Preisverleihung: Der Deutscher Ziegelpreis 2017 geht an...
Im Technischen Rathaus in München wurde jetzt der Deutsche Ziegelpreis 2017 verliehen. Ausgelobt vom Ziegel Zentrum Süd (ZZS) in Kooperation mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) sowie weiteren Partnern wurde ein Preisgeld von insgesamt 20.000 € ausgeschüttet.
Die beiden Hauptpreise – jeweils 5.000 € – gingen an Bruno Fioretti Marquez Architekten aus Berlin für das beispielhafte Wohnungsbauprojekt Schillerpark in Berlin und an das sehr gelungene Besucherzentrum Kärcher in Winnenden der Stuttgarter Architekten Reichel Schlaier. Fünf Sonderpreise wurden für die Kategorien Nachwuchs, Einfaches Bauen, Kostengünstiger, energieeffizienter Geschosswohnungsbau, Detail und Bauen im Bestand verliehen. Zwölf Anerkennungen erhieltenherausragende Projekte in monolithischer und mehrschaliger Bauweise aus verschiedenen Gebäudekategorien.
In feierlichem Rahmen nahm Ministerialdirektorin Monika Thomas (BMUB) gemeinsam mit dem ZZS-Vorstandsvorsitzenden Thomas Thater und dem Juryvorsitzenden, Professor Dr. Thomas Jocher, die Verleihung vor. Die Ausstellung zum Deutschen Ziegelpreis 2017 wurde im Anschluss eröffnet.
Zwei Hauptpreise
Wohnungsbau am Schillerpark, Berlin
Professor Piero Bruno nahm als Hauptpreisträger, stellvertretend für das Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez aus Berlin, die Keramikplakette, die Urkunde und das Preisgeld für das Wohnungsbauprojekt Schillerpark in Berlin entgegen. Die Jury lobte die hohe Funktionalität dieses Wohnprojekts der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft, die gestalterische Souveränität und den sensiblen Umgang mit den heute wesentlichen Bedürfnissen der Bewohnerschaft.
Die ehrgeizigen Vorgaben der Auftraggeber, der Bebauung der benachbarten „Englischen Siedlung“ von Bruno Taut und Franz Hoffmann auf Augenhöhe und mit einem „zeitgemäßen und beispielhaften Konzept“ begegnen zu wollen, wurden hier überzeugend erfüllt. Sie beglückwünschten das Architekturbüro zur hohen Qualität dieses zukunftsweisenden Planungskonzepts, das den gekonnten, kreativen Umgang mit monolithischen Außenwandkonstruktionen aus hochwärmedämmenden Ziegeln bei diesem bemerkenswerten Wohnungsbauprojekt mit vier Geschossen unter Beweis stellt.
Besucherzentrum der Firma Kärcher, Winnenden
Das überaus anspruchsvoll gestaltete Bauensemble des neuen Besucher- und Kundenzentrums für die Firma Kärcher in Winnenden von Reichel Schlaier Architekten aus Stuttgart wurde von der sechsköpfigen Jury des Deutschen Ziegelpreises 2017 zum Hauptpreisgewinner für herausragende Architektur mit mehrschaligen Ziegelaußenwandkonstruktionen gekürt. Das wahrhaft einladende Herzstück dieser sehr geschickt platzierten Gebäudegruppe aus Besucherzentrum, Bürogebäude und Auditorium schafft über das Material der rotbunten, beige geschlämmten Handschlagziegel und den weithin sichtbaren, historischen Kamin den Bezug zur ehemaligen Ziegelei.
Zugleich stieß die sehr gelungene Neuordnung dieses Stadtrandgebietes dort nicht nur eine positive Entwicklung an, sondern vermittelt darüber hinaus eine überaus heitere, lebendige Atmosphäre. Elke Reichel und Peter Schlaier freuten sich über die öffentliche Wertschätzung ihrer im wahrsten Sinne herausragenden Arbeit, die ihnen im festlichen Rahmen der Preisverleihung überbracht wurde.
Fünf Sonderpreise
Wohnhaus Reinbek
Die große Zahl an bemerkenswerten Einreichungen bewog die Jury zur Schaffung von fünf Sonderpreisen. Die Förderung des Nachwuchses war dabei wieder einer der Schwerpunkte. Die jungen Leipziger Architekten, Michael Schoener und Fabian Panzer, erhielten den Sonderpreis Nachwuchs für die geschickte Erweiterung und Sanierung des Hauses Reinbek, bei dem ein sehr interessanter gestalterischer Ansatz gewählt wurde. Das zur Straßenseite nahezu unveränderte Einfamilienhaus wurde zur Gartenseite hin deutlich ablesbar erweitert. Das zusätzliche Volumen unterscheidet sich durch die geschlämmten Außenwände aus großformatigen Ziegeln, die großzügige Öffnung zum Garten und durch sein flacheres Dach vom Bestandsbau. Die einfachen Mittel und sehr niedrigen Baukosten dieses modernen Bedürfnissen angepassten, thermisch aufgewerteten Altbaus wurden zudem besonders lobend erwähnt.
