Strahlungsheizung

Wohlfühlen ersetzt den Blick zum Thermometer

Der Bau- und Sparverein in Göppingen hat einen Wohnblock mit 14 Wohnungen aus den 1960er-Jahren mit einer Strahlungsheizung nachgerüstet. Die Erfahrungen mit dem Einbau und den ersten Betriebsmonaten sind so gut, dass der BSV diesen Schritt hin zu einer neuen Art zu Heizen wieder gehen würde.

Dietmar Berchtold ist ein langjähriger Profi im Immobilienbereich. Doch der Geschäftsführer des Bau- und Sparvereins Göppingen (BSV) mit 500 Wohnungen im Bestand hat immer noch Freude an neuen Konzepten. Eine seiner jüngsten Aufgaben war die Versorgung von drei Wohnblocks mit einer neuen Heizung. Vor einigen Jahren sanierte der BSV Block eins und baute eine konventionelle Heizung ein. Der Satz eines Mieters, der sagte „solange ich lebe, bauen sie bei mir bitte nicht noch einmal um“, blieb ihm im Gedächtnis. Als er kurz darauf von Corner, der Strahlungsheizung von der Decke erfuhr, nahm Berchtold Kontakt mit der Firma aus dem Hause Blome im westfälischen Wünnenberg bei Paderborn auf. Der Rest von Planung und Umsetzung war ein Wurf. Trotz 450 km Entfernung zwischen Baufirma und Baustelle verliefen Planung und Installation reibungslos. Nach einer dreimonatigen Umbauphase im bewohnten Zustand laufen die Deckenheizungen nun seit einigen Monaten.

„Das Prinzip hat mich überzeugt“

Erstes Fazit von Berchtold: Er hat eine mieterschonende Installation erlebt, kostenmäßig lag er mit der Strahlungsheizung nur knapp über einer konventionellen Installation. Doch erhalten hat er nach einem aus seiner Sicht wirklich unkomplizierten Einbau in einer von Mietern und Bauherrn gelobten Zusammenarbeit mit Corner ein ganz neues System. Dabei liefert die Deckenheizung, von manchen Mietern erst argwöhnisch beäugt und belächelt, nun ununterbrochen bis zu 22°C Raumtemperatur. Und das an allen Stellen.  „Das Prinzip der Bauteilerwärmung hat mich überzeugt“, beschreibt der Geschäftsführer des BSV. Dass seine Mieter nun ein wenig nachlernen müssen, mit der neuen Art von Wärme umzugehen, glaubt er dennoch. „Jetzt lässt sich das Wärmeempfinden nicht mehr am Thermometer, sondern am Wohlfühlen abmessen“, beschreibt er den Unterschied, von dem ihm die Bewohner der Schieferstraße 4 und 6 berichtet haben.

Erklärungsarbeit bei den Mietern geleistet

Wie oft sie nun den Weg aus dem westfälischen Paderborn bis hinunter nach Göppingen südöstlich von Stuttgart gemacht hat, kann Annika Wegner gar nicht mehr sagen. Die Ingenieurin aus dem Hause Corner hatte mit ihrem Chef die komplette neue Heizungsinstallation in der Schieferstraße begleitet. Zu Beginn stand die Heizlastberechnung durch ein Ingenieurbüro mit Spezialgebiet Strahlungsheizung. Das schaltet die Corner Systemtechnik bei jeder neuen Angebotsanfrage ein. Doch dann wurde schnell auch Annika Wegner mit einbezogen. Neben der Bestandsaufnahme und dem Zeichnen von Strängen und Installationen gehörte für die 31-Jährige der Kontakt mit allen Mietparteien zum regelmäßigen Programm beim Besuch in der Hohenstaufenstadt dazu. Denn nach einem Ankündigungsschreiben über die geplante Heizungsmodernisierung gab es bei den Mietern Erklärungsarbeit zu leisten. Bevor eine Corner eingebaut wird, gilt es viel zu sprechen – über das Heizsystem und die veränderte Funktions- und Denkweise dahinter.

Positive Spannung vor dem Einbau

Dass eine neue Heizung sinnvoll sein könnte, das war vielen Mietern in der Schieferstraße schon klar. Ursprünglich war das Haus mit dem Baujahr 1963 einmal in jedem Raum mit einem Kohleofen ausgestattet. Die Öfchen mussten Anfang der 1980er-Jahre Nachtspeicherheizungen weichen. Jetzt nach gut 30 Jahren stand für den Bau- und Sparverein Göppingen die nächste Runde der Sanierung an. War für Geschäftsführer Dietmar Berchtold schnell klar, dass er auf das neue System vertraut, standen die Mieter zuerst ratlos vor dem Vorhaben. Unter der neuen Strahlungsheizung, die dann auch noch aus der Wandecke unter der Decke kommt, konnten sich die meisten der Bewohner zunächst gar nichts vorstellen. Doch nach der ersten Aufregung über „ein System, das ja eigentlich gar nicht funktionieren kann, weil das ja immer ganz anders gemacht worden ist“, gab es bei vielen eine positive Spannung, wie Corner denn die Versprechungen einhält, erinnert sich Ingenieurin Wegner.

Monteure einzeln vorgestellt

„Wir machen eine exakte Bauzeitenplanung und bauen pro Tag nur in einem Raum“, beschreibt Annika Wegner, wie sie schnell die Herzen der Mieter gewinnen konnte. Ein wichtiger Schritt, auf den das Corner Team großen Wert legt, ist die Planung gemeinsam mit den Mietern. Wenn sie gerne kooperieren, kann die Baustelle schnell und zügig abgearbeitet werden. Voraussetzung dafür ist eine pünktliche und zuverlässige Einhaltung der Pläne. Die erste Tat auf jeder Corner Baustelle ist das Aufhängen von Personenzertifikaten (Steckbriefen) der einzelnen Monteure mit Telefonnummern im Hausflur. „So können die Bewohner sehen, wer denn da unterwegs ist und wie sie schnell Antworten auf Fragen erhalten können.“ Ebenfalls Standard bei Corner ist die intensive Schulung der Monteure. Sie wissen nicht nur fachlich Bescheid. Der höfliche und zuvorkommende Umgang mit den Mietern ist ihnen Pflicht. „Das schafft viel Ruhe auf der Baustelle“, weiß Annika Wegner.

Erschließung über die Decke

Sobald der erste kleine Baucontainer vor dem Haus auftaucht, geht es für die Monteure los. Nur ein Parkplatz musste für die Handwerker belegt werden. Fein säuberlich vorbereitet waren in den Materialcontainern, die regelmäßig getauscht wurden, alle benötigten Utensilien für die Montage der einzelnen Bauschritte enthalten. So war immer das passende Material vor Ort, damit es möglichst wenige Stockungen auf der Baustelle gibt. Die Hauptstränge hatte ein Installateur aus dem Ort, langjähriger Partner des Bau- und Sparvereins, nach den Vorgaben aus dem Hause Corner gezogen. Durch einen Abstellraum direkt angrenzend an die zentralen Hausflure wurden die Leitungen gedämmt und mit dem notwendigen Brandschutz hochgezogen. Unter den jeweiligen Decken verlaufend wurden die beiden Stränge für Vor- und Rücklauf dann auf allen drei Etagen und dem Dachgeschoss bis in die einzelnen Wohnungen geführt. Dort entstand jeweils ein Zentraler Anschlusspunkt (ZAP). An dieser Stelle ist die spätere Heizung dann je Mieteinheit automatisch entlüftet und absperrbar. Ebenfalls am ZAP wurde jeweils ein Wärmemengenzähler eingebaut.

Umbau im komplett bewohnten Zustand

Dann ging es für die Monteure in den einzelnen Wohnungen weiter. Jeweils zu zweit arbeiteten sie sich mit einem Raum je Tag voran. Nach jeweils einer Woche waren sie mit den einzelnen Wohnungen fertig, bei zwei Monteurtrupps dauerte die Umbaumaßnahme so sieben Wochen. „Nach der Woche sind die Monteure aber aus der Wohnung raus und müssen nicht mehr hinein“, beschreibt Annika Wegner. Da Corner in Wohnräumen in die Ecke zwischen Decke und Wand eingebaut wird, mussten fast keine Möbel verrückt werden. Besonderheit sind die Nutzräume wie Bad und Küche oder Zimmer mit Dachschrägen. Dort verläuft die Corner in einer sogenannten Butterfly Montage in der Mitte der Decke, um die Einbauten (Dusche, Küchenschränke) nicht zu stören. Alle Leitungen, die über den Hausflur in die jeweiligen Räume geführt werden, verschwinden unter einer Zwischendecke. In den jeweiligen Räumen verdecken speziell lackierte Aluminiumblenden die 15er-Rohre unter der Decke.

Für alle Sonderfälle gerüstet

„Trotz Sorgfalt beim Abdecken und dem Einsatz von Bohrstaubsaugern wird immer Staub und Lärm bleiben“, weiß die Ingenieurin über die Belastungen der Mieter. Doch in Göppingen wurde das kein eigenes Thema. Der BSV hatte für Sonderfälle einen Elektriker sowie einen Gipser in Bereitschaft gestellt. „Falls doch einmal ein Kabel angebohrt wurde oder ein Loch zu groß ausfiel, konnte sofort Abhilfe geschaffen werden“, berichtet Dietmar Berchtold. Doch außer Kleinigkeiten fiel nichts Besonderes an. Die Mieter waren sogar durchweg begeistert über die freundlichen Handwerker. Die Corner-Mitarbeiter waren auf der Baustelle beliebt und als sie ihre Arbeit getan hatten und die Anlage zur Überprüfung abgerückt war, ging das System auch sofort in Betrieb. Erzeugt wird die Wärme in den jeweiligen Hauskellern beider Wohnblockhälften mit Gas- Brennwertgeräten.

Wenig in die Substanz eingegriffen

Mit der Wärmekamera ausgerüstet kam Annika Wegner zur Endabnahme und konnte so auch die Mieter davon überzeugen, dass die über ihren Köpfen fast unsichtbar installierte Heizung auch funktioniert. In Räumen mit besonders schimmelanfälligen Wänden wurde darauf bei der Installation besonders geachtet, ansonsten wurden nur so lange Stränge eingebaut, wie auch zur Erwärmung des ganzen Raumes benötigt wurden. „Im Vergleich zum ersten Umbauobjekt, bei dem wir ein gleiches Haus mit konventioneller Heizung ausgerüstet haben, war das viel einfacher mit Corner“, so Dietmar Berchtold. Denn für die Heizkörpermontage habe viel stärker in die Substanz des Gebäudes eingegriffen werden müssen. „Das war dort mit konventioneller Technik komplizierter und erforderte viel mehr Nacharbeiten.“

Umgewöhnungsphase notwendig

Seit September 2017 läuft Corner nun an der Schieferstraße in Göppingen. Das Anfahren der Heizung sei gewöhnungsbedürftig gewesen, auch die Bedienung müssten die Bewohner erst lernen. In jedem Raum ist dafür ein Temperaturregler verbaut. Das Thermostat sitzt dabei aber nicht wie beim Heizkörper in einer Nische, sondern meist gegenüber vom Fenster und bemerkt dort dann auch Außeneinwirkungen wie durch Sonneneinstrahlung. Das sorgt dafür, dass die Strahlungsheizung von der Decke viel präziser gesteuert wird.

Sonderwünsche sind immer möglich

Waren nach dem Umbau bislang alle zufrieden, so hatte nur ein Mieter zu klagen. Die bei ihm durchgängig gemessenen 23°C waren für sein hohes Wärmeempfinden zu niedrig. Doch das Angebot von Corner, ein extra Modul zu installieren, dass die Temperatur in seinem Wohnungskreislauf separat erhöht, lehnte er ab. Er hätte es selbst bezahlen müssen. Und auch die 86jährige Dame, die seit der Erbauung im Haus lebt und immer noch mit Kohleofen heizt, kann bei ihrem alten System bleiben. Für sie installierte Corner bereits den zentralen Anschlusspunkt in der Wohnung. Sollte sie einmal ausziehen, so kann schnell der Rest der Montage nachgerüstet werden.

Erste Gasrechnung bringt direkten Vergleich

„Wir werden jetzt nach dem Jahreswechsel die erste Gasrechnung abwarten und dann auf die wenigen Monate umgerechnet vergleichen können, wie das System auch wirtschaftlich abschneidet“, ist Dietmar Berchtold bereits gespannt auf den direkten Vergleich der beiden Häuser mit den unterschiedlichen Systemen. Eines steht für ihn aber jetzt schon fest: „Ich wollte den Versuch starten, mit der Strahlungsheizung zu arbeiten und ich bin mir nach meinen jetzigen Erfahrungen sicher, dass wir damit weiterarbeiten werden“. Bei einer reinen Heizlösung sei Corner anderen Systemen weit überlegen, ist er sich sicher.

Corner
... ist eine Firma aus dem Bad Wünnenberger Unternehmen Blome System Bad. Nach jahrelanger Entwicklung hat Inhaber Josef Blome die „Strahlungsheizung aus der Wand­ecke“ serienreif gemacht. Corner ist besonders ge-eignet für Plattenbauten, Heime, Schulen und Kitas und bietet ein Einsparpotential von 20 bis 50 % gegenüber Radiatoren. Die Wärmemengenmessung erfolgt über handelsübliche Geräte, elektronische Heizkostenverteiler können eingesetzt werden.

Da die Strahlungsheizung in Wohnräumen in die Ecke zwischen Decke und Wand eingebaut wird, mussten fast keine Möbel verrückt werden.

Alle Leitungen, die über den Hausflur in die jeweiligen Räume geführt werden, verschwinden unter einer Zwischendecke.

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