Energiekrise: Zehn Millionen Haushalte müssen sparen, um ihre Wohnung halten zu können
14.10.2022Jeder vierte deutsche Haushalt kann seine Wohnung nur dann noch halten, wenn er Energie stark einspart. Doch das ist im Grunde alternativlos, solange für 77 Prozent eine Wohnungssuche aktuell schwierig werden würde und 81 Prozent sogar noch von einer weiteren Verschärfung des Wohnungsmarktes ausgehen. Das ist ein Ergebnis des aktuellen DLE-Monitors, einer bundesweit repräsentativen Telefonumfrage zum Thema ‚Wohnen‘. Befragt wurden über 1000 Bundesbürger. Damit sind die Resultate innerhalb einer Spannbreite von +/- 2,5 Prozent auf sämtliche ca. 60 Mio. Bundesbürger ab 16 Jahren hochrechenbar.
45 Prozent der Deutschen planen demnach, aus Energiespargründen im Winter bestimmte Zimmer nicht mehr zu nutzen. 86 Prozent wollen in ihrer Wohnung die Temperatur absenken. „Auch wenn der Gasverbrauch im September sogar über den Vorjahreswerten lag, zeigen die Zahlen, dass die Energiekrise in den privaten Haushalten zu deutlichen Einschränkungen führen wird“, sagt Klaus-Peter Schöppner, Geschäftsführer der MENTE>FACTUM GmbH, die die Umfrage im Auftrag der DLE Land Development GmbH realisiert hat. Die Dramatik der aktuellen Energieverknappung ist bei den Deutschen also angekommen: Nur noch sieben Prozent fühlen sich von all‘ dem nicht tangiert und wollen ‚so wie bisher heizen‘.“
„Die Zahlen bestätigen den hohen Bedarf an bezahlbarem energieeffizientem Wohnraum“, sagt Dr. Simon Kempf, Geschäftsführer der DLE Land Development. „In hinreichender Stückzahl lassen sich solche Wohnungen modular und auf großen Konversionsflächen errichten. Die industrielle Vorfertigung von Wohnungen steht in Deutschland in den Startlöchern und aufgrund oft überdimensionierter Gewerbebebauungspläne gibt es auch große Baulandreserven.“ Diese müssten allerdings von den Gemeinden aktiviert werden und dafür bräuchte es viel Planungs- und Überzeugungsarbeit.
Aktuell im Zentrum der Aufmerksamkeit steht die energetische Ertüchtigung der eigenen Wohnung. „Am weitesten sind die Deutschen beim Einbau neuer Fenster und Maßnahmen zur Wärmedämmung“, berichtet Schöppner. Hier melde bereits jeder vierte Haushalt die Realisierung, fast jeder fünfte habe eine neue Heizung beziehungsweise eine Wärmepumpe einbauen lassen. Jeder Zehnte verfügt bereits über Photovoltaik auf dem Dach. Für einen nachhaltigen Trend spreche zudem, dass sich etwa zwei Drittel darüber hinaus bereits mit den einzelnen Maßnahmen beschäftigt hätten.
Kommunen sollen bei Beratung unterstützen
Ferner: Angesichts des wirtschaftlichen Drucks erhoffen sich die Deutschen Unterstützung durch die Politik. Vor allem den Kommunen, Verbänden und Wohnungsunternehmen kommen bei der Realisierung der Energiewende herausragende Bedeutung zu. Für ihre eigenen Energiesparkonzepte wünschen sich 70 Prozent eine diesbezügliche Beratung. Hohen Informationsbedarf gibt es auch beim Erhalt von Fördermitteln für energetische Verbesserungen (57 %) und Solarinstallationen (54 %) sowie für Sicherheitskonzepte (69 %). Die These, dass Jüngere aufgrund ihres besseren Technikverständnisses geringeren Informationsbedarf haben, bestätigt sich nicht.
Wenig Bereitschaft zu aktivem Klimaschutz
Trotz der Popularität von Energieeinsparungen im privaten Umfeld sind die Deutschen selbst allerdings nicht über Nacht zu begeisterten Klimaschützern geworden. Die Akzeptanz politischer, klimabedingter Forderungen folgt – für Schöppner nicht unerwartet – dem NIMBY-Prinzip: Das Abschalten von Reklame (78 %), mehr Grün im Wohnumfeld (73 %), begrünte Fassadenflächen (64 %) und Absenkung der Außenbeleuchtung (64 %), also all‘ das, was ‚Andere‘ tun sollen, wird vergleichsweise stark akzeptiert. Wenig Bereitschaft gibt es dagegen für ’Eigenleistungen‘ wie die Absenkung der eigenen Raumtemperaturen (41 %), die nur widerstrebend akzeptiert wird, kalt duschen in Sportanlagen (22 %) sowie der Empfehlung, kleinere Wohnungen zu bauen (19 %).