wohnungen verfügen zudem über einen privaten Außenraum in Form einer Loggia oder Dachterrasse. Zu den Erdgeschosswohnungen gehören eigene Gärten.
Ausführung als Umkehrdach
Die U-förmigen Baukörper setzen sich aus zwei dreigeschossigen Schenkeln und einem viergeschossigen Riegel zusammen. Die Dächer sind als Flachdach mit umlaufender Attika ausgebildet. Beim konstruktiven Aufbau entschied man sich für die Erstellung eines Umkehrdachsin WU-Bauweise. Hierbei wird das Prinzip des konventionellen Flachdachs umgekehrt. Statt unterhalb, liegt die Dämmschicht oberhalb der dachabdichtenden Ebene.
Das Umkehrdach kann bekiest, begrünt, begehbar oder befahrbar ausgeführt werden. Im Wohnquartier am Schierenberg kombinierte man Kies- und Terrassenflächen. So können die Flachdächer zum Teil auch privat genutzt werden und erweitern damit den privaten Wohnraum um eine zusätzliche Nutzfläche. Durch die erhöhte Lage bietet dieser Außenraum den Bewohnern ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität.
Neben der Nutzungsvariabilität bietet das Umkehrdach außerdem sowohl technische als auch besonders wirtschaftliche Vorteile. Aufgrund des umgekehrten Aufbaus ist die Dachabdichtung geschützt. Das reduziert den Wartungsaufwand und damit die Unterhaltskosten, erhöht die Sanierungsintervalle und verlängert die Lebensdauer gegenüber einem konventionellen Flachdach um 50 Prozent: von circa 20 Jahre auf etwa 30 Jahre. Weiterhin lassen sich im Falle eines Rückbaus der Kies, der Terrassenbelag und die lose verlegten XPS-Platten sortenrein entsorgen – oder wiederverwenden. So müsste letztendlich nur die Dachabdichtung erneuert werden.
Ferner bietet das Umkehrdach bei der Verarbeitung Vorzüge: Eine Verlegung ist auch bei feuchter Witterung möglich, da die Dachabdichtung bereits montiert und der Baukörper geschützt ist. Dieser Faktor trägt zu einer besseren Planbarkeit und Beschleunigung des Bauprozesses bei.
Nicht alle Dämmstoffe eignen sich für den Einsatz im Umkehrdach – die Produkte müssen besondere Eigenschaften aufweisen. Hierzu gehören eine hohe Nenn- und Dauerdruckfestigkeit, eine gegen Null gehende Wasseraufnahme sowie eine Beständigkeit gegenüber Frost- und Tauwechsel. Speziell für diese Anforderungen entwickelt sind die Extruderschaumplatten von Ursa. In unterschiedlicher Ausführung kamen diese in den Dächern der Neubauten zum Einsatz.
Wärmeschutz mit Ursa XPS im System
Bei dem Material Ursa XPS handelt es sich um druckfeste Platten aus Extruderschaum. Der Baustoff verfügt über sehr gute Wärmedämmeigenschaften. In der Ausführung D N-III-L Twins beträgt der Nennwert der Wärmeleitfähigkeit (λD) 0,035 W/(m∙K) bei einer Dicke von 240 Millimetern. Daraus ergibt sich ein Wärmedämmwert des Bauteils, der sogenannten U-Wert von < 0,15 W/(m²∙K). Das entspricht dem Standard eines Niedrigstenergiegebäudes.
Bei Einsatz der Systemkomponente Ursa Seco Pro Inverso als diffusionsoffene, wasserableitende Trennlage oberhalb der Extruderschaumplatten können sonst übliche U-Wert Zuschläge entfallen. Eine deutliche Reduzierung von Wärmeverlusten über die Attika wurde durch das Anbringen von 100 Millimeter dicken Ursa XPS Extruderschaumplatten erreicht. Auf diese Weise trägt das Umkehrdachsystem wesentlich zum Wärmeschutz und zur Vermeidung von Energieverlusten bei. Ursa XPS wird umweltfreundlich mit Kohlenstoffdioxid geschäumt und wird daher bevorzugt für eine nachhaltige Bauweise eingesetzt. Es beinhaltet als Zellgas Luft.
