Ökologisch und ökonomisch vorbildlich
Die neue Karlsruher Hauptfeuerwache wurde im April 2021 in Betrieb genommen, die mit einem besonders nachhaltigen Konzept auf sich aufmerksam macht. Vor allem die begrünten Dachflächen des bis zu sechsgeschossigen Gebäudekomplexes in Passivhaus-Standard liefern einen großen und klimafreundlichen Beitrag.
Mit der Verlagerung des Standorts ihrer Hauptfeuerwache nach Osten erhöhte die Stadt Karlsruhe deren Reichweite ins östliche Stadtgebiet. Gemäß dem Entwurf der Stuttgarter Architekten H III S Harder Stumpfl Schramm und Eurich Gula Landschaftsarchitektur erhebt sich der Neubau entlang der Wolfartsweierer Straße und bildet nun ein Ensemble mit der 2017 erbauten integrierten Leitstelle für Feuerwehr, Rettungsdienst und Einsatzplanung Katastrophenschutz.
Vorbildlich gebaut, klimafreundlich begrünt
Die Gebäude der Hauptfeuerwache – in Teilen aus ressourcenschondem Recyclingbeton – erfüllen den Passivhausstandard; die in der Energieeinsparverordnung 2014 geforderten Werte werden sogar um rund 30 Prozent unterschritten. Ihre ästhetisch hochwertigen, an die Leitstelle angepassten Fassaden wirken schallabsorbierend. Eine besonders energieeffiziente Wärmeversorgung und die umfängliche Regenwassernutzung sind ebenso nachhaltig wie die Photovoltaikanlage und die vielen Dachbegrünungen. Diese spielen ökologisch wie ökonomisch eine wichtige Rolle und bieten den Feuerwehrleuten zudem viel Raum für Erholung, Sport und Spiel.
Ein Gründach ist immer ein Gewinn: Es sieht gut aus, bindet Staub, Schadstoffe und CO2 und produziert Sauerstoff. Als natürliche Klimaanlage schützt die Dachbegrünung vor winterlicher Kälte und sommerlicher Hitze und spart damit effektiv Energie. Der Natur gibt sie verlorengegangene Fläche zurück und bietet so Pflanzen und Tieren Ersatzlebensräume. Zudem bewahrt sie die Dachabdichtung vor Temperaturextremen, UV-Strahlung und mechanischer Beschädigung und verlängert so wesentlich ihre Lebensdauer. Auch das ist nachhaltig.
Vor allem aber sind begrünte Flächen wertvolle Wasserspeicher: Der Gründachaufbau saugt sich wie ein Schwamm mit Wasser voll und verzögert so dessen Abfluss. Das entlastet die Kanalisation während der Abflussspitzen und verringert vor allem den Wasserabfluss und Wasserverlust. „Wertvolles Regenwasser darf nicht einfach in der Kanalisation enden. Wir benötigen so viel wie möglich für die langsame Verdunstung“, so Dipl.-Ing. Stefan Ruttensperger, Leiter des Fachbereichs Gründach bei Bauder (www.bauder.de). „Klimatechnisch ist das die beste Lösung, der Wasserkreislauf wird gesichert.“
Qualität in Planung, Material und Ausführung
In der neuen Karlsruher Hauptfeuerwache verbringen die Einsatzkräfte viel Zeit. Körperliche Fitness ist für ihren Dienst von zentraler Bedeutung. In logischer Konsequenz planten H III S und Eurich Gula Landschaftsarchitektur eine ganze Reihe von Möglichkeiten, um Sport zu treiben und einen psychischen Ausgleich für einsatzbedingte Belastungen zu bekommen. Neben Sporthalle und Fitnessräumen gibt es ein Außensportfeld auf dem Dach der Feuerwache und eine Dachterrasse auf der Fahrzeughalle.
Für das gesamte Angebot oberhalb der wurzelfesten Abdichtung besprachen Flor-Design-Geschäftsführer und Landschaftsarchitekt Dipl.-Ing. Tobias Buchen und der Bauder-Gründachexperte Stefan Ruttensperger die Gründachaufbauten. Der Freiburger Fachbetrieb für Garten- und Landschaftsbau und Spezialist für Dachbegrünungen realisiert deutschlandweit Projekte, am liebsten mit Bauder. „Wir begrünen jährlich über 100.000 m² Dachfläche und sind mit den Produkten bestens vertraut, doch so große Flächen sind eher selten“, so Tobias Buchen. „Besonders war auch, dass fast das gesamte Portfolio zum Einsatz kam - von der einfachen extensiven Begrünung über Wegebau bis zur intensiven Begrünung. Die Substratstärken variieren deshalb von acht bis 160 Zentimeter.“ Für jede Fläche wurden Aufbau und Schüttung genau geplant. Gemäß Bauablaufplanung wurde direkt nach Fertigstellung der ersten Dachflächen mit den Begrünungsarbeiten der Außenanlagen begonnen, um so die Abdichtung zu schützen.
Vielseitige Dachbegrünung
Insgesamt wurden die 6.630 Quadratmeter an Dachflächen vielfältig genutzt: die intensive Begrünung auf der Fahrzeughalle stellt dabei mit 4.329 qm den größten Anteil, die extensiv begrünten Dachflächen summieren sich auf 1.320 qm.
Der Außensportplatz mit 460 qm erhielt Kunstrasen.
