Brandschutz

Wahrzeichen wird feuerfest

Der Thierschbau wurde Anfang des letzten Jahrhunderts errichtet. Der dazugehörende Uhrenturm ist das Wahrzeichen der Technischen Universität München. Da das Gebäudeensemble in die Jahre gekommen war, musste es saniert werden. Besonderes Augenmerk lag hier beim Brandschutz.

Friedrich von Thiersch (1852–1921) war ein deutscher Architekt, Maler und Bildhauer. Nach seinem Architekturstudium in Stuttgart wurde er als Professor an die Technische Hochschule München berufen. Hier arbeitete er als Lehrer und Rektor (1879 bis 1908), wobei er es verstand, seine Schüler durch ein hervorragendes Zeichentalent und interessante Ausführungen in den Bann zu ziehen.

Doch sein eigentliches Vermächtnis an diese Bildungsstätte ist die erste bauliche Erweiterung der Hochschule: der heutige Thierschbau. Hierbei handelt es sich um ein dreigeschossiges Eckgebäude, das sich an der Luisen-Ecke Gabelsbergerstraße befindet. Es umfasst 8.800 Quadratmeter Hauptnutzfläche und beeindruckt durch seine stimmigen Proportionen. Gemäß dem damaligen Stand der Bautechnik sind die Stahlbetondecken durch Stahlträger verstärkt, was den Vorteil hat, dass die Zwischenwände versetzbar sind und eine flexible Nutzung des Gebäudes erlauben.

Gekrönt wird das Objekt von dem alles überragenden „Uhrenturm“. Er ist mit seinen filigran wirkenden Ziffernblättern, der Natursteinfassade und der grünen Kupferverkleidung das heutige Wahrzeichen der Technischen Hochschule München.

Sanierung

Mit der Errichtung des Thierschbaus wurde im Jahr 1907 begonnen. Die Fertigstellung fand knapp zehn Jahre später statt. Danach wurde er mehrfach umgenutzt und im Gebäudeinneren wiederholt verändert. Dennoch entsprach er 2013 nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Vor allem hinsichtlich des Brandschutzes und der technischen Ausrüstung wies das Gebäude erhebliche Mängel auf. Aus diesem Grund entschied sich das Staatliche Bauamt München zur Sanierung. In diesem Zusammenhang sollte auch der Uhrenturm überarbeitet werden. Anlass hierzu war das 150-jährige Gründungsjubiläum der Hochschule im Jahr 2018.

Die Verantwortlichen wünschten sich, die Räume zukünftig als würdigen Rahmen hochschulinterner Ereignisse nutzen zu können. Um für dieses Bauvorhaben ein geeignetes Planungsteam zu finden, schrieb das Bauamt einen Wettbewerb aus, den die Architekten Schmidt-Schicketanz und Partner aus München gewannen. Ihre Mitarbeiter entwickelten, gemeinsam mit einem Fachplaner, ein Brandschutzkonzept und stimmten dieses mit den Behörden ab. Danach standen sie vor der Aufgabe, geeignete Brandschutztüren für das denkmalgeschützte Gebäude zu finden.

Auf der Suche nach einem geeigneten Hersteller stießen sie auf die Firma Hoba aus Adelberg. Das Unternehmen hat sich auf hochwertige Brandschutzelemente aus Holz, Glas und Edelstahl spezialisiert. Diese sind stets an die individuellen Gegebenheiten der Gebäude angepasst. Da die Hoba-Mitarbeiter beständig bestrebt sind, die Planer in Fachfragen zu unterstützen und deren Wünsche zu erfüllen, vertrauen oft namhafte Architekturbüros, wie zum Beispiel Zaha Hadid, Behnisch und Partner sowie Daniel Libeskind, auf die Produkte.

Und auch bei dem Münchner Projekt standen die Brandschutz-Spezialisten den Architekten bereits in der Planungsphase beratend zur Seite. Beispielsweise erarbeiteten sie Detailpläne dazu, wie Fenster und Türen an den historischen Bestand angeschlossen werden können. Das offene Vergabeverfahren konnte die Karl Westermann GmbH & Co.KG aus Denkendorf für sich entscheiden. Es übernimmt die Projektabwicklung, Terminkoordination und führt ein digitales Aufmaß durch. Nach der Übermittlung der Aufmaßdaten an Hoba fertigt dieses die Brandschutzelemente und liefert es auf die Baustelle, wo sie von den Karl-Westermann-Mitarbeitern eingebaut werden.

Denkmalgerechte Brandschutztüren und Fenster

So wurden in dem Gebäudeensemble insgesamt 82 Oberlichter und 17 Türen eingebaut. Für den Uhrenturm entwarfen die Architekten feuerhemmende Brandschutzfenster und eine Außentür, die der Formensprache und Farbigkeit des Bestands entspricht. Die tannengrün lackierten Außenseiten der Elemente nehmen dabei die grünliche Patina der reichen Kupferverkleidung des Turms auf. Die Elemente im darunterliegenden Teil – das heißt im mit Naturstein verkleideten Bereich – sind weiß lackiert. Dank dieser Farbgebung, den Sprossenfenstern und den Kassettenelementen in der Tür fügen sich die Hoba-Produkte hervorragend in die Architektur des Bestandsgebäudes ein. Sie erscheinen so, als gehörten sie von Anfang an dazu.

Beim Thierschbau selbst kamen hauptsächlich Hoba-Typ-8-Türen zum Einsatz. Dieses Multifunktionstalent ist so flexibel, dass es sich einerseits zur Nachbildung historischer Vorlagen eignet und andererseits als moderne Ganzglastür ausgebildet werden kann. Beim Münchner Hochschulgebäude wurden die Türen zweiflügelig mit zwei stehenden Elementen und einem Oberlicht ausgeführt. Die Oberlichter waren aufgrund der Brandschutzanforderungen (F90) bis zu 43 mm dick und über 300 Kilo schwer, was die Mitarbeiter des montierenden Unternehmens zeitweise vor eine kräftezehrende Aufgabe stellte.

Normalerweise heben sie solch schwere Oberlichter mithilfe eines Glaskrans in die gewünschte Höhe. Allerdings bringt dieser auch ein erhebliches Eigengewicht mit. Da die Decke des Sanierungsobjektes solch eine Zusatzlast jedoch an manchen Stellen nicht tragen konnte, mussten die Monteure hier die Oberlichter manuell mithilfe eines Flaschenzuges anheben. Dafür waren bis zu zehn Personen erforderlich.

Zustimmung im Einzelfall

Als weitere Herausforderung beim Thierschbau erwies sich, dass die historische Bausubstanz immer wieder für Überraschungen gut war. So kam es vor, dass an Stellen Stahlträger zutage gefördert wurden, an denen niemand mit ihnen rechnete. Aufgrund der großen Elementdimensionen waren für die Hoba-Brandschutzeinbauten Zustimmungen im Einzelfall erforderlich. Diese wurden ohne Einschränkungen von der Obersten Baubehörde Bayerns erteilt. Über mehrere Jahre hinweg erstreckten sich die Sanierungsarbeiten.

Es gibt insgesamt vier Bauabschnitte. Bei allen Arbeiten mussten die Verantwortlichen gewährleisten, dass der Universitätsbetrieb ungestört fortgeführt werden konnte, besonders große Rücksichtnahme war während der Prüfungszeiten erforderlich. So wurde der Turm im Oktober 2017 fertiggestellt.

Vor allem hinsichtlich des Brandschutzes und der technischen Ausrüstung wies der Thierschbau erhebliche Mängel auf.

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