Mehr Dachbegrünungen für den Klimaschutz
Dachbegrünungen auf einem sicheren Dachaufbau bieten eine optimale Lösung gegen immer häufiger auftretenden Starkregen. Denn sie halten, einem Schwamm ähnlich, das Wasser zurück und sorgen für eine klimafreundliche Verdunstung. Pflegearme, extensive Gründächer schützen dabei die Dachhaut und sind idealer Lebensraum für Kleinlebewesen. Nutzbare intensive Grünanlagen auf Dachflächen schenken zusätzlichen Lebensraum.
Extreme Wetterereignisse mehren sich, vor allem immer häufigere Starkregen - das sind kurze, intensive Regenfälle von mehr als 25 l/m² je Stunde - werden für viele Städte zur Herausforderung. Wohin mit den plötzlichen Wassermassen? Die kommunalen Kanalsysteme sind häufig überlastet und so kommt es zum Rückstau, zu überfluteten Straßen und Häusern, in der Folge mit teils erheblichen Schäden an Gebäuden und Infrastruktur. Aber auch der Abfluss des Wassers in die Kanalisation hilft nur kurzfristig. Auf lange Sicht verschlimmert er die Lage und befeuert den Teufelskreis Klimakrise und Extremwetterereignisse.
Versiegelung, Überschwemmung und Wasserverlust
Starkregen ist ein zunehmendes Problem bei gleichzeitig immer stärker versiegelten Böden. Doch das Problem liegt nicht allein in der verminderten Versickerung, sondern vielmehr in der daraus resultierenden Verdunstung aufgrund des Wasserabflusses. Ursache ist die Verdrängung der Vegetation und der Mangel an offenem, bewachsenem Boden. Was Wiesen, Felder und Wälder auf dem Land leisten, geht in der Stadt aufgrund von Versiegelung durch Bebauung verloren. Die Verdunstung fehlt, das Wasser geht dem Kreislauf verloren. Verdunstung ist aber ein entscheidender Faktor auf dem Weg zur Klimaverbesserung.
Den Boden zu öffnen ist kompliziert und kostet wertvollen Platz. „Eine wesentlich einfachere und sofort wirksame Lösung ist die vermehrte Anlage von Gründächern“, erklärt Stefan Ruttensperger, Gründachexperte bei Bauder. „Dachbegrünungen können auf bereits bebautem Raum entstehen, sie entsiegeln Flächen, ohne weiteren Platz einzunehmen, und funktionieren wie eine Art Schwamm: sie saugen sich mit Wasser voll. Durch einen verzögerten Wasserabfluss entlasten sie die Kanalisation während der Abflussspitzen, die Wasserrückhaltung erlaubt die dringend nötige, stetige Verdunstung und verbessert damit auch direkt das Klima vor Ort.“
Dachbegrünungen für ein besseres Klima
Dächer können mit Begrünungen einen Beitrag zu einem besseren Klima und zur Katastrophenvermeidung leisten und dabei von vielen Vorteilen profitieren. Je nach Art des Aufbaus können Dachbegrünungen 40 bis 99 Prozent des Jahresniederschlags zurückhalten, um ihn über die Verdunstung wieder freizugeben. Je höher die Wasseraufnahme, umso länger und besser ist die Verdunstung. Je mehr Verdunstung, umso kleiner werden die städtischen Hitzeinseln, umso besser wird das Klima. Auch bringt jedes Gründach ein Stück verlorengegangene Natur zurück; der Trend des „Urban Gardening“ bringt zudem eine gesellig-soziale Komponente des Umweltschutzes in die Städte.
Ein Gründach für jeden Bedarf
Dachbegrünungen sind eine hervorragende Lösung zur dezentralen Regenwasserbewirtschaftung. Sie bringen Vorteile für Kommunen, für Industrie und Gewerbe, schaffen zusätzlichen Raum für Gärten und Terrassen im Wohnbau, und bieten so viele Möglichkeiten sowohl im Neubau, als auch im Bestand.
– Extensive Dachbegrünungen sind naturnah angelegte Vegetationsflächen mit geringen Flächenlasten und minimalem Pflegebedarf. Mit Substratstärken ab 6 cm eignen sich extensive Begrünungen auch schon für Dächer mit geringer Traglast. Ihr Gewicht startet je nach Dicke des Aufbaus bei etwa 70 kg/m² und einer Wasserrückhaltung von durchschnittlich 3 l pro cm Substratstärke. Jeder Zentimeter Substrat kommt den Pflanzen aber zugute - mit Wasserspeicher und Wurzelraum. Als Pflanzung bewährt haben sich Sedumarten, die z.B. mit trockenresistenten Kräutern und Stauden kombiniert werden können - eine pflegearme, jedoch nicht pflegefreie Vegetationsfläche. Ein bis zwei jährliche Pflegegänge sind in der Regel ausreichend, um unerwünschten Fremdbewuchs zu entfernen und z.B. die Abflüsse zu warten; eine zusätzliche Bewässerung ist nicht erforderlich. Kleine Flächen wie die Dächer von Garagen, Carports oder Anbauten eignen sich hierfür ebenso wie Dachflächen von Ein- oder Mehrfamilienhäusern bis hin zu großen Dachflächen von Büro- oder Industriegebäuden.
