BID-Jahresempfang: Neue Wege beim Klimaschutz gefordert - „Wohnen muss bezahlbar bleiben!“
„Die Immobilienbranche bekennt sich zu ihrer Vorreiterrolle beim Klimaschutz und wird auch künftig einen großen Beitrag leisten“, erklärte Andreas Ibel, Vorsitzender der BID und Präsident des BFW Bundesverbandes, beim Jahresempfang der BID Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland in Berlin. „Wir werden die Energiewende aber nur schaffen, wenn Wohnen klimafreundlich und bezahlbar bleibt!“ Deshalb sei es unabdingbar, „dass die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Klimaschutzplanes 2050 unverzüglich evaluiert und die richtigen Maßnahmen ergriffen werden.“ Dies könne ein Weg sein, um die Immobilienwirtschaft wieder an den Tisch des gemeinsamen Bündnisses für bezahlbares Wohnen und Bauen zu bringen. Wie erfolgreich man sei, wenn man gemeinsam an einem Strang ziehe, habe sich schließlich erst kürzlich bei der Verabschiedung der Baugesetzbuch-Novelle gezeigt, so Ibel.
In ihrer Rede zum BID-Jahresauftakt dankte Bundesbauministerin Barbara Hendricks der BID für die bisherige Zusammenarbeit und würdigte den großen Beitrag, den die Immobilienbranche bislang zum Klimaschutz geleistet hat. Bauen und Klimaschutz könnten selbstverständlich nur Hand in Hand gehen. Immer müsse auch die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten werden, damit bezahlbarer Wohnraum entstehen könne. Deshalb gelte es nun, gemeinsam tragfähige und pragmatische Lösungen zu erarbeiten.
Iris Gleicke, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, betonte: „Wer Klimaschutz ohne Rücksicht auf die soziale Balance in unserer Gesellschaft durchziehen will, gefährdet den sozialen Frieden und die Akzeptanz der Energiewende. Wir müssen wieder mehr Wohnungen bauen, aber wir müssen sie auch zu verträglichen Kosten bauen. Wir wollen keinen Zielkonflikt zwischen unseren Klimaschutzzielen im Gebäudesektor und unserem Anspruch, dass Bauen und Wohnen bezahlbar bleibt. Deshalb muss die Wirtschaftlichkeit im Energieeinsparrecht die wichtigste Messlatte unseres Handelns sein.“
Die Präsidenten der BID-Mitgliedsverbände übergaben Bauministerin Hendricks ein Gutachten, in welchem die Auswirkungen von verschärften energetischen Vorgaben für Mieter, Eigentümer und Bauherren analysiert werden. Das Ergebnis ist alarmierend, so Ibel: „Mit dem KFW 55-Standard verteuern sich die Gestehungskosten um 10 % und die Nutzungskosten pro m² und Monat um rund einen Euro.“ Es werde also richtig teuer – auch für Mieter mit kleinem Geldbeutel. Die Ziele der Energiewende rückten so in weite Ferne.
Auch die umweltökonomische Bilanz von verschärften Vorgaben sei verheerend, führte Ibel weiter aus: Während sich die Kosten pro eingesparter Tonne CO2 für die Industrie auf lediglich 5 bis 8 € belaufen, sind es im Gebäudebereich bis zu 1.100 € pro Tonne. „Die Energieeinsparung im Gebäudesektor ist also um ein Vielfaches teurer als in anderen Sektoren.“ Hier lasse sich der Bedarf von mehr bezahlbarem Wohnraum nicht mit den höchst ehrgeizigen Klimaschutzzielen vereinbaren. „Verlierer sind all jene, die auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind.“
Deshalb sei es unabdingbar, neue Wege und Lösungen für bezahlbaren Klimaschutz zu suchen, so der BID-Vorsitzende. Dieser Weg könne nur über mehr Freiräume, Technologieoffenheit und permanentes Weiterentwickeln führen. Die Innovationskraft der Branche dürfe deshalb nicht durch restriktive Vorgaben und immer engere Rahmenbedingungen erstickt werden. Dementsprechend setzt sich die BID dafür ein, den in der nächsten Legislaturperiode geplanten Niedrigstenergie-Gebäudestandard für private Gebäude auf Basis der EnEV 2016 zu definieren. Eine Verschärfung der Auflagen würde Bauen und Wohnen weiter verteuern.
Das BID-Gutachten kann auf der Internetseite www.bid.info heruntergeladen werden.