Daiwa: Fünf Maßnahmen gegen den Mangel
Immobilien gelten in Deutschland seit Jahren als Luxusgut. Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt hat mittlerweile weitreichende Folgen für immer mehr Menschen.
Aktuell fehlen in Deutschland rund 550.000 Wohnungen (Pestel-Institut, 2025). Die frühere Bundesregierung wollte mit 400.000 Neubauten pro Jahr gegensteuern. Doch die Realität sieht anders aus: 2024 wurden laut Statistischem Bundesamt (Destatis) nur 215.900 Baugenehmigungen erteilt – ein Rückgang von 16,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Niederlande stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Doch anstatt abzuwarten, hat die niederländische Regierung auf dem Wohnungsgipfel Woontop im Dezember 2024 konkrete Maßnahmen beschlossen. Von diesen fünf Ansätzen könnte die künftige Bundesregierung in Deutschland profitieren:
1. Bauzeiten verkürzen
In Deutschland dauern Bauprozesse oft zu lange – strenge Vorschriften und administrative Hürden bremsen den Wohnungsbau. Parallele Planung und Standardisierung könnten helfen, Bauzeiten zu verkürzen. In den Niederlanden wurde dazu das STOER-Programm ins Leben gerufen, das Genehmigungsverfahren beschleunigt und bürokratische Prozesse strafft. Zudem könnten Großprojekte wie Groot Merwede-Rijnenburg gezielter gefördert werden, da sie ein großes Potenzial für eine effizientere Umsetzung aufweisen.
2. Modulares Bauen fördern
Schneller, kostengünstiger, ressourceneffizienter: Die modulare Bauweise bietet viele Vorteile. Industrielle Fertigung von Bauelementen ermöglicht es, Wohnungen in wenigen Monaten, statt in Jahren fertigzustellen. Die Niederlande haben mit dem Flexwohnungsprogramm einen neuen Weg eingeschlagen, um flexibel einsetzbare Wohnungen zügig zur Verfügung zu stellen. Teil der Initiative sind sieben Flexcities mit insgesamt 2.500 modularen Wohnungen und 1.800 wiederverwendbaren Einheiten. Solche temporären Wohnlösungen könnten helfen, auf Wohnraummangel kurzfristig zu reagieren, insbesondere in Städten mit stark steigenden Mieten.
3. Nachhaltigkeit stärken
Nachhaltiges Bauen ist ein integraler Bestandteil der Vision für zukunftsfähigen Wohnraum. Neben energieeffizienten Gebäuden gewinnen zirkuläre Baumethoden an Bedeutung. Diese Ansätze setzen auf die Wiederverwendung von Materialien und den schonenden Umgang mit Ressourcen. Sie entsprechen den Anforderungen der EU-Taxonomie – einer Verordnung zur Definition von Nachhaltigkeit. Ein Beispiel dafür ist das Cradle-to-Cradle-Prinzip, das Materialien von Anfang an so konzipiert, dass sie vollständig wiederverwendet oder recycelt werden können. Dadurch entstehen langfristig flexiblere und nachhaltigere Wohnlösungen.
4. Wohnraum für Senioren und Studierende schaffen
Deutschland steht vor einer alternden Gesellschaft und wachsenden Studierendenzahlen – doch bezahlbarer Wohnraum für diese Zielgruppen fehlt. Ein umfassendes Wohnraumförderprogramm könnte dazu beitragen, bedarfsgerechte Lösungen für unterschiedliche Lebensphasen zu bieten. Deutschland könnte sich am Modell der niederländischen Regierung orientieren, die bis 2030 rund 288.000 seniorengerechte Wohnungen und 25.000 neue Studentenzimmer plant.
5. Großprojekte durch bessere Zusammenarbeit beschleunigen
Schnellerer Wohnungsbau erfordert enge Kooperation zwischen Staat und Privatwirtschaft. Bessere Abstimmung zwischen Bauunternehmen, Städten und Behörden könnte Projekte effizienter machen. In den Niederlanden sorgt das Public-Private-Monitoring (PPM) für mehr Transparenz in der Bauplanung und hilft, Verzögerungen zu vermeiden. Projekte werden frühzeitig erkannt, Fortschritte verfolgt und Blockaden gelöst.
„Die Zeit drängt – Häuser und Wohnungen entstehen nicht über Nacht“, sagt Michiel Gieben, Head of Sales & Marketing bei Daiwa House Modular Europe (www.daiwahousemodular.eu/de). „Bevor eine neue deutsche Regierung das Wohnungsproblem aktiv angeht, wird vermutlich die erste Hälfte des Jahres 2025 verstrichen sein. Umso sinnvoller wäre es, etablierte Ansätze aus anderen Ländern als Inspiration zu nutzen. Durch gezielte Maßnahmen könnte Deutschland langfristig eine stabile Wohnsituation für die Bevölkerung sichern.