Von Einzelöfen zu Sockelheizleisten
In Dillingen/Saar wurden zehn Mehrfamilienhäuser mit Sockelheizleisten ausgestattet. Die Heizsysteme konnten in bewohntem Zustand installiert werden, sorgen durch Strahlungswärme für behaglichen Wärmekomfort und verhindern darüber hinaus Schimmelprobleme in den Wohnungen.
Gas-Raumheizer in den Bädern und Gas-Einzelraumöfen in den Wohnräumen kennzeichneten die Wohnungen einer Bestandsimmobilie in der Schillerstraße im saarländischen Dillingen. Damit waren die Mietwohnungen in den zehn Mehrfamilienhäusern von modernem Wohnkomfort so weit entfernt, dass sich die gemeinnützige Bau- und Siedlungsgesellschaft mbH Dillingen/Saar zu einer Sanierung entschloss.
Sockelheizleisten ermöglichen Nachrüstung im Bestand
„Die Ausgangssituation war, dass kein zentrales Heizsystem und damit weder Heizkörper noch Leitungsinstallationen vorhanden waren“, sagt Dipl.-Ing. Hans-Günter Leidinger, Sachverständiger für Bauausführungen und verantwortlicher Fachplaner für das Sanierungsobjekt. Als Planungsaufgabe ergab sich daraus, dass in den Wohnungen ein Wärmeabgabesystem von Grund auf nachzurüsten war. Die nachträgliche Installation erforderte zudem eine Lösung, die sich in bewohntem Zustand installieren und dabei möglichst als Aufputzinstallation ausführen lässt. Eine zusätzliche Problemstellung bestand darin, dass in den zehn Mehrfamilienhäusern Beeinträchtigungen der Wohnqualität infolge von Schimmelbildung aufgetreten waren.
„Bei der Nachrüstung in bestehenden Gebäuden haben wir aus einem zurückliegenden Objekt gute Erfahrungen mit einem Sockelheizleistensystem gemacht, so dass wir dieses der Wohnbaugesellschaft empfohlen haben“, sagt Hans-Günter Leidinger. Sockelheizleisten werden ihrer Bezeichnung entsprechend in der Höhe direkt über dem Fußboden installiert und beanspruchen nur minimal Platz. Eingesetzt wurde die Sockelheizleiste von IVT, deren Basiselemente aus einer Wandblende, vorgefertigten Zweirohr-Heizregistern sowie Front-Abdeckblenden aus pulverbeschichtetem Aluminium bestehen. Das Heizregister besteht aus zwei übereinander liegenden Kupferrohren 15 x 1 mm mit aufgepressten, trapezförmigen Kupferlamellen.
Mit der Ausführung beauftragte die gemeinnützige Bau- und Siedlungsgesellschaft mbH Dillingen/Saar die Firma Bard GmbH aus Tholey. Anstelle aufwendiger Rohrinstallationen für Heizkörperanbindungen installierte der Fachbetrieb für Heizungsbau und Sanitäranlagen die Verteil- und Anbindeleitungen für die Sockelheizleisten und erneuerte hierbei auch die Etagenheizungen. Größere Eingriffe erforderte nur die Verteilung über die Wohnungsflure zu den Anbindungen an die Sockelheizleisten. In den Wohn- und Schlafräumen sowie in den Küchen waren keine Stemmarbeiten in Böden oder Wänden erforderlich.
Wärmekomfort mit Strahlungswärme
Die Sockelheizleiste wirkt, indem sie die gesamte Wandoberfläche erwärmt. Die Wand strahlt dadurch die Wärme in den Raum ab. Die gewünschte Raumtemperatur wird somit nach dem Prinzip der Strahlungswärme erzeugt. „Durch die Strahlungswärme genügt im Vergleich zur Radiatorenheizung eine geringere Raumtemperatur. Gleichzeitig spricht das Wärmeabgabesystem schnell auf Temperaturanforderungen an“, beschreibt Hans-Günter Leidinger das Wirkungsprinzip der Sockelheizleiste. Die Strahlungsheizung entwickelt keine Luftzirkulation. Dadurch wird die Aufwirbelung von Staub vermieden, was vor allem für Allergiker ein gesünderes Wohnklima bedeutet. Die Sockelheizleisten verlaufen in den Wohnräumen jeweils an den Innenseiten der Außenwände. Wie Fachplaner Leidinger weiter erläutert, arbeitet das Wärmeabgabesystem nach dem Prinzip der Umschließungsflächenerwärmung. Bewegt sich der Mensch im Bereich dieser Umschließungsflächen, empfindet er die Temperatur als behaglich, da die Oberflächentemperaturen eine maßgebliche Einflussgröße für die thermische Behaglichkeit sind.
