Berlin als Vorreiter zu schnellerem Wohnungsbau

Susanne Klabe, Geschäftsführerin des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg, spricht Klartext.

Berlin ist nicht oft Vorreiter in Sachen immobilienwirtschaftlicher Gesetzgebung – jedenfalls nicht aus Sicht der Branche. Noch immer unvergessen bleibt das verfassungswidrige Mietendeckel-Experiment. Jahrzehntelange Bebauungsplanverfahren verschleppen bis heute den Wohnungsbau. Doch mit dem neuen Schneller-Bauen-Gesetz zeigt die Hauptstadt, dass sie auch richtungsweisend sein kann. In einer Zeit, in der Wohnungsbau bundesweit beinahe stillsteht und ausufernde Bürokratie Bauprojekte lähmend verzögert, beweist Berlin, dass es möglich ist, entscheidende Schritte hin zu mehr Effizienz und Kooperation zu gehen. Das Ende 2024 in Kraft getretene Gesetz ist mehr als ein regionaler Erfolg – es könnte auch als Modell für andere Bundesländer dienen.

Mit einem umfassenden Maßnahmenkatalog reformiert das Schneller-Bauen-Gesetz Planungs- und Genehmigungsverfahren. Es verschafft Bauherren durch klare Fristen und Zuständigkeiten die nötige Planungssicherheit und verlagert die Entscheidungskompetenz von der kommunalen bzw. bezirklichen auf die Landesebene, wenn gesamtstädtische Interessen, wie etwa der Wohnungsbau, auf dem Spiel stehen. Doch die wahre Innovation liegt im Geist des Gesetzes: einer neuen Ermöglichungskultur.

Zu lange waren Bauprojekte in Berlin von einer Haltung der Verhinderung geprägt. Prozesse versanken in Misstrauen, politischen Zielkonflikten und ineffizienten Strukturen. Aufgabe des Bauherrn war immer mehr die Koordination der Verwaltung. Das Gesetz will diesem Treibsand ein Ende setzen und fordert von allen Beteiligten – von Stadträten und Sachbearbeitern bis hin zu Bauherren und Investoren – ein neues Mindset: Kooperation statt Blockade, Effizienz statt Bürokratie, Zukunftsorientierung statt Verharren im Status quo. Denn klar ist: Ohne diesen Mentalitätswechsel wird auch das beste Gesetz wirkungslos bleiben.

Berlin sendet damit ein klares Signal der Verantwortungsbereitschaft. Instrumente wie Bauantragskonferenzen, die Digitalisierung von Prozessen und klare Zuständigkeiten sparen nicht nur Zeit und Kosten, sondern stärken das Vertrauen zwischen Verwaltung und Bauwirtschaft. Probleme können frühzeitig identifiziert und gelöst werden, anstatt in Abstimmungsschleifen zu verharren. Entbürokratisierung und proaktive Zusammenarbeit sind dringend nötig, um die bundesweit rückläufigen Baugenehmigungszahlen wieder in Gang zu setzen.

Besonders bemerkenswert ist, dass das Gesetz nicht im Alleingang der Politik entworfen wurde. Vertreter der Bauwirtschaft, darunter der BFW Landesverband Berlin/Brandenburg, wurden von Anfang an intensiv eingebunden. Dieser partizipative Ansatz zeigt, wie wichtig der Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist, um praxisnahe Lösungen zu schaffen.

Doch so vielversprechend das Gesetz ist, sein Erfolg wird sich an der Umsetzung messen. Es bleibt abzuwarten, ob die Berliner Verwaltung die Instrumente konsequent anwendet. Die Bauwirtschaft steht bereit, doch ohne die Bereitschaft mitzuziehen, droht das Gesetz, ein Papiertiger zu bleiben.

Das Schneller-Bauen-Gesetz markiert einen wichtigen ersten Schritt, der über die Stadtgrenzen hinausstrahlen könnte. Es zeigt, dass Reformen möglich sind, wenn politischer Wille, Sachverstand und eine neue Kultur der Zusammenarbeit zusammenkommen. Mit dem richtigen Mindset kann die Baukrise überwunden werden – in Berlin und darüber hinaus.

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