Schub für die Wärmewende
Komfortable, architektonisch ansprechende Häuser mit NetZero-Standard, die bezahlbar und in wenigen Wochen umsetzbar sind: Gemeinsam mit Branchenvorreitern entwickelt die dena einen Baukasten für serielle Sanierungslösungen nach dem Energiesprong-Prinzip, um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen.
Um die Klimaschutzziele zu erreichen, muss ein Großteil der bestehenden Gebäude bis 2050 saniert werden. Anzahl und Geschwindigkeit der Sanierungen reichen aber bei Weitem nicht aus. Die aktuelle Sanierungsrate stagniert bei rund einem Prozent, notwendig ist mindestens das Doppelte. Das hat vielfältige Gründe: von aufwändigen Planungen und hohen Investitionen bis hin zu geringer Akzeptanz seitens der Bewohner durch steigende Kosten. Und auch wenn diese durch Förderprogramme teilweise abgefedert werden, fehlen oftmals Fachkräfte, um die Maßnahmen umzusetzen. Das führt wiederum zu steigenden Baukosten und langen Bauzeiten – und einer stagnierenden, viel zu niedrigen Sanierungsquote.
Schneller, einfacher und wirtschaftlicher
Wir benötigen also dringend neue Impulse, damit hocheffiziente Sanierungslösungen einfacher, schneller und wirtschaftlicher werden. Ein wichtiger Baustein hierfür ist die serielle Sanierung nach dem Energiesprong-Prinzip, die derzeit in mehreren europäischen Ländern an Fahrt aufnimmt und deren Marktentwicklung in Deutschland von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) koordiniert wird.
Mit einem digitalisierten, neu gedachten Bauprozess, vorgefertigten Elementen für Fassade, PV-Dach, Haustechnik und einem innovativen Finanzierungsmodell sollen Gebäude innerhalb weniger Wochen auf einen NetZero-Standard gebracht werden. Das bedeutet, dass sie im Jahresmittel so viel erneuerbare Energie erzeugen, wie für Heizung, Warmwasser und Strom benötigt wird. Grundlage hierfür ist der KfW-55-Standard und eine Volldach-PV-Anlage, häufig kombiniert mit einer Wärmepumpe. Dieser ambitionierte Standard wird über eine lange Betriebsdauer gesichert. Zudem bietet die serielle Vorfertigung bei großen Stückzahlen ein enormes Kostensenkungspotential bei gleichzeitiger Erhöhung der Produktivität – pro Fachkraft kann mehr saniert werden.
Diese Elemente – langjährig gesicherter NetZero-Standard und hohes Kostensenkungspotential – tragen wesentlich dazu bei, dass diese Sanierungen perspektivisch auch warmmietenneutral möglich werden sollen. Hinzu kommt eine hohe Nutzerorientierung: Wie auch bei anderen in Serienproduktion gefertigten Gütern sind individuelle gestalterische Anpassungen etwa bei Farben, optischen Elementen und Oberflächen möglich. Nicht zuletzt werden die Bauzeiten stark verkürzt, wodurch die Bewohner nur minimal beinträchtig werden. So können Klimaschutz und bezahlbares Wohnen vereint, energetisch hocheffiziente Sanierungen zügig in der Breite umgesetzt und die Sanierungsrate deutlich gesteigert werden.
Vom Projekt zum Produkt: Was sich für Bau- und Wohnungsunternehmen ändert
Die Entwicklung dieser Lösungen erfordert auch auf Prozessebene ein komplett neues Denken: weg vom Projekt, hin zum Produkt. Traditionell übernehmen Bauunternehmen die Sanierungsarbeiten auf Grundlage detaillierter Leistungsbeschreibungen der Wohnungsunternehmen. Dies wird nun ersetzt durch ein Angebot zuvor entwickelter, modifizierbarer serieller Sanierungslösungen, die Wohnungsunternehmen „kaufen“ können. Kurz gesagt, das Wohnungsunternehmen wechselt von der Ausschreibung zum Einkauf eines NetZero-Sanierung-Produkts. Das Bauunternehmen entwickelt sich vom reinen Auftragnehmer weiter zum Produktdesigner, Planer und Berater.
Mit diesem neuen Gestaltungsspielraum und um oben beschriebene langjährige Absicherung des NetZero-Standards zu ermöglichen, wird das Bauunternehmen einen fortwährenden Optimierungsprozess in Gang setzen und seinen Lösungsansatz kontinuierlich weiterentwickeln. Dies führt zu verbesserten Bauprozessen, technischen Innovationen und skalierbaren Lösungen sowie zu einer Kostenreduzierung im Laufe der Zeit.