– Dachbiotope: Ökologisch noch wertvoller werden diese Flächen mit einigen zusätzlichen, der Natur abgeschauten Komponenten: modellierte Substratschüttungen, Sandbad und /oder flache Wasserstellen, Steinhaufen und aufgeschichtetes Totholz in Kombination mit insektenfreundlichen Samenmischungen verwandeln Extensivbegrünungen in lebende Dachbiotope und bieten so Vögeln, Käfern und Insekten, sowie vielen heimischen Bienenarten Unterschlupf und ein breites Nahrungsangebot.
– Retentionsdächer: Soll der Wasserrückhalt weiter erhöht werden, bietet sich der Einsatz von sog. Retentionselementen an. Diese dienen als zusätzlicher temporärer Wasserspeicher und geben den Niederschlag zeitverzögert wieder in den Kreislauf ab – größtenteils an die Pflanzen und damit in den Verdunstungskreislauf und nur noch in geringen Teilen an die öffentliche Kanalisation. Es entsteht ein dynamisches System. Diese innovativen Retentionsdächer kommen, je nach Schichtdicke des Substrats, auf Abflussbeiwerte zwischen 0,24 und 0,10. Schon bei Substratstärken von 14 cm können bis zu 55 l/m² gespeichert werden.
– Schrägdachbegrünungen: Auch auf geneigten Dächern können extensive Begünungen zum Einsatz kommen. Bei Schrägdachbegrünungen von 5 bis 25 Grad Dachneigung muß vor allem die Lagestabilität sichergestellt sein. Als Ausgleich für den Oberflächenabfluss und die im Vergleich zum Flachdach stärkere Austrocknung muss zudem die Wasserrückhaltung erhöht werden. Hierfür haben sich speziell konzipierte Speicherplatten bewährt.
– Leichtgründachsysteme: Für Dachkonstruktionen mit geringer Tragfähigkeit eignen sich Leichtgründachsysteme mit einem Gesamtgewicht um 70 kg/m². Schlanke Aufbauten und besonders leichte Systemkomponenten geben hier den Ton an. Da der Vegetation hier nur ein begrenzter Wurzelraum zur Verfügung steht, ist die Pflanzenauswahl entscheidend für den Begrünungserfolg.
– Intensive Dachbegrünungen: Im Gegensatz dazu steht die intensive Dachbegrünung, der vielseitig nutzbare Garten auf dem Dach. Bei entsprechender Dimensionierung der Vegetationstragschicht, ausreichender Bewässerung und Nährstoffversorgung sind die Bedingungen für das Pflanzenwachstum fast so gut wie am Boden. Das Grundstück kann damit quasi doppelt genutzt werden: so könnten auf öffentlichen Dachflächen z.B. Sport- und Freizeiträume geschaffen werden, Dächer von Bürogebäuden werden zu kleinen Naherholungsräumen für die Pausen, und auf Dächern von Wohngebäuden ist Platz für Urban Farming.
– Müssen Verkehrsflächen wie zum Beispiel Feuerwehrzufahrten integriert werden, bilden vollflächig verlegte, hochbelastbare Drän- und Speicherelemente für die Kombination von Geh-, Fahr- und Grünbereichen eine durchgängige, hohlraumreiche Dränage und leiten überschüssiges Wasser zuverlässig aus dem Aufbau ab.
Ökonomische Aspekte von Dachbegrünungen
Eine Dachbegrünung sieht nicht nur gut aus, sie erhöht auch den Gebäudewert: Sie schützt die Dachabdichtung vor Extremtemperaturen und Temperaturschwankungen, UV-Strahlung, Hagelschlag und mechanischer Beschädigung und verlängert so deren Lebensdauer wesentlich. Sie spart Kosten bei gesplitteter Abwassergebühr, bindet Staub und Schadstoffe und senkt die CO₂-Belastung. Als „natürliche Klimaanlage“ erhöht sie die Energiebilanz eines Gebäudes: im Sommer schützt sie vor Hitze und erhöht (durch verringerte Reflexion und die Verdunstungskälte) nachweislich die Effektivität einer Photovoltaikanlage; im Winter dämmt sie und spart damit Energie. Die Masse des Begrünungsaufbaus und die Struktur der Vegetation tragen zur Lärm- bzw. Schallminderung bei.
Fazit: Ökologische und ökonomische Vorteile von Dachbegrünungen
Grün- und Biotopdächer schützen die Natur und fördern die Artenvielfalt. Begehbare Begrünungen schaffen Wohlfühloasen und bieten zusätzlichen (Er-)Lebensraum auf bereits bebautem Grund. Neben den optischen, thermisch-klimatischen und akkustischen Vorteilen halten sie den Niederschlag genau dort zurück, wo er anfällt. Rückhaltezeiten von sechs bis 24 Stunden können die Kanalisation effektiv entlasten. Über die Verdunstung findet ein Großteil der Niederschläge anschließend wieder in den Kreislauf zurück. Mit guter Planung und einem sicheren Dachaufbau können viele Gebäude in Neubau und Bestand mit überschaubarem Aufwand begrünt werden, um einen Teil der durch die Bebauung versiegelten Flächen zu kompensieren und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Je nach Art des Aufbaus können Dachbegrünungen 40 bis 99 Prozent des Jahresniederschlags zurückhalten, um ihn über die Verdunstung wieder freizugeben.
Eine Dachbegrünung sieht nicht nur gut aus, sie erhöht auch den Gebäudewert.
Mit guter Planung und einem sicheren Dachaufbau können viele Gebäude mit überschaubarem Aufwand begrünt werden.
Ein Klick, der sich lohnt
Wie Gründächer bei Starkregen die Kanalisation entlasten, das zeigt Bauder auch in einem kurzen Erklärfilm: https://youtu.be/09xMvVwwIO4