Berlin: Stadtweit schöne Schwamm-Schwemme

Hitze, Starkregen, Trockenheit: Um den Folgen des Klimawandels zu begegnen, soll Berlin zur Schwammstadt werden. Wie das geht, zeigen 49 Schwammstadt-Projekte, die aus dem Wettbewerb „Regenial! Ihr zukunftsweisendes Schwammprojekt für unsere Schwammhauptstadt“ der Berliner Regenwasseragentur hervorgegangen sind. Die Agentur hat jetzt zehn herausragende, vorab von einer unabhängigen Jury ausgewählte Projekte als Sieger des Wettbewerbs bekanntgegeben.

„2018 hat die Regenwende in Berlin begonnen. Seitdem wird die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung gefordert und gefördert, zahlreiche Projekte wurden realisiert. Die Zeit war reif, das bisher Geschaffene sichtbar zu machen und gemeinsam zu diskutieren. Mit unserem Wettbewerb wollten wir der Frage nachgehen, was ein gutes Schwammstadt-Projekt ausmacht und welche Beispiele auf dem Weg zur Schwammhauptstadt als Vorbild dienen können“, erläutert Dr. Darla Nickel, Leiterin der Berliner Regenwasseragentur, über die Idee zum Wettbewerb.

Unter den zehn siegreichen Projekten sind unter anderem zwei Schulen, ein Bürogebäude und mehrere Quartiere. In Friedrichshain wird beispielsweise auf dem Gelände des ehemaligen Postbahnhofs ein Eisenbahnviadukt zum Regenwasserspeicher umgebaut. In Mariendorf fließt der Niederschlag eines im Bau befindlichen Wohnquartiers in den „Türkenpfuhl“, ein natürliches Gewässer, das ohne diese Maßnahme zu verlanden droht. Beim Umbau des Schulhofs der Grundschule St. Ursula in Zehlendorf wurde ein Rückhaltebecken geschaffen, das einerseits als grünes Klassenzimmer, andererseits bei Starkregen als Wasserspeicher dient.

Inspirationen, die helfen, die Folgen des Klimawandels abzumildern

„Die zehn Sieger haben unterschiedliche Qualitäten. Manche zeichnet der Umgang mit besonderen Herausforderungen wie zum Beispiel Denkmalschutz, Umbau im Bestand oder schlechten Versickerungsbedingungen aus. Andere schaffen Mehrwerte für die Nutzer:innen wie zum Beispiel eine höhere Aufenthaltsqualität durch Begrünung und Kühlung“, sagt Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin und Mitglied der Jury.

„Das Erreichen der Ziele der Schwammstadt ist eine Gemeinschaftsaufgabe für Berlin“, betont Britta Behrendt, Staatssekretärin für Klimaschutz und Umwelt. „Deshalb freue ich mich sehr, dass bei diesem Wettbewerb so viele tolle Projekte eingereicht wurden. Das zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.“

Auch eine Straße, ein Platz und ein Park sind unter den Siegern. Am zuvor komplett versiegelten Görlitzer Ufer in Kreuzberg hat der Bezirk rund 1.000 Quadratmeter Fläche zu Blühwiesen mit heimischen Arten umgestaltet. Im Charlottenburger Volkspark Jungfernheide sorgen 22 Tonnen Biokohle aus Gehölzschnitt für eine bessere Versorgung der zentralen Rasenfläche mit Wasser und Nährstoffen. Der Vorplatz des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde wird mithilfe bepflanzter Mulden, neuer Bäume, Wildgehölzen sowie Sitzgelegenheiten zum lebendigen und nachhaltigen Treffpunkt mit Wasserfläche in der Mitte umgestaltet.

„An den öffentlichen Raum werden viele Anforderungen gestellt. Wir haben deshalb Projekte ausgewählt, die Flächen zur Regenwasserbewirtschaftung mehrfach nutzen oder einen zusätzlichen Beitrag, beispielsweise zum Klimaschutz oder zur Biodiversität, leisten. In Zeiten knapper werdender Kassen erschienen uns zudem wirtschaftliche, übertragbare und innovative Lösungen besonders zukunftsweisend“, so Daniel Kyek, Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes im Bezirk Mitte und Mitglied der Jury.

Weitere Mitglieder der „Regenial!“-Jury waren Birgit Fritz-Taute, Abteilungsleiterin Integrativer Umweltschutz bei SenMVKU, Beate Glumpf, Bereichsleiterin Planung und Entwicklung bei WISTA Adlershof, Thomas Guba, Stellv. Vorsitzender des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten bdla, Landesgruppe Berlin/Brandenburg, Jörg Neubert, Technischer Vorstand der Wohnungsgenossenschaft MERKUR Berlin, und Eva Paton, Direktorin des Instituts für Ökologie an der TU Berlin.

Der Wettbewerb startete im März 2024. Alle 49 eingereichten Arbeiten sind inzwischen Teil der Schwammstadt-Datenbank der Regenwasseragentur unter www.regenwende.berlin und werden als Plakate im Rahmen einer Wanderausstellung gezeigt. Den Anfang macht das Foyer der Unternehmenszentrale der Berliner Wasserbetriebe.

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