Energieforum West 2017: Erfolg der Energiewende steht ohne mehr Innovationen in Frage
Kann sie noch gelingen, die Energiewende im Gebäudebereich? Geht es nach den Vertretern von Wohnungswirtschaft, Industrie und Landespolitik, die sich in der Essener Philharmonie versammelt haben, dann wäre dafür ein weiteres Umdenken notwendig, weil für Energieeinsparungen in Wohnhäusern oft viel zu konservativ gedacht wird. „Mehr Dämmung alleine wird nicht helfen“, so der Konsens, den VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter zusammenfasste. Mehr Innovation, mehr Flexibilität und politische Unterstützung für neue Wege hin zu mehr Energieeffizienz sind stattdessen notwendig.
Mehr als 1.000 Besucher haben das Energieforum West am 23. und 24. Januar in Essen genutzt, um sich darüber zu informieren und miteinander zu diskutieren, wie mehr Energieeffizienz von Wohngebäuden erreicht werden kann. Die Leistungsschau der führenden Industrieunternehmen, Technikanbieter und Dienstleister hat dabei gut verdeutlicht, wie viel heute möglich ist: Wege zur Einsparung von Strom und Heizwärme sind sehr vielfältig und können nahezu beliebig miteinander kombiniert werden. Im Weg steht der kreativen Verbindung beispielsweise von Dämmung, Anlagentechnik und regenerativen Energien oft die veraltete Gesetzeslage, die mit der wachsenden Komplexität der Technologien nicht Schritt hält.
NRW-Umweltminister Johannes Remmel sagte im Rahmen seines Grußwortes: „Die Energiewende muss auch eine Wärmewende sein. Neben Energieeffizienz von Gebäuden ist es auch wichtig, dass wir verstärkt auf erneuerbare Energien setzen.“ An den Bund richtete Remmel die Forderung, dass die sogenannten Mieterstrommodelle endlich besser unterstützt werden müssten.
Der Hintergrund: Installieren Wohnungsunternehmen oder Wohnungsgenossenschaften auf den Dächern ihrer Bestände beispielsweise Solarzellen, so könnten sie den erzeugten Strom eigentlich verbilligt an ihre Mieter abgeben. Verhindert wird das allein durch die Gesetzeslage, weil sie dadurch ihre Befreiung von der Umsatzsteuer verlieren würden. Ohne diese Befreiung aber kann kein Wohnungsunternehmen wirtschaftlich arbeiten.
VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter und NRW-Bauminister Michael Groschek stimmten der Einschätzung des Umweltministers zu – beide setzen sich ebenfalls bereits seit Längerem dafür ein, dass der Einsatz regenerativer Energien den Mietern verstärkt zugutekommt. Darüber hinaus sei es wichtig, statt anspruchsvoller Leuchtturmprojekte im Neubau vor allem flächendeckend im Gebäudebestand mehr zu erreichen. „Sonst wird es mit der Erfüllung der Ziele des Klimaschutzplans 2050 knapp“, so Michael Groschek.
VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter sagt: „Wir brauchen mehr Technologieoffenheit und einen Wettbewerb zwischen den besten Lösungen.“ Er dankte Groschek dafür, dass der NRW-Bauminister sich gemeinsam mit den Bauministern der anderen Bundesländer gegen eine EnEV-Novelle nach altem Muster einsetzt. „Wenn eine Novelle kommt, dann muss sie mehr Flexibilität erlauben.“
70 % der Teilnehmer sehen auch in der praktischen Umsetzung der Maßnahmen ein Problem: Aufgrund der steigenden Anforderungen und der komplexer werdenden Technologie hängt das Gelingen der Energiewende stärker denn je von den Kompetenzen der verantwortlichen Akteure ab. An vielen Punkten kann noch angesetzt werden, um bestehende Möglichkeiten künftig besser und effizienter zu nutzen.
„Das Energieforum West etablierte sich zum Kongress rund um Klimaschutz und Energieeffizienz. Gemeinsam diskutierten alle Akteure über Ideen und Möglichkeiten, die zum Gelingen der Energiewende beitragen können. Unser Dank gilt unseren Mitveranstaltern, Partnern und Unterstützern, die mit ihrem Engagement zum Erfolg dieser Veranstaltung beigetragen haben", erklärte Klaus Leuchtmann, Vorstandschef des Europäischen Bildungszentrums der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ).