Wärme mit Weitblick

Vom „Heizen auf Verdacht“ zur bedarfsgerechten Steuerung

Um die EU-Klimaziele zu erreichen, braucht es mehr als ehrgeizige Pläne: Konkrete Maßnahmen sind notwendig. Eine drastische Energieverbrauchs-Reduzierung und der Einsatz erneuerbarer Energien sind essenziell – doch ohne digitale Technologien, die die vorhandene Infrastruktur intelligent steuern, bleibt dieser Wandel ineffizient und teuer. Mithilfe smarter Plattformen vermeiden Eigentümer und Mieter, dass ihre Energie ungenutzt im Nichts verpufft.

Viele herkömmliche Heizsysteme arbeiten nach dem Prinzip der statischen Angebotsheizung: Es wird konstant Wärme produziert – egal, ob sie gebraucht wird oder nicht. Das Ergebnis? Hohe Energieverluste und unnötige Kosten. Digitale Systeme hingegen setzen auf Bedarfsheizung. Mithilfe von Sensoren wird die tatsächliche Raumnutzung erfasst, Wetterprognosen fließen in die Berechnung ein und die Heizleistung passt sich dynamisch an. Das macht Digitalisierung zu einem entscheidenden Hebel für mehr Energieeffizienz in der Immobilienbranche: So bleibt es warm, aber eben nur dann, wenn es wirklich nötig ist.

Die Zahlen sprechen für sich

Laut Daten des Umweltbundesamts wurden im Jahr 2022 für Raumwärme in Gebäuden in Deutschland 27,6 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aufgewendet. Weitere 5,1 Prozent entfielen auf den Bereich Warmwasser. Die Bundesregierung hat sich 2010 zum Ziel gesetzt, den Wärmebedarf der Gebäude, spezifiziert als Endenergieverbrauch für Wärme, bis 2020 um 20 % gegenüber dem Stand von 2008 zu senken. Dieses Ziel wurde nicht erreicht, der Verbrauch sank bis 2020 nur um 10,9  %.

Besonders in älteren Gebäuden besteht ein enormes Potenzial zur Energieeinsparung. Ohne eine konsequente Optimierung der Heizsysteme werden wertvolle Ressourcen verschwendet und unnötig hohe Kosten verursacht. Die Internationale Energieagentur (IEA) betont gleichzeitig, dass der Energiesektor „die Hauptursache für die verschmutzte Luft ist, die mehr als 90 Prozent der Weltbevölkerung einatmen muss.“ Hoffnung gibt die Entwicklung im Bereich neuer, sauberer, erneuerbarer Energien.

Die Zukunft der Heizungssteuerung

Die Heiztechnologie befindet sich im Wandel: Weg von ineffizientem Dauerbetrieb, hin zu smarter, datengestützter Optimierung. Moderne digitale Lösungen setzen auf ein Zusammenspiel aus Sensorik, Algorithmen und Echtzeitanalysen. Während die oft angebotene einmalige manuelle Einstellung kurzfristig Effizienz bringen kann, liegt der wahre Schlüssel zur nachhaltigen Energieeinsparung in der kontinuierlichen, dynamischen Optimierung des Systems.

Diese Systeme berücksichtigen das Nutzungsverhalten der Mieterinnen und Mieter, historische Verbrauchsmuster, standortgenaue Wetterdaten und die thermische Trägheit des Gebäudes. Das bedeutet: Sie lernen dazu und passen sich immer besser an die tatsächlichen Bedürfnisse der Bewohner an. Darüber hinaus lassen sich diese Systeme nahtlos mit erneuerbaren Energiequellen verknüpfen, sodass beispielsweise die Nutzung von Solarthermie oder Geothermie gezielt optimiert wird. So entsteht ein intelligentes Gesamtsystem, das Effizienz und Nachhaltigkeit gleichermaßen steigert.

Vom Konzept zur Praxis

Ein Unternehmen, das diesem Ansatz folgt und sogar einen Schritt weiter geht, ist die Berliner KUGU Home GmbH: Die KUGU-Plattform legt die Grundlage für die Dekarbonisierung von Gebäuden und die Digitalisierung und Automatisierung aller energetischen Prozesse rund um Immobilien – ohne dass bauliche Eingriffe in die Gebäudesubstanz notwendig sind. Nachdem die Parameter des Gebäudes erfasst wurden, erstellt KUGU einen digitalen Zwilling, also eine virtuelle Abbildung des Gebäudes, die in Echtzeit mit Sensordaten aktualisiert wird. So lassen sich Heizsysteme präzise kalibrieren und kontinuierlich optimieren.

Der digitale Zwilling bildet das thermische Verhalten eines Gebäudes ab und erlaubt es, verschiedene Szenarien zu simulieren. Vorlauftemperaturen lassen sich automatisch anpassen, unnötige Heizphasen werden vermieden und die Effizienz der gesamten Anlage steigt. So können bis zu 30 Prozent Energie, Energiekosten und CO2-Emissionen eingespart werden, ohne negativen Einfluss auf den thermischen Komfort. 

Durchblick statt Blindflug

KUGU aggregiert, analysiert und visualisiert Daten aus dem gesamten Gebäudebestand in Echtzeit – dabei steht Transparenz an erster Stelle. Die digitale Steuerungseinheit sorgt dafür, dass Energieverbräuche optimiert, gesetzliche Vorgaben eingehalten und Betriebsprozesse effizienter gestaltet werden. Bewohner und Eigentümer können auf einen Blick erkennen, wo Einsparpotenziale liegen und wie sich Veränderungen im Heizverhalten auswirken.

Die laufenden Kosten können auf die Mieterinnen und Mieter umgelegt werden – doch statt Nachhaltigkeit gegen Mehrkosten auszuspielen, generieren die Lösungen von KUGU echte finanzielle Einsparungen über die Neukosten hinaus. Das schafft einen ökologischen und sozialverträglichen Ansatz zur Dekarbonisierung von Gebäuden und damit zur Nachhaltigkeit. Auch in der Instandhaltung zahlt sich der digitale Ansatz aus: Dank vorausschauender Wartung können Probleme erkannt werden, bevor sie auftreten. Sensoren melden Unregelmäßigkeiten, beispielsweise plötzliche Temperaturabfälle oder erhöhte Verbräuche, und lösen automatisch Wartungsanfragen aus.

Zukunft beginnt jetzt

Digitale Technologien transformieren die Dekarbonisierung der Wohnungswirtschaft von einer Herausforderung zu einer wirtschaftlich und ökologisch tragfähigen Lösung. Letztlich wird deutlich: Ohne eine vorausschauende, dynamische Steuerung bleibt das Potenzial zur Energieeinsparung weitgehend ungenutzt. Nachhaltigkeit beginnt mit intelligenter Technologie – und mit der bewussten Entscheidung, Gebäude smarter zu machen.

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