Atelier Werkstatt Lager, Gleißenberg
Das simple, sehr zurückhaltend gestaltete Atelier- und Werkstattgebäude des Künstlers Peter Lang in Gleißenberg veranlasste die Jury dazu, einen Sonderpreis Einfaches Bauen zu kreieren. In einen dörflichen Kontext eingefügt zeigt sich das unterteilbare Gebäude mit seinen drei Satteldächern und den grob verputzten Ziegelfassaden mit sorgfältig gesetzten Öffnungen fast karg, jedoch bietet es eine keineswegs spartanische Raumästhetik. Wohl durchdacht, mit hervorragendem Raumklima ausgestattet, garantiert dieses einfache und doch repräsentative Gebäude ungestörten Kunstgenuss und eine hervorragende Arbeitsumgebung.
Genossenschaftliches Wohnen, Kempten
Der Sonderpreis Kostengünstiger, energieeffizienter Geschoßwohnungsbau ging an das Architekturbüro F64 aus Kempten, das sich in Kempten und Umgebung durch anspruchsvolle Wohnbauten bereits einen Namen gemacht hat. Der Neubau von 25 öffentlich geförderten Mietwohnungen in zwei um ein kommunikatives Zentrum angelegten Baukörpern für die Bau- und Siedlungsgenossenschaft BSG Allgäu wirkt der Vermutung von „billigem Bauen“ erfolgreich entgegen. Solide und in der Gestaltung traditionell anmutend, gelang es den Architekten sehr gut, die kubischen Bauten in das stark abfallende Gelände einzufügen. Die unkomplizierte Ausführung mit monolithischen Ziegelaußenwänden, gegliedert durch gut gewählte, mit Faschen betonte Fensterformate und sorgfältig gesetzte, großzügige Einschnitte, gewährleistet diesen Wohnbauten ein wartungsarmes, langes Leben.
Empfangsgebäude Drägerwerke, Lübeck
Das herausragende Empfangsgebäude der Drägerwerke in Lübeck vom Architekten Max Dudler aus Berlin wurde von der Jury einstimmig aufgrund seiner anspruchsvollen Gestaltung für den Sonderpreis Detail auserkoren. Das sehr gelungene, mit Wasserstrichziegeln verkleidete Gebäudeensemble mit seinen kräftigen Klinkerpfeilern zeigt sich als modernes Exponat in der Tradition der expressionistischen Backsteinarchitektur Norddeutschlands. Die in den beiden obersten Stockwerken mitsamt der Verglasung komplex gefaltete Fassade bekrönt den geschickt überhöhten achtgeschossigen Eckpunkt dieses eindrucksvollen Verwaltungsgebäudes.
Evangelisches Gemeindehaus, Finsterwalde
Habermann Architekten aus Finsterwalde gelang der entscheidende Wurf für den Neubau des Gemeindehauses der Evangelischen Kirchengemeinde in Finsterwalde, das ihnen den Sonderpreis Bauen im Bestand einbrachte. Dieser bemerkenswerte Erweiterungsbau wurde zum attraktiven Zentrum der Gemeinde und fügt sich behutsam zwischen dem bestehenden Pfarrhaus und einem der ältesten Häuser in Finsterwalde ein. Präzise detailliert, mit klarer Formensprache und gut proportionierter Backsteinfassade setzt dieses vorbildliche Gebäude im Ensemble der Bestandsgebäude einen freundlichen, zeitlosen Akzent. Auch im Innenraum überzeugt die hohe Qualität der Ausgestaltung.
Zwölf Anerkennungen
Die hohe Qualität der Einreichungen brachte die Jury zu der Entscheidung, die Anzahl der Anerkennungen in 2017 auf zwölf festzulegen. Alle preisgekrönten Projekte inklusive der zwölf Anerkennungen, den neun Projekten der Engeren Wahl und weiteren ausgewählten Projekten werden unter www.deutscher-ziegelpreis.de ausführlich dargestellt.
Anerkennungen erhielten am 3. Februar folgende zwölf Projekte:
·Christine Remensperger für das „Haus für Kinder“ in Stuttgart
·Architekturbüro Schildhammer für „Das kleine Haus“ in Passau
·Georg Scheel Wetzel Architekten für die „Feuerwehr Tuttlingen“
·Wirth Architekten für den „Remisenpavillon“ in Affinghausen
·Bayer & Strobel Architekten für das „Wohnhaus Z“ in Frankfurt
·Meck Architekten für die „Neugestaltung der Ortsmitte mit Rathaus Maitenbeth“
·Palais Mai für die „Wohnbebauung und Kita Braystraße“ in München
·Neun grad Architektur für den „Neubau Verbrauchermarkt“ in Oldenburg
·Gerber Architekten für das „Berufskolleg am U-Turm“ in Dortmund
·Rüthnick Architekten für die Gedenkstätte „Wald der Erinnerung“ in Schwielowsee
·Harris + Kurrle Architekten für den Neubau Ganztageseinrichtung mit Mensa und Gymnastikraum Grundschulareal Ludwigsburg
·Su und z Architekten für „Wohnen am Auwald“ in Ingolstadt