Alarmstimmung: BVMB fordert mehr Tempo bei Hilfen für den Wohnungsbau
26.10.2023„Die Krise im Wohnungsbau muss endlich mit der notwendigen Ernsthaftigkeit angegangen werden“, fordert der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB, www.bvmb.de), Michael Gilka. Neue Zahlen vom Statistischen Bundesamt unterstreichen, wie schwierig die Lage im Bausektor aktuell weiter ist.
Zement kostete im ersten Halbjahr 2023 41,7% mehr als noch ein Jahr zuvor. Gleiches gilt etwa für Kalk und gebrannten Gips (+39,7 %), Frischbeton (+27,7 %), Bausand (+22,7 %) oder Mörtel (+18,6 %). Die explodierenden Preise spiegeln sich in der sinkenden Zahl der Baugenehmigungen. Im August wurden demnach gerade noch 19.300 Wohnungen genehmigt. Das ist knapp ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum und so niedrig wie seit Februar 2013 nicht mehr. Auch die Bundesstatistiker sehen in der Entwicklung eine Folge der zunehmend schlechteren Finanzierungsbedingungen und der steigenden Baukosten.
„Es fehlen Maßnahmen, die unmittelbar und schnell Wirkung zeigen“
Michael Gilka zeigt sich nicht überrascht von den aktuellen Zahlen. „Wir haben schon nach dem Wohnungsbaugipfel im September darauf hingewiesen, dass es an Maßnahmen mangelt, die schnell Wirkung zeigen.“ Eine solche wirksame Maßnahme sei z. B. eine Mehrwertsteuersenkung für Bauleistungen oder die Senkung der Grunderwerbssteuer. „Hier müssten allerdings auch die Länder mit ins Boot, die sich von dieser Einnahmequelle nur schwer trennen können.“, beklagt Gilka.
Eine weitere Maßnahme zur Entlastung der Bauwirtschaft und des Wohnungsbaumarktes sieht er in einer griffigen und spürbaren Förderung für ganz normal verdienende Familien, die sich ein Eigenheim schaffen wollen. Dass es jetzt zinsgünstigere Darlehen auch für Familien mit einem Jahreseinkommen bis 90.000 Euro geben soll, ist laut Gilka zwar gut gemeint. Aber eine Familie mit einem solchen Einkommen werde sich trotzdem in einer Großstadt weder Neubau noch Sanierung leisten können. Hier müssen die Einkommensgrenzen in den Förderprogrammen entsprechend weiter nach oben angepasst werden.
400.000 Wohnungen im Jahr so weiter nicht erreichbar
„Die Zeit für kleinere, wenn auch gut gemeinte Einzelmaßnahmen ist vorbei“, betont Gilka. Eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Akteure sei jetzt wichtiger denn je, um den Wohnungsbau vor der Katastrophe zu retten. Dafür müsse auch der Bürokratieabbau, besonders bei den langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren, energischer als bisher vorangetrieben werden und nach Möglichkeit alles beseitigt werden, was Bauherren und Firmen sonst am Bauen hindert. Gilka fordert in diesem Zusammenhang die zügige Umsetzung folgender Maßnahmen:
• Abbau bürokratischer Hürden bei Planung- und Genehmigung z. B. mit Einführung einer Genehmigungsfiktion (sprich nach Ablauf einer Frist gilt ein Bauantrag automatisch als genehmigt)
• Keine Mietpreisbremsen oder Verbot von Indexmietverträgen
• Die Digitalisierung muss weiter vorangetrieben und innovative Bauverfahren gefördert werden
Ein Hilfspaket müsse in jedem Fall schnell auf den Weg gebracht werden, um einen Teufelskreis zu verhindern. Denn wenn Bauunternehmen ihre noch bestehenden Aufträge abgearbeitet hätten und die Auftragslage absehbar schlecht bleibe, werde Personal abgebaut, mahnt Gilka. Fachkräfte, die dann abwandern und fehlen, wenn die Rahmenbedingungen zum Bauen wieder besser werden und die Bautätigkeit wieder anzieht.