Virtueller Raum statt Zeichenbrett
Im Rahmen zunehmender Digitalisierung in der Wohnungs- und Gebäudewirtschaft ist Building Information Modeling (BIM) ein maßgeblicher Schritt zur Bereitstellung und Bearbeitung von Bestands- und Energiedaten als Grundlage für Modernisierungen und andere Baumaßnahmen. Das IT- und Consulting-Unternehmen wowiconsult hat unlängst sein Angebotsportfolio um BIM erweitert.
BIM bedeutet Bauwerksdatenmodellierung. Es handelt sich um ein virtuelles Modell auf Basis aufbereiteter Gebäudedaten. Grundlage für die Erstellung bilden Geschoss- und Wohnungspläne sowie weitere Kenngrößen, wie etwa Baugruppen, Schaltungen, Leitungen, Wand- und Bodenspezifikationen sowie energetische Daten. BIM dient Architekten, Planern sowie allen Prozessbeteiligten als Blaupause zur Ausarbeitung von Modernisierungs- und Baumaßnahmen. Die Planung muss folglich nicht mehr am Zeichenbrett erfolgen.
„Aus dem BIM-Modell lassen sich auch alle wichtigen Informationen zum Gebäude in nur wenigen Klicks abrufen und neue Attribute können hinzugefügt werden“, erklärt wowiconsult CAD-Abteilungsleiterin Kanita Mrzljak-Toric.
Aktuell kommt BIM auch eine große Bedeutung im Bereich Energieeffizienzoptimierung und Senkung von CO2-Emissionen zu. Denn im 3D-Modell sind die gesamte verbaute technische Ausrüstung sowie alle für den Klimaschutz relevanten Informationen abgebildet. Daraus lassen sich energetische Ist-Zustände darstellen und Schlussfolgerungen ziehen. Hinterlegte Daten sind etwa Kennzahlen zur Gebäudehülle, zum Dämmmaterial, zu Fenstern oder zur Lüftungstechnik.
So wird BIM entwickelt
wowiconsult hat das Planungstool BIM seit Anfang 2023 im Portfolio. Die Entwicklung eines BIM-Modells erfolgt in mehreren Schritten. Zuerst nimmt ein spezialisiertes Begeher-Team mit Hilfe von modernen 3D-Laserscannern ein genaues Aufmaß der vom Wohnungsunternehmen vorgegebenen Gebäude. Die Aufnahmen werden von verschiedenen Punkten im Raum aus erstellt. Neben Laserscans werden auch Drohnenflüge durchgeführt und die erfassten Objektdaten mitverarbeitet.
„Beim Vermessen der Wohnungen oder Geschossflächen werden zudem besondere Baumerkmale aufgenommen und einzelne Baugruppen bewertet, auf Wunsch werden auch Fotos gemacht“, erläutert Mrzljak-Toric.
3D-Laserscanner arbeiten mit einem speziellen Algorithmus. Zum Schluss der Messungen entsteht ein genaues dreidimensionales Abbild des jeweiligen Raums.
Die Aufnahmen aus dem 3D-Laserscanner liegen anfangs als Rohmaterial in so genannten Punktwolken vor und müssen dann von einem IT-Team nachbearbeitet werden. Ein Zeichenteam erstellt schließlich ein 3D-Modell im offenen IFC-Format. Dieses ist mit allen in der Wohnungswirtschaft üblichen Softwareformaten kompatibel.
Wie detailliert das dreidimensionale Gebäudemodell ausgearbeitet ist, entscheidet der Kunde. Jeder User kann später auch noch weitere Kennzahlen ergänzen. Beispielsweise Informationen zu den verbauten Materialien, zum Wärmedurchgangskoeffizienten oder zum Schallschutz.
Alle arbeiten an einem Modell
Das Besondere bei BIM ist, dass alle an einem Bau- oder Sanierungsprojekt Beteiligten am gleichen Modell arbeiten und somit Planungskollisionen vermieden werden. Jedes einzelne Bauteil eines Gebäudes kann angeklickt und die Daten dazu können ausgelesen werden. Das spart Zeit und Geld. BIM ist sozusagen der digitale Zwilling eines realen Bauwerks.
Ist beispielsweise eine neue Gebäudefassade geplant oder ein neues Dach, lassen sich Fläche, Neigung und weitere wichtige Attribute auslesen und ein passendes Angebot kann schnell und gezielt eingeholt werden. Zudem eignen sich BIM-Modelle auch ideal für hochwertige Exposés. Ob Modernisierung oder Neubau: Entsprechende 3D-Modelle können virtuell dargestellt und präsentiert werden.
Weiterentwicklung ist möglich
Die drei räumlichen BIM-Dimensionen, die derzeit von wowiconsult zur Verfügung gestellt werden können, können außerdem um die Faktoren Zeit (4D) und Kosten (5D) ergänzt werden. Beim 4D-Modell werden Termine und Bauabläufe miteinbezogen und ein Zeitplan simuliert. Beim 5D-Modell werden Umfang von Materialien und Arbeitsleistungen miteinbezogen, sodass die Simulierung der Ausgaben möglich wird. Dadurch können Bau- oder Sanierungsprojekte schon im Vorfeld exakt kalkuliert werden.
Für öffentliche Infrastrukturprojekte ist BIM – seit kurzem auch bei Hochbauten des Bundes – bereits Pflicht.