Wohnungswirtschaft im Würgegriff
Mehr Strategie, dafür weniger Wahlkampfgetöse - das wünscht sich Axel Gedaschko. So warnte der Präsident des Wohnungsverbandes GdW auf der Jahrespressekonferenz in Berlin davor, mit Schnellschüssen und unverhältnismäßigen Regulierungsmaßnahmen drastisch in den Wohnungsmarkt einzugreifen. „Unsere Zahlen zeigen es ganz klar: Regulierende Eingriffe wie Mietpreisbremsen und stetig steigende Anforderungen an die Energiestandards der Gebäude führen dazu, dass der Neubau nicht in dem Maße in Schwung kommt, wie er besonders in den Ballungsgebieten gebraucht wird." Auch Investitionen in die Modernisierung würden so gebremst.
Wenige Wochen vor der Bundestagswahl appellierte Gedaschko an die Parteien, das Thema Wohnen nicht als Wahlkampfspielball zu nutzen. „Wir brauchen Taten statt Worte.“ Ein Zuwachs an bezahlbaren Wohnungen in Deutschland sei nur mit einem Bündel von Maßnahmen zu erreichen. Dazu gehöre neben der sozialen Wohnraumförderung auch eine Wohnbauförderung für die Mitte – etwa durch eine Verbesserung der steuerlichen Rahmenbedingungen oder schnellere Genehmigungs- und Planungsverfahren.
Keine Entwarnung für den Stadtumbau in Ostdeutschland
Im Zuge der Diskussionen um zu knappen Wohnraum dürfen aber laut Gedaschko nicht jene Regionen außen vor gelassen werden, in denen immer noch ein großer Wohnungsüberhang herrscht. Die Leerstandsquote in Ostdeutschland sinke langsamer. Es gebe keineswegs Entwarnung für den Stadtumbau in Ostdeutschland. „Wenn die Unternehmen auch künftig die Hauptlast des Stadtumbaus tragen müssen, brauchen sie endlich langfristige Planungssicherheit und eine verlässliche Ausstattung der Städtebauförderung.“
Für 2012 zog Gedaschko dennoch eine positive Bilanz, auch auf das laufende Jahr blickt er „insgesamt positiv". So sinkt bei den rund 3000 Mitgliedsunternehmen nämlich unterm Strich die Leerstandsquote. Weitere Gründe für die allgemeine Zufriedenheit des GdW-Chefs sind die unterdurchschnittlich steigen Betriebskosten, sinkende Energieverbräuche und stabile Investitionen. Auch, dass immer mehr barrierefreie bzw. -arme Wohnungen entstehen, spricht seiner Meinung nach für die gute Entwicklung, die die Branche zuletzt genommen hat.
Für dieses Jahr prognostiziert der GdW wieder einen stärkeren Anstieg der Gesamtinvestitionen um 10,7 %. „Wir gehen davon aus, dass wir in diesem Jahr erstmals seit 2001 die 10-Milliarden-Marke überschreiten können“, sagte Axel Gedaschko. Die Investitionen könnten sich bei 11 Mrd. € einpendeln. „Diese positiven Erwartungen sind allerdings eng an die politischen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen gebunden.“ Enge Regulierungen bedeuteten zwangsläufig einen Stopp des Investitionsanstiegs.
Ebenso spiele die Entwicklung der Märkte eine entscheidende Rolle. „Noch hat die Eurokrise keine direkten Auswirkungen auf die Investitionsschätzungen unserer Unternehmen.“ Dennoch stelle sie eine Beunruhigung dar. „Welche Auswirkungen das haben wird, ist derzeit nicht absehbar.“
Baukosten sind der Inflation davongerannt
Neben der Regulierungswut sind auch die Baukosten Preistreiber und damit eine Bremse für den Neubau. Laut GdW-Kostencheck verteuern sie den besonders in Ballungsgebieten dringend notwendigen Neubau drastisch. Von 2000 bis 2012 sind die Baukosten insgesamt um 28,6 % gestiegen. Der Preisdruck gehe dabei eindeutig von den Materialkosten aus, die sich stärker verteuert haben als die Arbeitskosten am Bau. Die Inflationsrate betrug im gleichen Zeitraum 22,6 %.
Besonders die Kosten für die Materialien zur energetischen Sanierung von Wohngebäuden ha-
ben sich in den letzten 10 Jahren überraschend entwickelt. So sind die Preise für das Dämmmaterial für Rohre seit dem Jahr 2000 um 58,7 %, die Preise für Wärmepumpen um 48,3 % und für Brennwertkessel um 45,6 % teurer geworden. Darüber hinaus ist zu beobachten, dass die Preise für die energetisch relevanten Materialien deutlich stärker gestiegen sind als die Preise für alle Baumaterialien zusammen – diese stiegen nur um 29,8 %. Die Inflationsrate lag im gleichen Zeitraum bei nur 22,6 %. „Wir fordern eine Baukostensenkungskommission, die sich endlich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzt“ , so der GdW-Chef.