„Die Wohnungsfrage dominiert“: Kommentar von Iris Schöberl (BMO Real Estate Partners) zur Immobiliendebatte anlässlich des Tags der Immobilienwirtschaft 2017
Zwei Parteichefs, zwei Minister, eine Kanzlerin – das „Politische Line-up“ des Tags der Immobilienwirtschaft 2017 des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) war beeindruckend. Es kann als Zeichen dafür gelten, dass die Politik der Immobilienwirtschaft endlich die Aufmerksamkeit zubilligt, die sie gemäß ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung auch verdient.
Allerdings war auffällig, dass sich die Reden der politischen Vertreter nahezu ausschließlich auf den Wohnungsmarkt beschränkten. Thema wurde der gewerbliche Sektor allenfalls im Beitrag des einzigen Politikers ohne Regierungsverantwortung am ZIA-Rednerpult. Was als Anekdote herhalten mag, weist auf ein grundsätzliches Problem hin: Denn die Wohnungsfrage dominiert nicht nur in politischen Reden und Medienberichten, wenn es um das Thema Immobilien geht. Sondern sie prägt auch die Politik- und Verwaltungspraxis in Bund, Ländern und Kommunen.
Dabei harren auch im Gewerbebereich wichtige Probleme dringend einer Lösung. Zwei Beispiele: in gefragten Märkten wird Büroraum knapp und im Einzelhandelssektor leiden insbesondere Händler unter rigiden und vielfach nicht mehr zeitgemäßen Beschränkungen bei Sortimenten oder Öffnungszeiten. Diese und andere Gewerbeimmobilien-Themen finden aber in der Debatte nicht statt.
Dass soll die Bedeutung der Aufgabe im Wohnungsbereich nicht kleinreden. Aber zeigt die Entwicklung hier ja gerade überdeutlich was passiert, wenn auf eine absehbare Entwicklung erst spät reagiert wird. Deshalb sind wir als Branche gefordert, die drängenden Fragen zu Gewerbeimmobilien stärker auf die Agenda zu bringen.
Iris Schöberl ist Managing Director Germany und Head of Institutional Clients bei BMO Real Estate Partners Deutschland