Der Verband kommunaler Unternehmen und die Agentur für Erneuerbare Energien sind sich einig: Klimaschutz braucht die Wende im Wärmesektor

In einem gemeinsamen Pressegespräch haben der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) mehr politisches Augenmerk für den Klimaschutz im Wärmebereich gefordert.

„Wir brauchen nicht nur die Strom- oder Verkehrswende, sondern auch die Wärmewende“, sagte VKU-Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche. Der Schlüssel dazu seien die Stadtwerke mit ihren Wärmenetzen. „Die Infrastrukturen der KWK sind die Basis für eine erfolgreiche Dekarbonisierung der Wärmeversorgung. Nur so wird es realistischer, die Klimaziele zu erreichen.“

AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer ergänzte: „Bei der Wärmeerzeugung entstehen in Deutschland mehr als ein Drittel aller energiebedingten Klimagas-Emissionen. Wir müssen den Blick daher auf den Wärmesektor richten. Effiziente erneuerbare Technologien stehen bereit.

„Das Ziel muss sein, auch die Wärmeversorgung schrittweise auf erneuerbare und emissionsarme Quellen umzustellen“, Reiche weiter. „Konkret heißt das, in die bestehenden Wärmenetze in Zukunft mehr und mehr unterschiedliche Wärmequellen wie Solar-, Geothermie, Biomasse oder Abwärme aus Industrieanlagen aufzunehmen. Damit stehen wir vor einem gewaltigen Transformationsprozess.“

Kommunale Unternehmen gestalten bereits heute vielerorts die Wärmewende vor Ort: Indem sie mehr erneuerbare Wärme, etwa über Biomasse oder Solarthermie, und Abwärme aus Müllverbrennung oder Industrieanlagen einspeisen oder Wärmespeicher anlegen. Vohrer: „Dass die lokale Wärmewende gelingen kann, zeigen die Projekte engagierter Bürger und Unternehmen vor Ort, zum Beispiel die von der AEE ausgezeichneten Energie-Kommunen. Hier wird deutlich: Jede Gemeinde in Deutschland hat ungenutzte Potenziale. Anders als am Strommarkt stagniert jedoch im Wärmesektor der Anteil Erneuerbarer Energien, obwohl effiziente Technologien bereitstehen. Es fehlen faire Wettbewerbsbedingungen für die Erneuerbaren im Wärmebereich.“

Reiche sieht den Grund darin, dass die emissionsarme Wärmeplanung bislang zu wenig im Fokus der Politik stand: „Es gibt derzeit kein kongruentes Energiekonzept, um die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr zu verbinden und so erneuerbare Energie sektorübergreifend zu nutzen. Es wird Aufgabe der kommenden Bundesregierung sein, dafür intelligente Lösungen zu verankern. Hinzu kommt: Die Wärmeversorgung ist kleinteilig und muss auf die lokalen Gegebenheiten abgestimmt werden. Der Teufel liegt hier häufig im Detail. Das Planungsrecht ist bislang noch nicht darauf ausgerichtet, eine nachhaltige Wärmeversorgung zu ermöglichen.“ Reiche weiter: „Wenn wir Emissionen im Wärmebereich signifikant reduzieren wollen, müssen die politischen Rahmenbedingungen auf vielen Ebenen angepasst werden. Einen Königsweg dafür gibt es nicht, hier ist Politik gefordert.

Am praktischen Beispiel zeigen Wuppertal und Potsdam, wie eine intelligent gestaltete Wärmewende die Energiewende flankiert. So ermöglicht der vollständige Umbau des Wuppertaler Fernwärmenetzes die Schließung eines fast 120 Jahre alten Kohlekraftwerkstandortes. „Das Ende des Kohlekraftwerks Elberfeld vermeidet jährlich 450.000 t CO2“, erläutert der Vorstandsvorsitzende der Wuppertaler Stadtwerke, Andreas Feicht. Zugleich erfüllten alle an das neue Fernwärmenetz angeschlossenen Gebäude auch ohne zusätzliche Dämmung die Vorgaben der Energieeinsparverordnung EnEV, was den Immobilienstandort Wuppertal deutlich aufwerte.

In Potsdam konnte durch die Kombination energieeffizienter Gebäudemodernisierung und dem Aufbau eines Wärmespeichers in Verknüpfung mit einem Elektrodenkessel ein Stadtteil komplett auf grüne Fernwärme umgestellt werden. Ulf Altmann, Technischer Geschäftsführer der Energie und Wasser Potsdam: „Die Maßnahmen sparen jährlich 10.000 t CO2  ein. Wesentliche Voraussetzung für das erfolgreiche Gelingen war die enge Zusammenarbeit zwischen der Stadt, der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft ProPotsdam und der Energie und Wasser Potsdam.“

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