Zudem unterstützt die Strahlungswärme durch die Erwärmung der Wandoberfläche die Dampfdiffusion. „Gleichzeitig schützt dieses Wärmeabgabesystem vor Schimmelbildung. Entscheidend ist dabei, dass durch die Sockelheizleiste die gesamte Wandoberfläche bis in die Ecken erwärmt wird“, betont Hans-Günter Leidinger. Damit verhindert die Sockelheizleiste neben Schimmelbildung auch beschlagene Fenster, was besonders bei großen Fensterflächen ein sichtbarer Vorteil ist.
Sanierung in bewohntem Zustand
Im Querschnitt baut die Sockelheizleiste einschließlich Abdeckblende nur 30 mm auf der Wand auf. In den Wohnungen der zu sanierenden zehn Mehrfamilienhäuser installierte der SHK-Betrieb damit ein komplett neues Heizsystem. „Das Sockelheizleistensystem ermöglicht die Montage in bewohntem Zustand mit geringem Aufwand. Die Schmutzbelastung für die Bewohner kann minimal gehalten werden“, berichtet Obermonteur Frank Haupenthal, der während der Sanierung auch die Montage-Logistik koordinierte. Für die Anbindung der Sockelheizleisten sah das Modernisierungskonzept vor, dass in den Fluren Rohrkanäle in den Estrich geschnitten wurden, um die Heizleitungen zwischen den Gas-Wandheizgeräten in den Bädern und den Anbindungen an die Wohnräume zu verlegen. Zum Anschluss der Sockelheizleisten stemmten die Monteure kleine Durchbrüche neben den Türrahmen, so dass die Mauerarbeiten in den Wohnräumen auf ein Minimum beschränkt werden konnten.
Vor der Sanierung waren Heizkörpernischen vorhanden. Sie waren beim Bau in den 1960er Jahren im Mauerwerk berücksichtigt worden, ohne dass darin jemals Heizkörper installiert wurden. Diese Nischen wurden im Zuge der Sanierung gedämmt und verschlossen, um eine durchgängige Fläche für die Montage der Sockelheizleisten herzustellen.
Die Heizwärme liefern jetzt neue, leistungsmodulierende Gas-Wandheizgeräte, die in den Wohnungsbädern die bisherigen Umlaufwasserheizer und Warmwasser-Durchlauferhitzer abgelöst haben. Zur Regulierung des Volumenstroms für die Heizregister dienen marktübliche Thermostatventile, die in jedem Raum in den Vorlauf der Sockelheizleiste integriert wurden. Die Raumtemperaturregelung erfolgt über elektronische Regelungen aus dem Vaillant-Sortiment für die Gas-Wandheizgeräte.
Das nachgerüstete Sockelheizleistensystem gibt angenehme und behagliche Strahlungswärme ab, die gleichzeitig für ein gesünderes Wohnklima sorgt. Es bietet durch das Prinzip der Strahlungswärme den Wärmekomfort einer Flächenheizung, ist im Vergleich dazu jedoch in der Lage, schneller auf Temperaturanforderungen zu reagieren. Die dezentrale Wärmeerzeugung mittels Gas-Wandheizgeräten konnte beibehalten werden. Die komplette Sanierung konnte pro Wohneinheit einschließlich der Verlegekanäle im Estrich, dem Austausch der Heizgeräte bis zum Wiederverschließen von Schlitzen und Durchbrüchen innerhalb von rund vier Arbeitstagen bewerkstelligt werden.
Das System arbeitet nach dem Prinzip der Umschließungsflächenerwärmung.
Die Sockelheizleiste erwärmt die gesamte Wandoberfläche bis in die Ecken.