Forum „Nachhaltiges Bauen
in Neubau und Bestand“
Fachpublikum aus Politik, Industrie und Wirtschaft traf sich zum Austausch in der Hauptstadt. Es wurde diskutiert, mit welchen Maßnahmen die Branche die Herausforderungen der kommenden Jahre bewältigen kann.
Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema, dem sich niemand in der Branche verschließen kann. Nachhaltiges Planen und Bauen im Neubau wie im Bestand bedeutet immer, mit allen planerischen und bautechnischen Maßnahmen die Umwelt und natürliche Ressourcen zu schonen. Also auch unter Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Belange. Und immer geht es um integrierte Planungs- und Ausführungsansätze mit hoher Verantwortung. Das Forum „Nachhaltiges Bauen“ hat genau diesen Ansatz herausgearbeitet. Die Teilnehmer aus Wohnungswirtschaft und Industrie diskutierten Anfang Juni aktuelle Beispiele in Berlin.
Hochkarätige Referenten
Den Auftakt der Vortragsreihe machte Prof. Dipl.-Ing. M Sc. Econ Manfred Hegger von der TU Darmstadt. Er referierte zum Thema „Nachhaltigkeit, Zertifizierung und Verordnungen auf nationaler und internationaler Ebene“. In seinem Vortrag appellierte er an die Verantwortlichen der Branche, die Ansätze zum Thema nachhaltiges Bauen ernst zu nehmen. Bis zum Jahr 2050 wird die Weltbevölkerung auf 9,2 Mrd. Menschen wachsen. 70 % dieser Menschen werden in Städten leben. Um diese gewaltige Herausforderung bewältigen zu können, gilt es, Ressourcen zu schonen, Werte zu erhalten, die Qualität des Bauens zu erhöhen und gleichzeitig den Komfort des Wohnens zu erhöhen. Wichtiger Aspekt ist und bleibt das Thema Recycling. Wie in der Automobilbranche muss auch in der Baubranche dieses Thema behandelt werden. Das heißt, dass schon in der Planung eines Gebäudes berücksichtigt werden muss, dass nach der Nutzung ein maximaler Teil der Materialien aufbereitet und wiederverwendet werden kann.
Spannende Themen,
transparent aufbereitet
Des weiteren stellte Prof. Dr.-Ing. Karsten Tichelmann das Thema „Planung mit Nachhaltigkeit“ vor. Anhand von bestehenden Objekten zeigte er internationale Praxisbeispiele auf. Er erklärte, welche Nachhaltigkeitskriterien sich sinnvoll im Bestand umsetzen und welche Voraussetzungen und Auswirkungen diese haben. Die Faktoren Energie und Wirtschaftlichkeit stehen dabei im Vordergrund. Es muss auf erneuerbare Energien gesetzt werden. Neutrale, grüne Energien müssen genutzt werden. Langfristig muss der Markt weg von sogenannten grauen Energien, die nicht regenerativ sind. Gleichzeitig muss dem Gestaltungsanspruch des Architekten gerecht werden. Alexander Rieck vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation gab einen spannenden Einblick, wie zukünftig gebaut werden muss, um nachhaltig bestehen zu können.
Ressourcen- und Umweltschutz
Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war der Vortrag von Prof. Dr. Ernst v. Weizsäcker. Der Co-Präsident International Resource Panel gilt als Visionär auf dem Gebiet des Ressourcen- und Umweltschutzes. Er stellte dem Publikum seine „Ressourcenproduktivität“ um den Faktor 5 dar und zeigte Möglichkeiten auf, wie sich der Bausektor als Nachhaltigkeitspionier zukünftig positionieren kann. Europa bewege sich zaghaft in Richtung Nachhaltigkeit. Aber Klimaschutz und die Gefahren der Atomenergie lassen kaum eine andere Wahl. Naturkatastrophen wie Fluten oder große Waldbrände zwingen zum Umdenken und Handeln. Es sind die beispielsweise vermeintlich kleinen Dinge, wie LEDs statt Glühbirnen, mit denen zum Thema Nachhaltigkeit agiert werden kann. Prof. Weizsäcker fordert ein Eingreifen des Staates. Am besten sei eine sanfte, sehr langfristig angesetzte Ökosteuer: Also die Energiepreise jährlich im Gleichschritt mit der Effizienzerhöhung anzuheben. Diese Strategie würde es sogar erlauben, Preise zu senken, wenn die Preise auf den Märkten nach oben steigen. Als Gewinner der Initiative für den neuen Wachstumszyklus nannte er die IT-Branche, die gesamte High-Tech Indus-trie, das Handwerk, die Wissenschaft, die Ökobranche, den Schienenverkehr und Unternehmen, die Wartung und Recycling betreiben. Verlierer hingehen sei beispielsweise die Lastwagen-Logistik, der Flugverkehr, die Grundstoff-Industrie und Grundstücke fernab vom ÖPNV.
Veranstalter: Eternit, Keimfarben und Sika
Die Veranstaltung im 16. Stock hoch über den Dächern Berlins war ein großer Erfolg. Es wurden Erfahrungen, Meinungen und Visitenkarten ausgetauscht. Die Industriepartner Eternit, Keimfarben und Sika machten, unterstützt durch die Organisatoren des Bauverlages, dieses einzigartige Event möglich. Entstanden ist die Kooperation aus einer einfachen Idee: Alle drei Unternehmen sind Spezialisten auf ihrem Fachgebiet. Keimfarben bietet Mineralfarben für Innen und Außen, mineralische Putze, Wärmedämmverbundsysteme und Betonoberflächenbeschichtung und Betonsanierung. Sika ist Spezialist für Flachdachabdichtungen, für Korrosionsschutz und für Horizontalbeschichtung wie beispielsweise Balkone und Bauwerksabdichtungen. Eternit bietet komplette Steildachsys-teme beispielsweise aus Ziegel- und Faserzement und die entsprechende Dämmung dazu. Auch im Programm: Vorhang-Fassadensysteme und Trockenbausysteme innen aus Faserzement. Die drei Firmen haben sich zusammengeschlossen, um den Markt der Wohnungswirtschaft umfassend sozusagen aus einer Hand bedienen zu können und einen Ansprechpartner für das jeweilige Projekt anbieten zu können. Aus diesem Gedanken entstand auch die Idee zum Termin in Berlin.
Get together
Nach den Vorträgen und Diskussionen gab es für die Teilnehmer ein gemeinsames Essen. Im Anschluss gab es die Gelegenheit, bei einem Kabarett-Auftritt zu entspannen. Passend zum Thema Wohnen trat das Mondpalast-Ensemble mit seinem Stück „Die Nachbarn sind immer die anderen“ auf. In drei kurzweiligen Szenen wurden treffsicher die kleinen Probleme überzeichnet, die mit den lieben Nachbarn entstehen können.
Bildergalerie
Fotos: Erik-Jan Ouwerkerk