Dachgarten – Aufenthaltsqualität mit ökologischem Nutzen
Die Besonderheit der Hauptfeuerwache ist die große Fahrzeughalle, aus der die Einsatzfahrzeuge bei einem Alarm über ein großes Ausfahrtstor bereits in Formation ausrücken statt über eine Vielzahl von Einzeltoren. Die zweite Besonderheit: Auf ihrem Dach entstand eine über 4.000 m² große, modellierte Dachlandschaft, abwechslungsreich gestaltet mit extensiver und intensiver Begrünung, Wegen und Sitzgelegenheiten, einer Boulebahn und einem Nutzgarten. Sie steht den Einsatzbeamten als Erholungs- und Aktivzone zur Verfügung, sie leistet aber auch im Hinblick auf die Ziele der Kampagne „Grüne Stadt Karlsruhe“ einen wichtigen ökologischen und klimatischen Beitrag.
Zum Schutz der wurzelfesten Abdichtung verlegten die Dachbegrüner lose und überlappend die BauderGREEN FSM 600 Faserschutzmatte, darauf als Wasserspeicher- und Dränschicht das druckbelastbare BauderGREEN DSE 60 Drän- und Speicherelement mit einer Noppenhöhe von 60 mm und einem Wasserspeichervermögen von 17 l/m2. „Mit der DSE 60 ließen sich alle gewünschten Nutzungsformen funktionssicher umsetzen“, so Ruttensperger.
Unter dem Belag der verschlungenen Wege wurde die DSE mit einer Noppenreihe Überlappung verlegt und in zwei Schichten gefüllt: zunächst mit Lava 0/32, darauf mit Lava 0/8 für die Ebenheit. Auf diesem tragfähigen Unterbau baute das flor-design Team Terraway, einen festen, aber wasser- und luftdurchlässigen Bodenbelag in Handarbeit ein.
Unter den Grünflächen mit maximal 35 bis 40 cm Aufbauhöhe reichte es, die Drän- und Speicherelemente mit Lava 2/12 zu verfüllen, über dem Filtervlies BauderGREEN FV 300 wurde BauderGREEN Substrat Intensiv aufgebracht.
Dort, wo die Einbauhöhen bis zu 1,60 Meter über der Abdichtung erreichen, musste in zwei Schichten aufgebaut werden. „Zunächst wurde die DSE mit einer Bauder Spezialmischung verfüllt und zur Bodenmodellierung mit Lava 0/16 überbaut“, so Buchen. „Auf dem darauffolgenden Filtervlies wurde zur Versorgung der Pflanzen das Substrat BauderGREEN Substrat Intensiv aufgebracht. Diese Höhen bieten gute Bedingungen für Großsträucher, Gräser, Stauden und Rosen sowie eine hohe Wasserrückhaltung und ökologische Vielfalt.“ Alle Anschlüsse und die Randstreifen wurden mit Kies eingefasst. Die elf fünf mal fünf Meter großen Oberlichter im Dach der Fahrzeughalle verbinden oben und unten: sie versorgen die darunterliegende Halle mit Tageslicht, nachts beleuchten sie den Dachgarten.
„BauderGREEN Substrat Intensiv und Mischungen erlauben jede individuelle Gestaltung. Bei richtiger Dimensionierung der Vegetationstragschicht, ausreichender Bewässerung und Nährstoffversorgung sind die Bedingungen für das Pflanzenwachstum auf dem Dach fast wie am Boden“, freut sich Ruttensperger über viel Grün und ökologisch wertvolle Retention in der Stadt.
Extensive Dachbegrünung – pflegeleicht mit großem Nutzen
Nicht so aufsehenerregend, dafür von geringem Gewicht und pflegearm, aber ebenfalls von großem Nutzen ist die extensive Begrünung. Diese verlegten die Gartenbauer auf den Dächern der verschiedenen Etagen der Funktionsgebäude und der Garagen.
Auch hier schützten die Gründachspezialisten die Dachabdichtung mit einem lose verlegten 600 g Schutzvlies gegen mechanische Beschädigung, wiederum gefolgt vom BauderGREEN DSE 60 Drän- und Speicherelement. Die Elemente wurden dicht gestoßen lose verlegt und mit Filtervlies abgedeckt, um das Einschlämmen von Feinteilen aus der Vegetationsschicht in die Dränschicht zu verhindern und so die dauerhafte Funktion der Dränage zu sichern. Bereits acht Zentimeter BauderGREEN Substrat extensiv, ein mineralisches Schüttstoffgemisch für mehrschichtige Extensivbegrünungen bieten den bunt blühenden Sedummischungen optimale Wachstumsbedingungen.
Der Fußballplatz auf dem Dach
Auf einem weiteren Dach über dem 4.OG südlich auf dem Riegelgebäude wurde gemäß Planung auf einer Fläche von 26,5 x 18 m ein Außensportfeld angelegt. Hier verlegten die Begrüner auf dem Schutzvlies ein 20mm hohes Drän- und Speicherelement, die BauderGREEN DSE 20, und verfüllten es mit mineralischem Schüttstoff sowie einer elastischen Tragschicht. Auf dem folgenden BauderGREEN Filtervlies FV 300 wurde Kunstrasen ausgelegt. Das Speicherelement ermöglicht auch bei der künstlichen Auflage die wertvolle Wasserrückhaltung.
Alle Ziele erreicht
Alle Ziele bezüglich Funktionalität, Ästhetik und Aufenthaltsqualität der Karlsruher Hauptfeuerwache wurden bei optimaler Ökologie und Ökonomie voll im Zeit- und Kostenrahmen erreicht. Die Gebäude übererfüllen den Passivhausstandard und bieten dabei großen Komfort für gesundes Arbeiten. Vor allem gelingt durch die vielen Gründächer die klimatisch wichtige Wasserrückhaltung. Gemeinsam mit der folgenden langsamen Verdunstung sichert diese den Wasserkreislauf und macht sie zu einem zentralen Thema im Klimaschutz.