Von der Vision zur Wirklichkeit: Schrittweise Marktentwicklung
Um diese Vision Realität werden zu lassen, unterstützt das dena-Energiesprong-Team Bau- und Wohnungsunternehmen bei der schrittweisen Marktentwicklung. In der aktuellen Pilotphase geht es darum, einen Baukasten für serielle Sanierungslösungen zu entwickeln. Das beginnt mit der Konzeptentwicklung, der Auswahl und Umsetzung erster Piloten und darauf aufbauend der Konzeptweiterentwicklung und technischen Optimierung.
Dieser Kreislauf geht schließlich in eine erste serienreife Lösung über – einer Version 1.0, die alle Energiesprong-Kriterien (NetZero & hohe Bauqualität, kurze Umsetzungsdauer, niedrige Kosten/ Warmmietenneutralität, einfache Umsetzung/ Attraktivität) gleichzeitig erfüllt. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass hierfür einige Projekte nötig sein können. Umso wichtiger ist der begleitende Austausch der Branchenvorreiter*innen und die gemeinsame Entwicklung von Lösungen und Standards, wofür die dena mit dem „NetZeroNow“-Programm eine Plattform geschaffen hat.
Pilotprojekte bringen Erfahrungen, die in die Weiterentwicklung des Konzepts einfließen
Aktuell planen mehrere Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft und der Baubranche erste Pilotprojekte und setzen diese teilweise bereits um, u.a. in Hameln, Köln, Hannover und Bochum. Diese Projekte erhalten neben der Förderung der KfW-Bank für energieeffizientes Sanieren auch Gelder aus dem EU-Programm INTERREG NWE „Mustbe0“. Der erste Pilot im niedersächsischen Hameln ist fast fertiggestellt. Das vormals unbewohnbare Haus erreicht jetzt den klimaneutralen NetZero-Standard – vorerst rechnerisch, weitere Details werden nach der ersten Heizperiode ausgewertet. Es bietet in Kürze zwölf Mietparteien komfortable Wohnungen. Die Dämmung in den vorproduzierten Fassaden sorgt für geringen Wärmeverlust. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt grünen Strom. Energiecontainer vor den Häusern mit darin installierten Wärmepumpen versorgen die BewohnerInnen mit Wärme für Heizung und Warmwasser.
Eigentümer des Gebäudes ist die arsago GmbH: „Unser Projekt in Hameln war eine Premiere für alle Beteiligten und oft auch eine Herausforderung. Bald werden hier Menschen in einem frisch sanierten, hocheffizienten und behaglichen Zuhause wohnen – und das zu einer bezahlbaren Miete. Wir ziehen weitere Sanierungen dieser Art in Betracht“, so arsago-Manager Florian Schrage.
Das umsetzende Bauunternehmen, das Start-up „ecoworks GmbH“ aus Berlin, nutzt die Erfahrungen aus dem Projekt für die Weiterentwicklung ihrer seriellen Sanierungslösung, um auch die anderen Punkte des Energiesprong-Prinzips anzugehen: „Mit der Erfahrung aus dem ersten Piloten werden wir die Gebäudehülle weiterentwickeln, um in Zukunft die Ausführungszeiten zu verringern und die Kosten zu senken. Wir suchen hier weiterhin Partner zur Unterstützung und Zusammenarbeit“, so ecoworks-Mitgründer Emanuel Heisenberg.
Der Weg zu breitenmarktfähigen seriellen NetZero-Sanierungslösungen ist ein fordernder Prozess für alle Beteiligten, der sich lohnt. Denn das Klimaschutz- und Marktpotential ist enorm und die Nachfrage wächst: Allein bei Mehrfamilienhäusern der 50er-70er Jahre liegt es bei rund 3 Mio. Wohnungen. Bereits jetzt hat die dena mit dem Volumen Deal rund 17.000 Wohneinheiten gebündelt, die für eine serielle Sanierung auf den NetZero-Standard bereitstehen. Und perspektivisch lässt sich dieser Ansatz auch auf weitere Gebäudetypen wie Nichtwohngebäude und Einfamilienhäuser übertragen.
Mit einem digitalisierten, neu gedachten Bauprozess, vorgefertigten Elementen für Fassade, PV-Dach, Haustechnik und einem innovativen Finanzierungsmodell sollen Gebäude innerhalb weniger Wochen auf einen NetZero-Standard gebracht werden.
Weitere Innovatoren für Zukunftsmarkt gesucht
An Energiesprong interessierte Wohnungsunternehmen sowie Bauunternehmen und Hersteller vorgefertigter Fassaden-, Dach- oder Haustechnikmodule, die die Bereitschaft mitbringen, ihre Produkte für diesen Zukunftsmarkt weiterzuentwickeln, können sich für weitere Informationen per E-Mail an das Marktentwicklungsteam wenden:
Einen ersten kompakten Einstieg bieten zudem die regelmäßig kostenfrei stattfindenden Kick-off-Workshops unter www.energiesprong.de/kick-off