Revitalisierte Dorfmitte
Der triste und unscheinbar wirkende Ortskern von Winzer wurde mit einer Vielzahl gut durchdachter, ausgewogener Schritte revitalisiert. Wesentliches Element der Maßnahme: ein leicht bunt nuancierter Pflasterklinker.
Der historische Ortskern der niederbayerischen Marktgemeinde Winzer (Landkreis Deggendorf) führte ein eher unscheinbares, unattraktives Dasein. Im Laufe der Jahre hatten sich hier verschiedene Provisorien eingenistet: die teilweise Beengtheit des Straßenraumes, an die die Einwohner sich mehr oder weniger stillschweigend gewöhnt hatten. Auch die technischen Mängel an Straßen- und Wegbelägen hatten sie in Kauf genommen, ebenso ihre ungeregelte Entwässerung. Lediglich die Parkplatzsituation wurde bereits seit längerem als ständiges Ärgernis wahrgenommen. Alles in allem bot der Ort absolut keinen einladenden Anblick mehr. Zunehmende Leerstände waren die Folge. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen eines Städtebau-Förderprogrammes eine gründliche Sanierung angedacht und initiiert.
Städtebauliche Neuordnung der Verkehrsflächen
Um den notwendigen Paradigmenwechsel von unscheinbaren Dasein hin zu einer Revitalisierung des historischen Ortskerns zu schaffen, sind die planenden Architekten der Architekturschmiede in Kirchdorf i. Wald das Problem zweigleisig angegangen:
– Aufwertung des öffentlichen Raumes und
– vollständige Neukonzipierung als innerstädtisches Quartier mit einem vielfältigen Nutzungsmix.
Die städtebauliche Neuordnung der Verkehrsflächen – Straßen, Fußwege, Plätze – erzeugt verbesserte und benutzerfreundlichere Ortsbeziehungen zwischen Parkmöglichkeiten und öffentlicher Infrastruktur wie Schulen, Kindergarten, Bürgersaal, Pfarramt und Kirche. Um den eingangs genannten Missständen zu begegnen, lagen wesentliche Maßnahmen – neben einzelnen Neubauten und Umwidmungen – vornehmlich im Bereich des Tief- und Landschaftsbaus. Hier wurde dann auch mit viel Liebe zum Detail geplant und saniert.
Der übergeordnete architektonische Ansatz war dabei u.a. die Aufwertung des Straßenraumes bei gleichzeitiger verbesserter Eingrünung in das Ortsbild. Damit erzeugten die Architekten ein einheitliches Erscheinungsbildes für die Marktgemeinde. Das Ganze geschah darüber hinaus im Kontext mit der gestalterisch-funktionalen Verknüpfung des Ortskerns und seiner öffentlichen Einrichtungen mit den benachbarten, z.T. bereits zu einem früheren Zeitpunkt sanierten peripheren Ortsteilen.
Pflasterklinker mit Geschichte
Verbindendes gestalterisches Element ist ein bereits seinerzeit im Halbsteinverband verarbeiteter sandfarbener, leicht bunt nuancierter Pflasterklinker in den Abmessungen 18,0 x 18,0 x 7,1 cm. Er hebt die vielen verschiedenen fußläufigen Bereiche heraus, vereinheitlicht sie und weist ihnen eine städtebauliche Ordnung zu. Außerdem: Dieser Ziegelpflasterbelag greift das Thema des für die Region typischen, historisch nachweisbaren Klinkers auf, so wie er ursprünglich in einer benachbarten Ziegelei gefertigt wurde. Heute liefert diese Steine die Firma Gima Girnghuber GmbH in Marklkofen, die ähnlich brennende Tone verarbeitet. Die Einfassungen und Entwässerungs-Zeiler sind in Granit-Großpflaster ausgeführt worden. Sie bilden einen dezenten Kontrast zu den Klinkern und unterstreichen, ebenso wie diese, die Werthaltigkeit der neuen bzw. sanierten Verkehrswege.
Mittels der Summe gut durchdachter und im Sinne umfassender Zielsetzung ineinandergreifender vieler kleiner Schritte hat der Ortskern von Winzer eine vollständige Neuorientierung im Hinblick auf eine nachhaltige städtebauliche Revitalisierung erfahren. Und er ist ein Modellprojekt, der als Vorbild für die Wiederbelebung anderer historischer Ortsmitten dient. Gestalterisch hochwertige und attraktive Freiflächen bilden dabei den Rahmen für die vorbildhafte neue Konzeption des Quartiers.