Besondere Vorteile von Ursa XPS Twins
Besonderer Pluspunkt dieses Produkts ist die Multilayer-Technologie. Hierbei werden zwei oder mehrere Platten thermisch miteinander verschweißt. Dadurch sind große Dämmstoffdicken bis zu 400 Millimeter möglich – und das bei niedrigen Wärmeleitfähigkeiten, was letztendlich beides dem Wärmeschutz und der Energieeffizienz zu Gute kommt. Weiterhin ist der damit verbundene schnelle Baufortschritt bei einer einlagigen Verlegung ein wichtiger Kostenfaktor im Wohnungsbau. Ferner zeichnet sich das Material durch eine hohe Dauerdruckfestigkeit und sehr geringe Wasseraufnahme aus – Eigenschaften, die im Flachdachbereich besonders gefordert sind. Der allseitige Stufenfalz verhindert Wärmebrücken bei der einlagigen Verlegung. Sowohl die Herstellung dieser speziellen Produkte als auch die Anwendung bei begrünten und bekiesten Umkehrdächern ist mit der Z-23.31-2081 vom Deutschen Institut für Bautechnik allgemein bauaufsichtlich zugelassen.
Schnelle und sichere Verarbeitung
Im ersten Schritt erfolgte die Dämmung der Attika mit Ursa XPS Platten. Diese wurden dicht gestoßen vertikal verlegt und bei Bedarf zugeschnitten. Das Dämmen der horizontalen Dachfläche erfolgte mit XPS Twins Platten. In kürzester Zeit stellten die Verarbeiter eine geschlossene und dichte Dämmschicht auf der Abdichtung her. Auch das Dämmen im Bereich von Durchdringungen oder aufgehenden Bauteilen ist mit dem Material problemlos möglich. So lässt sich Ursa XPS mit speziellen Werkzeugen wie Handsägen und Heißdrahtschneidern bearbeiten.
Je nach Belagsart wird der Aufbau über der Dämmschicht gewählt: Bei Ausführung mit Kiesschicht wird auf den Extruderschaumplatten zunächst eine Trennlage angeordnet. Sie verhindert, dass sich Gesteinsteilchen zwischen die Dämmplatten setzen. Bevorzugt lässt sich als Trennlage die diffusionsoffene und wasserableitende Ursa Seco Pro Inverso einsetzen, wodurch der nach DIN 4108-2 geforderte U-Wert-Zuschlag entfällt. Auf der Trennlage wird eine Kiesauflast mit einer Lieferkörnung von 16 bis 32 Millimetern sowie einer Mindestdicke von fünf Zentimetern aufgebracht. Im Bereich der Terrassen setzt sich der Dachaufbau aus einem diffusionsoffenen Kunststofffaservlies über den Extruderschaumplatten, einer Feinkiesschicht oder wahlweise Plattenlager sowie den darauf verlegten Waschbetonplatten zusammen.
Beim Bauprojekt „Wohnquartier am Schierenberg“ entschied man sich mit den Ursa XPS Twins Dämmstoffplatten im Umkehrdach für eine dauerhafte und effiziente Lösung. Denn dank hoher Wärmedämmwerte sowie einer schnellen und einlagigen Verlegung erfüllt der Baustoff wichtige Kriterien, die für den heutigen mehrgeschossigen Wohnungsbau zentral sind. Diese sind vor allem der Anspruch, Wohnraum mit hoher Qualität zu schaffen, nachhaltige Baumaterialien mit langer Lebensdauer zu verwenden sowie die Bauzeit zu minimieren.
Im Quartier am Schierenberg kombinierte man Kies- und Terrassenflächen. So können die Flachdächer zum Teil auch privat genutzt werden und erweitern damit den Wohnraum.
Nicht alle Dämmstoffe eignen sich für den Einsatz im Umkehrdach – die Produkte müssen besondere Eigenschaften aufweisen.
Bautafel:
Projekt: Wohnquartier am Schierenberg, Hamburg
Bauherr: Eheleute Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Greve (†) und Prof. Dr. h.c. Hannelore Greve, Hamburg
Vermietung: Grundstücks- und Wohnungsgesellschaft „FIDES“ mbH, Hamburg
Generalunternehmer: Projektbau Depenbrock GmbH & Co. KG, Hamburg
Architekten: Folker Schneehage Architekt BDA, Ammersbek
Ausführungsplanung: Buero51 Architekten, Hamburg
Dämmmaterial: Ursa XPS D N-III-L TWINS und Ursa XPS D N-III-L
Bauzeit: 03/2017 bis 12/2018